Geschrieben von Dienstag, 10 Januar 2012 00:00

The Blackout Argument - Interview mit Gitarrist Chris zum Ende der Band und zur Abschieds- EP

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Foto: n20photography.de

"The Blackout Argument werden sich 2011 auflösen", ist auf der Homepage von THE BLACKOUT ARGUMENT zu lesen. Grund sei, dass sich Sänger Raphael dazu entschlossen habe, aus der Band auszusteigen: "Aus zeitlichen Gründen bin ich nach langer Überlegung zu dem Entschluss gekommen, mich von The Blackout Argument zu trennen. Eine Entscheidung, die mir nicht leicht fällt, mir jedoch in meiner Situation als richtig erscheint. Es gibt Situationen im Leben, in denen man gezwungen ist, sich von Dingen zu trennen, die einem viel bedeuten. Meine Ausbildung und Arbeit beanspruchen immer mehr Zeit. Zeit, die ich in Zukunft für BOA leider nicht mehr aufbringen kann. Ich möchte allen BOA-Mitgliedern und ex-Mitgliedern für die Jahre danken."

THE BLACKOUT ARGUMENT sind also Geschichte – leider! Mit den Süddeutschen ist eine der besten modernen und melodischen Hardcorebands unserer Lande von uns gegangen und hinterlässt definitiv eine Lücke. Warum die Band nicht mehr ist, obwohl doch gerade erst ihr Album „Detention" rausgekommen ist, und wie es zu der Abschieds-EP kam, konnte uns Gitarrist Chris beantworten. R.I.P. – T.B.A.


Hi, ich bin Chris und habe bis vor kurzem bei THE BLACKOUT ARGUMENT Gitarre gespielt. Das letzte Line-Up vor unserer Auflösung bestand aus Schwede (Gitarre), Raphael (Gesang), Philip (Drums), Eric (Bass) und mir.

Wann war euch klar, dass es zum Split kommen wird?

Das wussten wir seit ca. Juni 2011.

Habt ihr noch viel diskutiert oder war es dann direkt klar?

Nein, Diskussionen gab es nicht viele. Natürlich gab es Meinungsverschiedenheiten darüber, schließlich hätte der Großteil der Band sehr gerne weiter gemacht. Aber Diskussionen hätten wohl wenig Sinn gemacht in Anbetracht der Tatsache, dass THE BLACKOUT ARGUMENT trotz der tollen Entwicklung der letzten Monate immer noch eine Hobby-Band war und es in dem Moment keinen Sinn macht, das Ganze aufrecht zu erhalten, wenn der Spaß verloren geht. Selbst wenn das nur eine Person in der Band betrifft.

Gab es Überlegungen, nach einem neuen Sänger zu suchen?

Auch die gab es, sie wurden allerdings schnell wieder verworfen. Raphaels Stimme war enorm prägend für den Sound, den wir mit THE BLACKOUT ARGUMENT gespielt haben. Ein Sänger-Wechsel hätte – genau wie 2007, als Raphael als Nachfolger von Sinan in die Band kam – einen erneuten Stilwechsel nach sich gezogen. Zudem wäre der neue Sänger in der schwierigen Situation gewesen, Songs und Texte zu „interpretieren", die er nicht geschrieben hat. Schließlich war/ist „Detention" gerade erst erschienen und die Überlegungen für das vierte Album steckten noch in den Kinderschuhen.

Was werden die Mitglieder von TBA jetzt machen? Neue Projekte oder ist Musik erst mal abgeschrieben?

Direkt nach der Abschiedstour hat sich abgezeichnet, dass alle Mitglieder einen sehr unterschiedlichen Weg einschlagen werden. Philip kümmert sich um seine Familie (er ist inzwischen 2-facher Vater), Eric steckt in der „heißen Phase" seines Psychologie Studiums und Raphael kann sich jetzt ebenfalls auf seine Ausbildung konzentrieren. Bei den dreien wird Musik wohl zunächst mal keine so große Rolle mehr spielen. Bei Schwede und mir sieht es so aus, dass wir bereits an neuen Ideen basteln. Es ist noch viel zu früh und unkonkret, um darüber schon etwas zu erzählen, aber wenn alles nach Plan läuft, dann wird das natürlich atemberaubend cool! ;-)

Ihr hattet euch für „Detention" bereits eine kleine Auszeit genommen. War das schon der erste Vorbote?

Ganz und gar nicht. Diese „Auszeit" galt lediglich für das Spielen von Live-Shows, und auch hier haben wir nur ein paar wenige Monate ausgesetzt, das nicht mal komplett, hahaha! Wir haben uns diese Pause nicht genommen, um uns auf die faule Haut zu legen sondern um „Detention" zu schreiben und aufzunehmen. Das war unter'm Strich sogar anstrengender, als auf Tour zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt war eine Bandauflösung überhaupt kein Thema.

Was hattet ihr vor dem Split mit den Aufnahmen der Songs eurer Abschieds-EP vor?

Die EP wäre wohl ohnehin erschienen, vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt, und eventuell hätten wir noch ein oder zwei Songs mehr aufgenommen. Unter diesen Umständen war es uns aber wichtig, die EP noch vor der Abschiedstour auf die Straße zu bringen.

Was genau hatte bei den Songs eigentlich den Ausschlag gegeben, sie nicht auf das Album zu nehmen? War das schon vor den Aufnahmen in eurem Kopf?

Es gibt ein wunderschönes „Track by Track" Feature zu den Songs, das nie veröffentlicht wurde. Vielleicht sollten wir das mal ins Netz stellen, weil die Frage doch recht häufig kommt ;-).
Jeder, der sich schon mal mit der Zusammenstellung eines Albums befasst hat, weiss, dass man dazu nicht einfach 14 Songs aneinander reiht und schon ist das ganze fertig. Jedes Album hat einen gewissen „Flow", der an bestimmten Stellen nach bestimmten Songs „fragt". Diese Art der Zusammenstellung ist nicht einfach und wir waren sehr froh, dass wir eine so große Auswahl an Songs zur Verfügung hatten. Am Ende gab es einfach fünf Songs, die an keiner Stelle des Albums Sinn gemacht hätten, auch wenn sie für sich nicht schlechter waren, als andere Tracks auf dem Album. Diese Songs lagen uns ebenso am Herzen wie die Album-Tracks, weswegen wir uns dazu entschlossen haben, die EP zu veröffentlichen.

Was sind eure Highlights, die ihr mit TBA erlebt habt?

Puh, ich glaube, da würdest du von jedem von uns eine andere Antwort bekommen... Für mich war defintiv das gesamte Jahr 2011 die beste Zeit, die ich mit der Band erlebt habe. Wir waren uns echt nicht sicher, wie „Detention" ankommen würde. Wenn man monatelang im Studio sitzt, verliert man komplett den Bezug zur eigenen Musik. Als das Album im Februar dann endlich released und sowohl von der Presse als auch den Kids abgefeiert wurde, war das eine enorme Erleichterung. Ab da ging alles Schlag auf Schlag, und es verging nicht eine einzige Woche, in der nicht etwas extrem Cooles passiert ist. Die Zeit war enorm fordernd, aber auf der anderen Seite haben wir extrem viel zurückbekommen. Für mich ging die Rechnung auf und ich würde jederzeit wieder so viel in eine Band investieren.

Und was sind die „Lowlights"?

In der Zeit, als wir mit den Arbeiten zu „Detention" angefangen haben, waren wir in einem echten Loch. Line-Up-Wechsel, die zermürbende Vier-Wochen Tour zu „Remedies" und eine gewisse Perspektivlosigkeit haben uns schwer zu schaffen gemacht. Zu diesem Zeitpunkt hat wohl keiner daran geglaubt, dass es die Band noch lange geben wird. In dem Moment, als wir jedoch wieder im kreativen Prozess waren und neue Songs geschrieben haben, war das wie weggefegt.

Wie hat sich eure Sicht auf Musik oder Hardcore im Speziellen über die Bandgeschichte hinweg geändert?

Ich denke jeder Musiker, der mal über den Tellerrand des eigenen Juzes rausschauen durfte, weiß, dass die wundersame Welt des Musikbusiness nicht so romantisch ist, wie man es sich ausmalt, wenn man das erste Mal „Highway To Hell" auf einer Gitarre spielt. Wie in fast allen anderen Bereichen des täglichen Lebens geht es in der Musikbranche um Geld. Seit jeher gibt es davon dort eine Menge zu holen, und da macht es gar keinen Unterschied, ob es sich offenkundig um Populär-Musik handelt oder um Underground-Genres wie Punk, Hardcore oder Metal. Die Mechanismen sind die gleichen. Als Band musst du lernen, damit klar zu kommen und einen Weg zu finden voranzukommen, ohne mit den eigenen Idealen zu brechen. Das ist nicht einfach und wie so oft im Leben mit Kompromissen verbunden.

Was würdet ihr jungen und neuen Bands aus eurer Sicht mit auf den Weg geben wollen?

Wenn ihr nicht hungrig seid, lasst es bleiben.

Famous Last Words?

Our time is up – Our time is now.