Demiricous – Two (Poverty)




Stil (Spielzeit): Thrash Metal (40:07)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade (05.10.07)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.demiricous.com

Dass Old-School absolut zeitgemäß ist, hat sich offenbar auch bis in die amerikanische Provinz herumgesprochen. Und so frönt man bei DEMIRICOUS aus Indianapolis seit einiger Zeit Bay-Area-Thrash, der den Nostalgiker an die US-Westküste der guten alten Spätachtziger entführt.

Haupteinfluss sind definitiv Slayer. Das Riffing ist stellenweise so dicht dran, dass mir Tränen der Rührung kamen. Und auch die disharmonischeren der Soli haben wir ziemlich genau so schon mal von Hanneman-King gehört. Aber da sprechen doch bitte nur übel wollende Zungen von Diebstahl oder das „Poverty“ für die Armut an eigenen Ideen stehe. So sprechen wir nicht. Und dass DEMIRICOUS kein Klon sind, liegt an einer mich eher an alte Megadeth erinnernden Verspieltheit, diverser Anleihen bei Exodus sowie einer zarten Death- und Metalcore-Schlagseite, die sie an das 21.Jahrhundert bindet.

Ob mit oder ohne leichte Schlagseite, DEMIRICOUS pflügen die meiste Zeit im gestreckten Thrash-Galopp durch ihr zweites Album. Echte Midtempo-Nummern, wie sie Slayer immer gerne mal eingestreut haben, fehlen bis auf das instrumentale Outro „Blackisch Silver“. (Und auf diesen einzigen Ausfall hätte man gut verzichten können. Es ödet relativ zügig an und scheint sich dafür ewig hinzustrecken. Hoffentlich ist das nicht als Ausblick auf Zukünftiges gedacht…) Ansonsten wie gesagt: full speed ahead; nur innerhalb der Stücke nimmt man gelegentlich mal ein bisschen Gas weg. Schließlich lässt sich nur durch Tempowechsel die Spannung halten. Oder aber die Jungs schalten doch noch einmal hoch, d.h. den Blastbeat-Turbo ein. Zum Glück favorisieren sie die erste Möglichkeit. Dadurch bleiben Sie nicht nur eher der guten alten Zeit verbunden, vor allem zerhacken sie die Songs nicht unnötig.
Das Resultat fällt insgesamt noch einen Tucken härter und zugleich melodiöser aus als man es von den Vorbildern her kennt. Das mit der Härte liegt an den Death-Einflüssen, die auch beim „Sänger“ (und Basser) nicht halt machen. Er klingt Araya nicht mal unähnlich und ist doch noch eine Spur wütender. Und er verschont das Ohr mit diesen unsäglichen Kopfstimmen-Kieksern (außer Ian Gillan sollte das ohnehin niemand probieren). Dass DEMIRICOUS dennoch mehr Groove und Melodie als Slayer anzubieten haben, liegt u.a. daran, dass die Breaks viel sparsamer gesetzt werden und die Riffs auch mal schön durchlaufen. Das geht dann auch mal über zwei Songs hinweg. So ist das Schlußriff von „Acid Lung“ (fast) identisch mit dem Anfangsriff von „Stress Fetish“. Nett gemacht.

Aller Nähe zu den „Thrash-Göttern“ zum Trotz: „Poverty“ ist weit davon entfernt, ein bahnbrechendes Werk zu sein. Aber die Innovationen, denen Slayer ihren Status zu verdanken haben, sind hier ja gerade nicht gefragt. Und ob ein Album wie „Reign in Blood“, käme es heute heraus, zu denselben exstatischen Reaktionen führen würde wie A.D. 1986, darf bezweifelt werden. Steht „Poverty“ also zwar keineswegs für Ideenarmut als vielmehr für den Totalausfall an Innovation, so ist mir das völlig Latte, denn das Ding geht einfach extrem gut ab.