Geschrieben von Mittwoch, 13 Oktober 2010 00:00

Hail Of Bullets – Interview mit Drummer Ed Warby zu „On Divine Winds“


hailofbullets-band


Nachdem das Debütalbum vor zwei Jahren einschlug wie eine Bombe, melden sich HAIL OF BULLETS nun mit dem großartigen Nachfolger „On Divine Winds“ zurück. Ein gut aufgelegter Ed Warby stand uns dazu Rede und Antwort.


Hallo Ed, herzlichen Glückwunsch zum neuen Album! Es ist ein wunderbares Stück traditionellen Death Metals, einfach großartig!

Hab vielen Dank! Ich bin superstolz darauf, und wir haben uns auch wirklich die Ärsche aufgerissen, um das Bestmögliche zu erreichen.

Wessen Idee war es, Japan zum Schauplatz des Geschehens zu machen?

Das war Martins [van Drunen, Gesang] Idee, er bringt immer seine Gedanken und Konzepte in die Band ein. Zu Beginn war ich von der Idee nicht besonders begeistert, weil ich dachte, dass es zu weit von uns Europäern entfernt ist. Aber Martin war davon überzeugt, dass es funktionieren würde und im Nachhinein bin ich sehr froh, dass es das tut. Im Rückblick hätte ich mich auch nicht wohl gefühlt, das gleiche Thema wie auf "...Of Frost And War" zu recyceln, aber da der Pazifik eine andere Atmosphäre ausstrahlt, sind auch die Songs ein bisschen anders geworden – vor allem epischer.

Leider hatte ich bei meiner Promoversion keine Texte. Kannst du den Lesern einen kurzen Überblick über die Handlung geben? Es gibt doch bestimmt einige erwähnenswerte Höhepunkte.

Ich geb dir einfach mal einen kurzen Durchlauf des Albums. Es geht los mit einem stimmungsvollen Stück namens "The Eve Of Battle", welches ein sehr schweres symphonisches Stück ist, mit einem Arsch voll an Gitarren. Danach geht's direkt zu Pearl Harbor, welches wahrscheinlich die bekannteste Episode der Geschichte ist, von den Atombomben mal abgesehen. Weil wir mit einem großen Knall starten wollten, haben wir einen kleinen Dreher eingebaut – der dritte Song handelt nämlich von einem Vorfall in Mukden, welcher schon 1931 stattfand und später einen erheblichen Anteil am Ausbrechen des Pazifikkriegs hatte.
"Strategy Of Attrition" handelt von der Kriegsführung der Chinesen, "Full Scale War" beschreibt die Taktik der Japaner, an vielen Stellen zur selben Zeit anzugreifen. "Guadalcanal" handelt von einer berühmten Inselschlacht, welche einen wichtigen Wendepunkt im Krieg darstellt. "On Coral Shores" knüpft an mit den darauf folgenden brutalen und blutigen Schlachten, während "Unsung Heroes" einen Tribut an die Kriegsgefangenen darstellt. "Tokyo Napalm Holocaust" ist dann das Biest des Albums; dieser Song erzählt von den mörderischen Brandbombenanschlägen auf Tokio, bei denen 300.000 Menschen lebendig gegrillt wurden. Wenn man während dieses Songs die Augen schließt, kann man das brennende Fleisch fast riechen... brutaler Scheiß. Das ist die stärkste Verschmelzung von Musik und Text, die wir bisher erreicht haben.
"Kamikaze" schließlich ist der Quasi-Titelsong [der Albumtitel heißt übersetzt "Kamikaze", Anm.d.Verf.] und dreht sich um diese verrückte Art der Kriegsführung, nämlich ein Flugzeug voll zu stopfen mit Sprengstoffen und es dann in ein Schiff zu lenken. Anschließend endet das Album mit "To Bear The Unbearable", einem Song, der von der Kapitulation Japans handelt und die Aufnahme der tatsächlichen Kapitulationsrede des Kaisers enthält.

Danke dafür! Die Atmosphäre auf "On Divine Winds" ist wahnsinnig beklemmend, vor allem die Samples tragen ihren Teil dazu bei. Wo habt ihr die her?

Überall. Vor allem das Internet ist ja eine unerschöpfliche Quelle der beeindruckendsten Dinge. Alle Samples, die man hören kann, sind authentisch – die Bomben im Intro sind tatsächliche Geräusche aus Pearl Harbor, das Maschinengewehr in "On Choral Shores" ist ebenso eine authentische japanische Waffe und die Geräusche der fallenden Kamikaze-Bomber sind auch echt.

Es kam mir so vor, als ob diese Kamikaze-Geräusche von einer Gitarre gespielt werden... liege ich da richtig?

Jep, es sind sogar vier Gitarren! Die Idee war, die markanten Sturzflug-Sounds und die darauf folgende Explosion nachzubilden. Entsprechend kommen zwei Gitarren rechts und links, dann zwei weitere, bevor sie das Ziel treffen und der eigentliche Song beginnt. Und in der Mitte des Songs hört man die authentischen Kamikaze-Sounds.

Warum gibt es auf dem Album keine Gitarrensoli?

Hä? Es gibt viele Gitarrensoli, sogar mehr als auf "...Of Frost And War". Lass mich mal überlegen... "Operation Z" hat eins von Paul [Baayens] und ein Doppel-Lead, "The Mukden Incident" hat auch ein cooles Solo von Paul, "Strategy Of Attrition" ebenso. "Full Scale" und "Guadalcanal" haben keine Soli, "On Choral Shores" hat eins von Stephan [Gebédi] am Ende, "Unsung Heroes" hat sogar Soli von beiden, "Tokyo Napalm Holocaust" hat ein wunderbares Whammy-Solo von Stephan und "Kamikaze" hat keins. Also alles in allem, obwohl wenig Gegniedel dabei ist, gibt's genug Soli.

[Amn. des Autors: Ich habe nach dem Interview noch mal das Album gehört und tatsächlich zum ersten Mal all die von Ed beschriebenen Stellen wahrgenommen. Allerdings handelt es sich weniger um Gitarrensoli im klassischen Sinne, also Melodieläufe – sondern mehr um stimmungsvolle Einsprengsel, die ich schlicht nicht als Solostellen wahrgenommen habe. Sorry Ed, war nicht böse gemeint!]

Auf "...Of Frost And War" gab es einen Gastauftritt von [eurem Produzenten] Dan Swanö. Auf dem neuen Album gibt es, wenn ich mich nicht irre, hingegen keine Gastauftritte.

Richtig, der einzige "Cameo-Auftritt" kommt von Stephan, der in "Operation Z" ein paar Growls beisteuert. Ich bin überzeugt davon, dass Dan sehr gern wieder mitgemacht hätte, aber wir hatten dieses Mal keinen Part, der gut zu ihm gepasst hätte.

Thema Gastauftritte: Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, andere Sänger mit einzubringen? Ich würde mir ja einen Auftritt von John Tardy (OBITUARY) wünschen. Ich meine, hallo? Van Drunen und Tardy zusammen, das wäre DAS Über-Death-Metal-Duo aller Zeiten!

Hmm, eigentlich bin ich kein Fan davon, wenn Leute aus anderen Bands was auf einem fremden Album machen. Immer wenn ich lese, dass der-und-der auf jemand anderes Album ein Gitarrensolo gespielt hat, frage ich mich nur: Warum? Und ich denke ähnlich über den Gesang. Vielleicht passt es ja, wenn wir mal ein Stück mit einem Dialog machen. Das könnte cool sein, also mal sehen.

Bekommt ihr für HAIL OF BULLETS auch Resonanzen von euren Death-Metal-Kollegen? Ich finde das total sympathisch, wenn Künstler sich gegenseitig mit tiefem Respekt und Ehrerbietung begegnen. Es wäre doch bestimmt geil, wenn... sagen wir mal, Karl Willetts von BOLT THROWER euch schreiben würde, wie geil er "On Divine Winds" findet, oder?

Haha, allerdings! Und wir bekommen tatsächlich einiges an Resonanz. Schon kurz nach der Bandgründung [mit der ersten EP, 2007] haben wir Feedback von DIMMU BORGIRs Silenoz bekommen, in Form eines tollen Zitats, das wir als Werbung für "...Of Frost And War" benutzt haben. Und ich weiß, dass auch die Jungs von CANNIBAL CORPSE, SIX FEET UNDER, BLOODBATH, OBITUARY, HOLLENTHON und NOVEMBERS DOOM, um nur einige zu nennen, uns mögen und unterstützen. Es gibt aber auch viele Nicht-Death-Metal-Leute, die uns mögen, z.B. war ich sehr überrascht zu hören, dass Juan Garcia von AGENT STEEL ein Fan von uns ist. Das ist ziemlich cool, denn ich bin seit meiner Kindheit ein Fan von AGENT STEEL!

Da ihr alle ja auch mit anderen Bands beschäftigt seid, ist es wahrscheinlich eher schwierig, Live-Konzerte für HAIL OF BULLETS zu organisieren. Auf eurer MySpace-Seite stehen zurzeit auch nur ein paar wenige Daten. Plant ihr eventuell zu touren oder an exotischeren Orten als Mitteleuropa zu spielen?

Wir gucken einfach, was wir für Angebote bekommen. Wahrscheinlich werden wir einfach so weiter machen, wie wir es in den letzten Jahren gehandhabt haben. Wir waren in Spanien, Griechenland, Finnland, den USA, Irland, England usw. Diese Länder werden wir bestimmt wieder aufsuchen und bestimmt noch einige mehr. Touren ist eigentlich keine Option für uns, aber wenn sich etwas anbieten sollte, was wir uns alle vorstellen können, werden wir definitiv darüber nachdenken. Aber um ehrlich zu sein, bevorzugen wir wie bisher die Blitzkrieg-Attacken. Das ist genau das Richtige für uns und viel besser, als einen Monat lang im Bus schlecht zu pennen, noch schlechteres Essen zu kriegen und halbvolle Clubs an Wochentagen bespielen zu müssen.

Habt ihr für "...Of Frost And War" eigentlich auch Resonanz von russischen Fans bekommen?

Ich glaube nicht. Wir haben auf jeden Fall viel Resonanz aus Deutschland bekommen, teilweise auch sehr emotionale und dankbare Reaktionen.

Erwartet ihr Reaktionen aus Japan für "On Divine Winds"?

Nein.

Japan war ja immer sehr kriegsaffin; bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hätte dort niemand die "Niemals aufgeben"-Attitüde infrage gestellt. Könnt ihr euch vorstellen, dass sich jemand von euren Texten vor den Kopf gestoßen fühlen könnte?

Sicherlich, aber das gilt für "...Of Frost And War" genau so. Und ich muss auch zugeben, dass ich das sogar erwartet habe. Aber wie es scheint, behandelt Martin diese Themen mit dem nötigen Respekt und einer gewissen Subjektivität, um niemanden zu beleidigen. Beim neuen Album hat uns sogar eine Japanerin bei der Kaiserrede geholfen. Sie war auch sehr besorgt, dass wir vielleicht ein Anti-Japan-Album machen könnten. Ich glaube nicht, dass wir das getan haben. Andererseits hab ich sie aber auch noch nicht gefragt.

Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

Vor allem so viele coole Shows wie möglich zu spielen und die Werte des Old-School-Death-Metal weit und fern zu streuen!

Habt ihr schon ein Konzept oder eine Idee für das nächste Album?

Wir haben schon ein paar Ideen ausgetauscht und es gibt auch einige Optionen, allerdings haben wir uns noch nicht entschieden. Außerdem haben wir neun Monate am aktuellen Output gearbeitet, sodass wir jetzt auch ein bisschen Zeit brauchen, um unsere Batterien neu aufzuladen.

Ed, vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.

Dank dir für deine Unterstützung, und hoffentlich checken eure Leser unser neues Album mal an (und kaufen es auch, haha)!

www.myspace.com/hailoffuckenbullets