Vamps - Underworld

Vamps - Underworld
    Rock

    Label: Eleven Seven Music
    VÖ: 28. April 2017
    Bewertung:6/10

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Düstere Töne aus dem Land des Lächelns: Japanische Vampire auf dem Weg zu internationalem Ruhm?

Kaum scheint die große Twilight-Vampir-Welle dem nicht gerade spannenderen Zombie-Hype gewichen zu sein, schicken sich plötzlich japanische Vampire an, die Welt zu erobern. Da ist es nur bezeichnend, dass diese sich zu allem Überfluss auch noch VAMPS nennen. Hierzulande kaum bekannt, erfreut sich das Duo im Land der aufgehenden Sonne überraschend großer Beliebtheit. Kein Wunder, schließlich zeichnen mit HYDE (L‘ARC-EN-CIEL) und K.A.Z. (OBLIVION DUST) zwei renommierte Musiker für das Projekt verantwortlich, welches keineswegs fremd in Japans größten Arenen ist. Und während sich der ein oder andere Freund japanischer Rockmusik HYDEs Rückkehr zu L‘ARC-EN-CIEL wünschen mag, haben die Vampire anderes vor und versuchen, mit ihrem vierten Album "Underworld" auch endlich in westlichen Gefilden Erfolge zu feiern.

Prominente Hilfe

So steht alles auf "Underworld" unter dem Zeichen des gewollten Erfolgs, was schon ein Blick auf den Beipackzettel bestätigt. Dort tummeln sich APOCALYPTICA, Chris Motionless (MOTIONLESS IN WHITE) und RAMMSTEIN-Saitenbiest Richard Z. Kruspe als Gastmusiker, während Howard Benson (MOTÖRHEAD, HALESTORM, PAPA ROACH) und Kane Churko (IN THIS MOMENT, FIVE FINGER DEATH PUNCH) für die Produktion zuständig waren. Das sorgt nicht nur für ein Zucken der kritischen Augenbraue, sondern vor allem hört man das auch. "Underworld" zeigt sich perfekt, fast zu gut produziert. Jegliche Kanten wurden mit Schmirgelpapier abgerieben, alles auf ein leichtes Hörvergnügen abgestimmt. Was dem Underground-Black-Metal-Fanatiker wohl verdammungswürdig erscheinen mag, muss aber nicht unbedingt negativ aufgefasst werden. Schon ONE OK ROCK haben dieses Jahr bewiesen, dass eine Band mit einer solchen Herangehensweise eine richtig gute Platte auf den Markt werfen kann.

Deswegen stellt sich auch hier zuerst die Frage, was "Underworld" eigentlich ist. VAMPS experimentieren auf ihrem Viertling deutlich weniger, als auf den Vorgängern und beschränken sich auf harte Riffs, elektronische Effekte und durch und durch amerikanisch geprägte Melodieansätze. Das ist in sich nichts Neues für VAMPS und wird von HYDEs kratziger Rockröhre wie immer gut in Szene gesetzt. Die eigenen Wurzeln, welche in der japanischen Rockmusik liegen, ignorieren die Jungs dieses Mal jedoch komplett, was sich nicht nur in der Abwesenheit der japanischen Lyrics widerspiegelt. So fehlt "Underworld" dann doch manchmal die Identität, die Abgrenzung zu westlichen Rockgrößen.

Einfach, rockig, gut

Macht aber nichts, denn gut ist die Platte trotzdem. Schon der Opener und Titeltrack "Underworld" lässt das Blut in Wallung geraten, während die Single-Auskopplung "Calling" einen wahren Zuckerrefrain auf den Hörer loslässt. VAMPS reihen eine gute Melodie an die nächste und haben offensichtlich ein Gespür dafür, wie man ordentlich rockt. Die auf den Vorgängern häufiger vorkommenden Totalausfälle haben sich VAMPS heuer erfreulicherweise gespart. Insbesondere die mit Gastauftritten veredelten "Rise Or Die" und "SIN IN JUSTICE" hinterlassen bleibenden Eindruck und auch das von Chris Motionless unterstützte "Inside Of Me" bleibt ganz fies in den Gehörgängen sitzen. Nur gegen Ende verliert das Album etwas von seinem Schwung und flacht in der Qualität deutlich ab. "Bring Your Own Blood" wirkt wie ein schwacher Abklatsch des Live-Dauerbrenners "Sex Blood Rock N' Roll", während es "Rise Up" nicht einmal schafft, die Hausfliege zum Platzwechsel zu bewegen. Das macht "Break Free" schon deutlich besser.

Unterm Strich ist "Underworld" also definitiv kein schlechtes Album, sondern tatsächlich ein gutes, welches mit vielen gelungenen Songs aufwarten kann. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, ob das Album in diesem Zustand international wirklich Aufsehen erregen kann. Keine Frage, die Amerikanisierung ihrer Musik ist VAMPS hervorragend gelungen, doch wirklich herausstechen dürfte die CD zwischen den abertausenden westlichen Rock-Releases nicht. Dafür fehlen dann doch die Kanten und das besondere Etwas. Doch auch wenn das Album ein bisschen bei der Identität krankt, eignet es sich super als gutes Rockalbum für zwischendurch. Rockfans dürfen bzw. sollten auf jeden Fall einmal Probe hören, vielleicht ist es ja doch genau das Richtige.

Tracklist

  1. Underworld
  2. Calling
  3. Break Free
  4. Don't Hold Back
  5. Bleed For Me
  6. In This Hell
  7. Inside Of Me (feat. Chris Motionless)
  8. Rise Or Die (feat. Richard Z. Kruspe)
  9. SIN IN JUSTICE (feat. APOCALYPTICA)
  10. B.Y.O.B. (Bring Your Own Blood)
  11. Rise Up

Band

HYDE - vocals, guitar
K.A.Z. - guitar

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