Stil (Spielzeit): Pop Rock mit leichten Folkeinflüssen (46:23)
Label/Vertrieb (VÖ): Nuclear Blast/Warner Music (25.06.10)
Bewertung: 7/10
Link: http://www.indica.fi
Wenn's nach dem Label geht, sind INDICA aus Finnland DAS nächste große Ding. Immerhin konnte die aus fünf hübschen jungen Frauen bestehende Band in ihrem Heimatland mit ihren ersten vier Alben Gold- und Platinerfolge feiern. Nun machen sich Jonsu, Heini, Jenny, Laura und Sirkku auf, mit ihrer ersten komplett englischsprachigen CD auch den internationalen Markt zu knacken. Die Chancen dafür stehen trotz gewöhnungsbedürftiger, verspielter Vocals und für finnische Bands eher ungewöhnlich viel bombastischem Pop und wenig Rock, aber dank toller Melodien und eingängiger Song gar nicht mal schlecht.
Der Albumopener "Islands Of Light" zeigt die Handschrift von Produzent Tuomas Holopainen am deutlichsten: Eine solch bombastische, mit großem Orchestereinsatz versehene melodische Nummer würde auch NIGHTWISH sehr gut zu Gesichte stehen. Dort allerdings würden die Gitarren deutlich fetter braten. Trotz der offensichtlichen Nähe zum Material von "Dark Passion Play" ist "Islands Of Light" aber kein Rip-Off, sondern setzt durchaus die erste Duftmarke im INDICA-Universum. Deutlicher poppiger wird es mit "Precious Dark", das wie so viele andere Songs jedoch einen wunderschönen, sehr melodischen Chorus besitzt und mich ein wenig an THE CARDIGANS erinnert. "Children Of Frost" versprüht in den wabernden Strophen eine wohlig-schaurige Atmosphäre und zeigt, wie sehr Sängerin Jonsu den Hörer umgarnen kann. Der Refrain ist einer der besten Momente auf "A Way Away". Sehr gewöhnungsbedürftig sind die Vocals bei "Lilja's Lament", aber je öfter man diese herzergreifende Ballade hört, umso schöner findet man sie. Trotzdem wird gerade mit diesem Stück deutlich, warum sich an INDICA die Geister scheiden werden, denn der Grat zwischen Kitsch und Schönheit ist bei den Finninnen beängstigend schmal. Auch die entspannte erste Single "In Passing" weiß zu gefallen, ist vor allem anderen aber eine reine Pop-Nummer. Dass INDICA jedoch auch rocken können, zeigt das sehr eingängige "Scissors, Paper, Rock", das mit seiner eingängigen Melodieführung für mich der Höhepunkt auf "A Way Away" ist. Die nachfolgenden Songs (der Titeltrack, eine vom Piano getragene Ballade; das mit einem orientalischen Touch versehene, vertrackte "As If", das der härteste Track des Albums ist; "Straight & Arrow", ein erneut überraschend flotter Track mit toller Gitarrenlinie, und das ruhige, süßliche "Eerie Eden", das mit einem Gitarrensolo aufgepeppt wurde und sehr langsam und verspielt ausklingt) fallen teilweise etwas ab, sind teilweise aber auch mindestens genau so stark wie das vorhergehende Material.
Man merkt den finnischen Mädels ihre Erfahrung an. Dass Tuomas Holopainen "A Way Away" produziert hat, ist sicherlich ein Vorteil und gleichzeitig der Todesstoß für alle, die es normalerweise richtig hart mögen, aber trotzdem mal in INDICA reinschnuppern wollten, denn bekanntlich erhitzt der NIGHTWISH-Bandkopf viele Gemüter. Nach ein wenig Einarbeitungszeit und mit kitschresistenten Ohren (manchmal ist es wirklich etwas zu viel des Guten) kann man "A Way Away" nur für hörenswert befinden. Vielleicht nicht für orgiastisch geil, aber immerhin sehr gut – und das muss man schließlich auch erst mal schaffen.
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...