Geschrieben von Montag, 23 März 2015 14:27

Glamour Of The Kill & Kill All The Sexy People - Hamburg, Logo

Gleich zweimal haben uns GLAMOUR OF THE KILL letztes Jahr im Hamburger Logo einen Besuch abgestattet: Im Frühjahr als Support für HEAVENS BASEMENT und im Herbst als Anheizer für ESCAPE THE FATE. Daher ist es jetzt an der Zeit, aus dem Schatten anderer Bands herauszutreten und selber den Headliner-Slot zu übernehmen.

Kurzerhand geplant, Mini-Van gemietet und ab geht es auf zweiwöchige Europatournee. Leider fällt die Resonanz erschreckend mickrig aus, denn als wir um kurz vor 20 Uhr im Hamburger Logo ankommen, haben sich gerade mal knapp 50 Anhänger der Briten in dem kleinen Club angefunden. Und das, obwohl in Hamburg gerade Frühlingsferien sind.

Als Support sind in Hamburg die Pinneberger Deathcoreler KILL ALL THE SEXY PEOPLE dabei. Kurz nach 20 Uhr entern die fünf Jungspunde die kleine Bühne des Logos und erfüllen sowohl optisch als auch soundtechnisch nahezu alle Klischees des Genres. Es gibt viele Tattoos, Marken-Caps, abgeschnittene Jeans und musikalisch Gekeife, Gegrunze, Blastbeats, Tempiwechsel und einen Breakdown nach dem anderen. Dennoch ist bei der Band durchaus Potential und eine gewisse Eigenständigkeit zu erkennen. Vor allem Sänger Joko besitzt jede Menge Wortwitz und weiß die Menge zu unterhalten.

Nach dem ersten Song mit einigermaßen gutem Sound wird der ersten Reihe erstmal ein Riesenlob fürs Erscheinen ausgesprochen, da dies bei dem parallel stattfindenden Championsleague Spiel keinesfalls selbstverständlich sei. Ironischerweise besteht die erste Reihe ausschließlich aus jungen Mädels, die sich sicherlich mehr für das Konzert als für Fußball interessieren. Witze über den Bandnamen sollen wir uns bis nach der Show aufheben, dabei finde ich den Namen im Zusammenhang mit den sarkastischen, teilweise auch sexistischen und oftmals prolligen Texten durchaus amüsant.

Auf die Frage, ob die Jungs schon mal jemand live gesehen hat, meldet sich niemand und Sänger Joko sagt nur „Keiner?! Geil!“. Danach soll die Meute nochmal ordentlich Krach für den Headliner GLAMOUR OF THE KILL machen und es folgt ein Song vom kommenden Album „Philantrophy“, der auf den hochtrabenden Namen „Caligynephobia“ hört und von der Angst vor schönen Menschen handelt. Später gibt es noch ein wenig Werbung für die Facebook Seite und den nächsten Auftritt am 30.05. ebenfalls im Hamburger Logo. Mit dem Satz „Seid Ihr bereit, dass GOTK dieses Etablissement dem Boden gleichmachen?!“ räumen die Pinneberger nach etwa 30 Minuten das Feld.

KATSP 5

Setlist KATSP:

Toy Story
Cocksucker
Caligynephobia
Slut Anthem
Shizzle
Basement
August

Nach einer halbstündigen Pause ist es Zeit für die feschen Jungs von GLAMOUR OF THE KILL aus York. Die vier Pop-Metaller wirkten im Vorfeld durch diverse Posts auf ihren Social-Media-Kanälen mega stolz und hochmotiviert, endlich mal als Headliner durch Europa touren zu können. Doch nach einem kurzen Blick in den leider immer noch spärlich gefüllten Club verfliegt ein Teil der Motivation vorübergehend.

Während der ersten zwei Songs "Out Of Control" und "If She Only Knew" wirken Davey (Richmond; Gesang) & Co. daher leicht distanziert und ein wenig abgehoben. Aber die anwesenden Fans feiern die Band derart frenetisch ab, dass die anfängliche Ernüchterung schnell verflogen ist. Dennoch haben GOTK, die ich nun schon einige Male live erleben durfte, mit der Zeit etwas an Frische und Authentizität eingebüßt und somit wirken bestimmte Sprüche und Abläufe etwas einstudiert.

Aber spätestens nach dem Mega-Hit "Second Chance" mit seinem anfänglichen Mitgröhlpart hält auch mich nichts mehr im Barbereich und ich mische mich laut singend und tanzend unter die textsichere Meute am Bühnenrand.

Das Tolle an GOTK ist, dass die Band absolut als Einheit funktioniert und auch untereinander ultraviel Spaß auf der Bühne hat. So lassen sie sich während der Show von zwei Fans eine Runde Tequila ausgeben und kippen diesen direkt im Anschluss gemeinsam mit den beiden edlen Spendern in einem Zug weg. Davey, dem seine Wirkung auf seine jungen Fans durchaus bewusst ist, begibt sich während des Sets sogar einmal direkt ins Publikum und tätschelt dabei einer jungen Lady das Köpfchen. Das Mädel braucht danach erstmal ein paar Sekunden, um sich wieder zu sammeln.

Zu fortgeschrittener Stunde verlangt die Band nach einer etwas anderen "Wall Of Death", bei der die Teilnehmer nicht einfach wild aufeinander zustürmen, sondern sich wie frisch mutierte Zombies verhalten sollen. Dies klappt zwar nicht ganz, ist aber wirklich lustig anzuschauen.

Der Sound bei GOTK ist am heutigen Abend leider häufig unterirdisch. Durch falsche Aussteuerung ist Daveys Gesang teilweise gar nicht zu hören und statt differenzierter Instrumente gibt es phasenweise lediglich einen dröhnenden Soundbrei. Dennoch bringen die supersympathischen Jungs mit ihren derben Sprüchen und ihrer ungezügelten Energie einfach jeden Club zum Kochen und ich hoffe wirklich, dass sie ganz bald mehr Anerkennung erhalten. Wer auf harte Riffs, exhaltierten 80er Hairmetal Gesang und eingängige Mitgröhlrefrains steht, ist bei GOTK goldrichtig. BULLET FOR MY VALENTINE waren gestern – die Zukunft gehört GLAMOUR OF THE KILL.
 
Setlist GOTK:

Out Of Control
If Only She Knew
Second Chance
Earthquake
Break
We Are All Cursed
A Freak Like Me
Blood Drunk
A Hope In Hell
Lights Down
Love Gun
Live For The Weekend