Denn am Dienstag verkündete die Band überraschend die Absage dreier Konzerte in Tilburg, Würzburg und Budapest. Stattdessen übernehmen die ursprünglich geplanten Tour-Supports HOLLYWOOD UNDEAD kurzerhand den Headliner-Slot. Besonders ärgerlich ist dabei die Kurzfristigkeit der Absagen, im Falle von Würzburg großzügige drei Tage vor der geplanten Show.
Als Grund gab die Band "logistische Probleme" an, im Konkreten geht es scheinbar um die recht spontane, aber erhebliche Vergrößerung des LED-Screens und der Pyroshow, die in kleineren Hallen entweder keine Zulassung erhielten oder schlichtweg für diese Venues eben zu groß waren.
Als die Band 2022 wegen des Verlusts mehrerer für die Show notwendiger Laptops ein Konzert absagte, war das zwar ärgerlich, für eine Band mit derart aufwendiger und von Backing-Tracks getriebener Musik aber irgendwie verständlich. Die aktuellen Absagen sind allerdings ein anderes Thema, und was auf den ersten Blick wie eine technische Unannehmlichkeit klingt, hinterlässt einen ziemlich faden Beigeschmack. Denn die "Popular MonsTOUR", zweifellos eines der größten und von Fans teils viele Jahre lang erwarteten Metal-Events des Jahres in Europa, wurde über Monate hinweg minutiös geplant.
Das eigentliche Problem scheint daher weniger bei den Bühnenmaßen zu liegen als vielmehr bei der Prioritätensetzung. Statt kreative Kompromisse einzugehen und für die Tournee auch die Option im Gepäck zu haben, die Show eben auch in kleineren Locations auf Kosten der Pyroshow anzupassen, entschieden sich FALLING IN REVERSE lieber dafür, die Termine schlicht abzusagen. Dies mag aus produktionstechnischer Sicht nachvollziehbar sein, doch die Enttäuschung tausender Fans, die teils lange Anfahrten und nicht unerhebliche Kosten auf sich genommen hatten, bleibt. Im Gegensatz zu den Konzerttickets sind Zug- und Hotelkosten eben leider zumeist nicht kurzfristig rückerstattungsfähig.
Ego Alert 2.0
Nun sind FALLING IN REVERSE schon irgendwie bekannt für ihre extravaganten Performances, in denen Pyroeffekte und technischer Bombast eine zentrale Rolle spielen. Doch gerade für einen Selbstdarsteller und unaufhaltsamen Labersack wie Ronnie Radke, der im Internet tagtäglich recht unterhaltsam Authentizität und Nahbarkeit hochhält, wirkt dieser Schritt ein wenig befremdlich. Auf der anderen Seite passt er auch ganz gut zu dem Ego, das er eben auch wie kaum ein anderer verkörpert.
In diesem Kontext erscheint die Absage weniger als eine rein logistische Entscheidung, sondern als Ausdruck dieses Egos, das sich in kleineren Venues unwohl fühlt. Dazu passt auch, dass sich Ronnie die Authentizität und Nahbarkeit in den Sozialen Medien seit einiger Zeit durch Exklusivmitgliedschaften teuer bezahlen lässt. Warum auch kostenfrei authentisch und nahbar sein, wenn es auch für Geld geht?
Dass die Absagen jedenfalls ausgerechnet bei Shows mit einer Kapazität von 3.000 bis 4.000 Personen geschieht – wenn man drüber nachdenkt, eigentlich keine kleinen Zahlen – verdeutlicht Ronnies Dilemma: Statt vor einer „kleineren“ Kulisse aufzutreten, in Gottes Namen auf Kosten der Pyroshow, bleibt die Bühne leer und die Fans sind enttäuscht.
Es sind diese Fans, die seine Karriere überhaupt erst ermöglicht haben – die Alben gekauft, Streams generiert und Konzerte besucht haben, die Ronnie zum Multimillionär machten, der seine Tournee im Privatjet statt im Tourbus bestreiten kann. Diese Treue so beiläufig zu übergehen, mag kurzzeitig praktisch, aus rein finanzieller Sicht lukrativer und fürs Ego lohnenswerter erscheinen, birgt jedoch die Gefahr langfristiger Schäden. Der Shitstorm in den sozialen Medien ist jedenfalls berechtigt.
Vielleicht erkennt das „Ronster“ eines Tages, dass sich Größe nicht an Hallenmaßen misst, sondern an der Haltung zu seinen Fans. Ronnie, wir sehen uns am 29.11.. Nicht in Offenbach, die Halle war mit ihrer Kapazität von nur 4.000 Leuten nicht groß genug, sodass auf das dreimal so große Kaliber in Frankfurt umgeplant wurde. Good for you, aber hoffentlich überstehen die Laptops die schwierige Logistik ...