Dialis - Precatio


Dialis-Precatio

Stil (Spielzeit):
Ambient / melancholischer Rock (54:12)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenprod. (21.07.09)
Bewertung: ohne Bewertung

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Was das Duo DIALIS auf seinem Debüt abliefert ist im guten wie negativen Sinne: bitter.

Zartbitter mit cremigem Schmelz als solches die Musik, die sich mild experimentell gibt und irgendwo zwischen Nick Cave, Alexander Veljanov, zwischen sanftem Rock (manchmal mit bluesigem Touch) und Ambient eine eigene Schublade sucht.

Schon die nicht ganz clichéfreien, aber sehr geschmackvollen Schwarz-Weiß-Photos des Booklets stimmen gut auf die musikalische Atmosphäre ein. Nicht ganz clichéfrei, aber geschmackvoll: Melancholie, Sehnsucht, etwas Tröstlichkeit und nochmals Melancholie. Alles sehr getragen und erwachsen, was Franco Bettoni (voc, acust-git, b) und Giuseppe G. de Lorenzo (piano) da anbieten.

Wo alles auf Atmosphäre und gedämpfte Stimmung ausgelegt ist, da fehlt es fast zwangsläufig an „Hits“ und häufig auch an vordergründiger Abwechslung; absolutes Tempolimit hier: geschätztes „Andante un poco tranquillo“, also bei 75 bpm. In der Regel geht’s aber noch bedächtiger zu. Die Abwechslung wird durch wechselnde Gäste initiiert, die mit Violine, Akkordeon, Klarinette, Querflöte oder Stromgitarre tatsächlich die Grundstimmung nie beschädigen. Stattdessen den Stücken einen entsprechend kolorierten, eigenen Charme verpassen.

Wobei meinem Geschmack entgegenkommt, dass in fast allen Stücken das Cello sein Scherflein zum Gelingen beitragen darf.

So weit, so gut und zartbitter. Wäre das alles, ich wäre sehr zufrieden und wüsste, was dezent zu laufen hätte, während ich bspw. meine Herzensdame mit einer „Saltimbocca alla Romana“ verwöhne.

Aber das ist nicht alles. Es gibt ja auch Gesang. Und da wird’s richtig bitter!  Zur Ehrenrettung des Signore Bettoni sei gesagt: er hat eigentlich eine sehr schöne Stimme, mit einem angenehmen, warmen Timbre. Aber irgendwer hat ihm was von „Vibrato“ erzählt. Und das probiert er dann auch gleich mal aus. Und (vielleicht weil er merkt, dass er das nicht so toll kann) übt er das auf „Precatio“ auch schön fleißig…Tja.

Und so geht all die schöne Stimmung den Bach runter. Und ein feines Album für spezielle Anlässe verwandelt sich nahezu in eine Parodie seiner selbst. Dumm gelaufen.

Bei einer derart üppigen Diskrepanz zwischen dem Gros und nur einem einzigen, aber massiv irritierenden Element verweigere ich mal die Note oder vergebe gleich zwei: 8,5 und 2. --- Vielleicht sei noch erwähnt, dass ich das Album mittlerweile ca. 20mal gehört habe und anfange, das Eiern und die unfreiwillige Komik in der Stimme zu überhören.