Ice Age - Breaking The Ice

Ice Age - Breaking The Ice

Die Möglichkeit, das Debütalbum einer Band, die älter ist, als man selbst, pünktlich zur Veröffentlichung zu besprechen, bekommt man selten.

Die Zahl der Bands, bei denen das möglich ist, läuft unaufhaltsam Richtung 0, während man verzweifelt daran arbeitet, komplexe Sätze formen zu lernen und gleichzeitig mit dem Alphabet kämpft. Mit dem ersten Longplayer der schwedischen, (fast) vollständig weiblichen Thrashband ICE AGE gibt es jetzt für mich die seltene Gelegenheit. Man könnte dem jetzt entgegen halten, dass die Band 15 der 32 Jahre ihres Bestehens offiziell nicht bestanden hat, aber dann hätte ich die Einleitung umsonst geschrieben.

Die weiblichen MEGADETH

"Breaking The Ice" besteht zur Hälfte aus neu eingespieltem Material aus den Demos, die die Band in den 80ern veröffentlich hat, und zur anderen Hälfte aus neuen Songs. Den Titel der "weiblichen MEGADETH", der der Band laut Promomaterial oft angetragen wird, ist beim ersten Hören recht gut zu rechtfertigen. Frontfrau Sabrina Kihlstrand klingt tatsächlich so, wie man sich einen weiblichen Dave Mustain vorstellen würde. Musikalisch läuft das Ganze in eine eher melodische Ecke des Thrash, auch hier sind ähnliche Einflüsse erkennbar wie bei MEGADETH, immer an der Grenze zwischen Thrash-, Speed- und Heavy Metal tanzend.
Aber da hört die Ähnlichkeit für mich auch leider schon auf. Was ICE AGE fehlt, ist die Entwicklung, die man über 32 (oder 17) Jahre im Songwriting macht.

Spätes Debüt

Es ist eben ein Debütalbum, auch wenn die Band recht weit davon entfernt ist, neu oder unerfahren zu sein. Und so läuft die Scheibe in die Probleme, in die Erstlingswerke oft laufen: Es zeigt viel Potential und lässt klar durchscheinen, in welche Richtung man geht und gehen will, mit dem Selbstvertrauen, das man bei der Bühnenerfahrung erwarten darf. Das Fundament ist alles andere als schlecht, aber was darauf aufgebaut wird, ist eher eine gemütliche Blockhütte als ein Palast. Man kommt gerne mal zu Besuch und man kann sich für eine Weile heimisch fühlen, aber man hat schnell alles gesehen und es wird ein wenig eintönig. Gelegentlich findet man vorsichtige musikalische Ausflüge, die zeigen, dass man nicht vorhat, sich ewig auf so engem Raum zu bewegen – aber an die Breite und die Rundheit, die andere Bands mit ähnlich langer Geschichte bieten, kommen ICE AGE nicht heran.

Solides Debüt

Wäre die lange Geschichte der Band nicht, würde ich es als vielversprechendes Debüt bezeichnen. Es verspricht mehr, als es zeigt, aber mit dem, was es zeigt, darf man optimistisch sein, dass das keine leeren Versprechungen sind. In einer idealen Welt wäre "Breaking The Ice" vor drei Dekaden veröffentlicht worden und mittlerweile ob des beeindruckenden Katalogs von ICE AGE von allen außer den "wahren Fans" vergessen worden.

So kann ich nur hoffen, dass die Band das Potential erfüllen kann – jetzt, wo das Eis gebrochen ist (tut mir Leid, der musste noch sein). Denn ich bezweifele, dass "Breaking The Ice" lange im Gespräch bleibt ... Ob es vom nächsten ICE AGE Album oder einfach von der Zeit verdrängt wird, hat die Band selbst in der Hand.

Tracklist

  • Fleet Street
  • Hell Or Nothing
  • Clever
  • General Alert
  • Instant Justice
  • Breaking The Ice
  • Total Collapse
  • Mental Disorder
  • No Need To Bleed
  • A Case Of Cerebral Death

 Band

  • Sabrina Kihlstrand - Gesang, Gitarre
  • Linnea Landsedt - Gitarre
  • Vicky Larsson - Bass
  • André Holmqvist - Schlagzeug