Mignon - Kiss Of Death

Mignon

Stil (Spielzeit): Rock (35:45)
Label/Vertrieb (VÖ): Impedance Records (17.06.11)
Bewertung: 5 / 10
Link: http://www.myspace.com/mignon

Liveband... Wie so viele andere mit einer charismatischen Frontfrau ausgestatteten Kapellen legen auch diese vier Rocker ihr Hauptaugenmerk auf eine eindrucksvolle Liveperformance und stellen die musikalische Leistung eher in den Hintergrund. In diesem Fall hat es den vier nicht unwesentlich für die Vergößerung des Ozonloches verantwortlichen Haarsprayrockern allerdings tatsächlich noch einen Extrapunkt beschert. Denn meine erste Tendenz bezüglich der zu vergenbenden Punktzahl für deren mittlerweile zweite Scheibe „Kiss Of Death“ ging ursprünglich eher in Richtung „gutgemeinte vier Punkte“. Nachdem ich auf dem kürzlichen Konzert vom großartigen ROB ZOMBIE jedoch feststellen musste beziehungsweise durfte, dass MIGNON hier als Vorband agieren, konnte sich das auf eine irgendwie putzige Art und Weise extravagante Quartett doch noch meine Sympathien zuziehen und somit zumindest eine durchschnittliche Bewertung erreichen. Wohl nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass ausnahmslos jeder Support des wegweisenden Zombies schon von vorn herein einen Stein in mein Brett gehämmert hat, war es nicht schwer für MIGNON, meinen Körper in Bewegung zu versetzen und mir beim Anblick der Bühnenshow ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Der Alkohol tat sein Übriges...
Hauptverantwortlich für diese positive Überraschung waren jedoch nicht unbedingt die drei Musiker und ihr namensgebendes Frontweib, sondern viel eher die zusätzlich auf der Bühne herumturnenden und sich ausziehenden Mädels, welche einen durchaus schönen Anblick darboten. Das lässt natürlich gern über die Köpfe der vor einem stehenden Konzertbesucher und auch über die leicht nervende Musik hinwegsehen. Diese lebt leider hauptsächlich von der keifenden Stimme von Mignon Baer, welche sehr an die Achtziger erinnert, sich beste Mühe gibt, den geneigten Hörer in ihren Bann zu ziehen, gerade durch diese sehr penetrante Art und Weise jedoch ehrlich gesagt auch einfach nervtötend klingt. Viel zu oft wird hier viel zu hoch angesetzt und somit jeder Ansporn unterbunden, die Lautstärke aufzudrehen, da in diesem Fall mit blutenden Ohren gerechnet werden müsste. Zudem vermag das quakende Gekeife nur in Ausnahmefällen mit eingängiger Melodie zu überzeugen. Überwiegend klingt es zickig, leicht hysterisch und unauthentisch angepisst. Unauthentisch deswegen, weil die Stimmlage leider viel zu niedlich daherkommt, um wirklich rotzig zu wirken. Immerhin passt das zum aufwendigen Outfit...

Nun gut, so geht es wenigstens nicht die komplette halbe Stunde über zu. Nicht jeder der elf Tracks geht auf die Nerven. Gelegentlich zeigt Frau Mignon auch, dass sie durchaus auch in etwas angenehmere Töne verfallen kann. So entpuppt sich der Titeltrack beispielsweise als verhältnismäßig zugängliche Ballade, die im direkten Vergleich zu anderen Titeln sogar mit einem gewissen Wiedererkennungswert überzeugen kann. So richtig zum Mitsingen jedoch lädt auch dieser Song nicht ein. Irgendwie will der Funke nicht so recht überspringen. Selbst in den etwas harmonischeren Momenten nicht. Ganz im Gegenteil. Ein punkiger Hassanfall wie „Fist in your face“ kann da schon eher überzeugen, sofern man denn über die Stimme hinwegsehen kann. Es liegt nun also an der musikalischen Untermalung, hier noch etwas zu reißen. Dies vermag sie jedoch leider auch nur mäßig erfolgreich zu tun. Die Gitarren klingen viel zu drucklos und bieten auch keine sonderlich aufregenden Spielereien. Ebenso das sehr zurückhaltende Schlagzeug und der alles andere als wummernde Bass. Die etwas zu dünn abgemischte Instrumentalisierung ist zwar einigermaßen solide, durch das vorherrschende Midtempo stets tanzbar und versehen mit einigen kleinen Überraschungen, bietet insgesamt jedoch wenig Interessantes...

Immerhin ist man nicht selten verleitet, leicht mit dem Kopf zu nicken. Die punkige Attitüde tut dem Rock von MIGNON nicht schlecht. Streckenweise ist das Ganze mit ROCKBITCH zu vergleichen und ein leichter Einschlag von THE DONNAS ist ebenfalls zu vermerken. Alles in allem spielen die aus Berlin, London und Los Angeles stammenden Individuen jedoch eher durchschnittliche Rockmusik mit typischen englischen Texten und leichtem Staubüberzug...

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