Geschrieben von Alexandra Samstag, 15 November 2008 00:00
Devil's Gift - Interview mit Sängerin Lennon Murphy

Link: http://www.myspace.com/devilsgift
Sängerin Lennon Murphy kann sicher als “alter Hase” im Musikbusiness betrachten werden. Doch erst jetzt macht sie auch international mit ihrem neuen Projekt DEVIL´S GIFT auf sich aufmerksam, das sie mit niemand geringerem als Produzent Jason Suecof (u.a. TRIVIUM / CHIMAIRA / DEVIL DRIVER) ins Leben gerufen hat. Derzeit ist DEVIL´S GIFT auf Europatour mit I AM GHOST und BLESSED BY A BROKEN HEART. Sängerin Lennon hat es sich nicht nehmen lassen, bei ihrem Hamburger Stopp ein paar Fragen zu beantworten.
Hi Lennon? Wie geht´s dir heute?
Hi! Fucked up, mentally impaired, lazy, tired, psychotic.
Ich möchte mich mit dir über deine Anfänge als LENNON unterhalten. Du bist durch deine Mutter zur Musik gekommen. Hat sie dich in die „Szene“ eingeführt?
Ja, genau. Meine Mutter hat immer Songs geschrieben. Und weißt du, wenn man einen Elternteil hat, der Doktor ist, möchte man als Kind immer Doktor spielen. Und bei mir war es eben so, dass ich Songwriter spielen wollte. Manchmal war es dann so, dass wenn sie etwas geschrieben hatte, ich hingegangen bin und Änderungen machte. Und irgendwann war sie dann der Auffassung, ich sei der bessere Songwriter, und sie hörte auf zu schreiben. Ich wollte eigentlich nie selbst Musik machen. Ich liebe das Songwriting, aber ich wollte nie selber auf der Bühne stehen. Ich bin ein schüchterner Mensch, also war es für mich nie die beste Vorstellung, vor so vielen Leuten zu stehen. Aber meine Mutter war es irgendwann leid, dass ich so viel zu Hause rumhing, nie ausging, zu viel fernsah, aber so viele gute Songs rumliegen hatte, mit denen ich nichts anzufangen wusste. Also sagte sie: „Ich such dir eine Band zusammen. Du kannst tun was du willst, ich will dich auf der Bühne sehen.“ Als ich dann das erste Mal auf der Bühne stand, war es dann doch nicht so schlimm.
Wie alt warst du da?
Da war ich fünfzehn. Es war ein kleiner Club und wir haben eine Drei-Stunden-Show hingelegt.
Und wie ging es dann weiter; wurdest du dort auch gleich entdeckt?
Nein, wir haben dann Shows überall in Nashville gespielt. Wir hatten drei verschiedene Sets. Eines mit Rock, eines mit Hardrock und eines mit Alternative. Je nachdem, in welchem Club wir spielten, händigten wir das entsprechende Bio aus. So kamen wir dann in die Szene. Wir spielten jeden Gig, den wir kriegen konnten. Dadurch machte dann eben auch unser Name die Runde.
Und irgendwann bist du dann auf einen A&R gestoßen, der gesagt hat „Du bist es!“
Nein, nicht wirklich. Als ich siebzehn war, wollte ich mit meinem Manager eine Show sehen – ich erinnere nicht mehr, welche. Auf jeden Fall ließ er mich einfach stehen, ohne mir Bescheid zu sagen, wo er hingeht. Und irgendwie kam ich dann mit dem A&R-Typen ins Gespräch, der wegen der Band gekommen war, die da auf der Bühne spielte. Wir unterhielten uns den ganzen Abend und er fragte mich, was ich so machte. Ich erzählte ihm, was für Musik ich mache. Ich traf ihn dann im Studio wieder und spielte ihm was auf dem Klavier vor, und eine halbe Stunde später auf dem Weg nach Hause rief er an und fragte, ob ich einen Plattendeal haben wollte. Da hab ich natürlich nicht nein gesagt. Es war also totaler Zufall, dass ich an dem Tag in der Bar rumhing, verloren ging und den richtigen Kerl getroffen habe.
Wie hieß die Band damals?
Das war noch LENNON.
Kam danach dann was anderes, oder war vor DEVIL´S GIFT nur LENNON?
Oh nein, da war eine Zeit lang auch LENNON MURPHY.
Mit den gleichen Bandmitgliedern wie bei LENNON?
Ja, das war mit drei Bandmitgliedern, mit denen ich vorher die vier Jahre durch Nashville gezogen bin. Aber irgendwann hat dann jeder sein eigenes Ding am Laufen und dann geht das auseinander. So ist das eben. Ich wollte dann einfach nur Leute finden, die Lust haben Musik zu machen und sich keine Gedanken um den Rest machen, das ist ganz schön schwer.
Das heißt, du hast dir die Jungs ausgesucht?
Nein, eigentlich haben wir uns gegenseitig ausgesucht. Der Drummer Dave hat mich über MySpace angeschrieben, dass er meine neue Musik zusammen mit Jason gerne mag und auch das Projekt DEVIL´S GIFT gut findet, er war ein Fan... und Drummer. Das traf sich ganz gut, denn ich suchte zu dem Zeitpunkt einen Drummer. Also fragte ich ihn, ob er nicht Lust hätte mitzumachen. So hat es dann angefangen, dass wir uns zusammen gefunden haben. Und jetzt sind wir unterwegs. (lacht) Wir kriegen zwar kaum Geld und wir sind mit zwanzig Leuten in einem Bus zusammengestopft, aber das ist das, was wir alle machen wollen. Noch mögen wir uns alle, aber wir sind ja auch erst fünf Tage unterwegs und haben noch zwei Wochen vor uns. (lacht)
Ist heute der zweite Tag in Europa?
Nein, der zweite Tag in Deutschland.
Wo seid ihr denn schon überall gewesen?
Oh, in den Niederlanden und in Belgien.
Und wo geht es noch hin?
Wir fahren überall hin. Quer durch Deutschland, rauf nach Norwegen, dann runter nach Spanien und rüber nach UK.
Hattest du damals mit LENNON auch schon die Möglichkeit, durch Europa zu touren?
Ja, aber LENNON war auch nur einmal hier. Das war auch ein bisschen anders. Jetzt haben wir hier unsere Platte raus und ich hab schon eine ganze Menge Promotion gemacht, das war damals nicht. Ich glaube, dass es mit DEVIL´S GIFT besser laufen wird, eben weil eine Platte raus ist in Europa.
Also würdest du rückblickend nicht sagen, dass LENNON erfolgreich war?
Ich würde eher sagen, erfolgreich im Sinne von „ich habe im Jahr 2000 angefangen Musik zu machen und mache immer noch Musik; ich kann meine Familie damit ernähren und auf der Bühne stehen“. Mein Haus ist zwar nur zur Miete und mein Auto hat vor ein paar Monaten den Geist aufgegeben, ich bin so pleite wie man nur pleite sein kann. Aber ich bin immer noch in der Lage, meine Familie zu ernähren.
Ist es denn in Amerika nicht so, dass dich die Leute auf der Straße erkennen?
Oh, ich auf der Bühne ist eine andere Lennon als zu Hause. So wie jetzt gerade, das ist die Lennon zu Hause: kein Make-up, ausgewaschene Hose... und ich gehe nicht viel aus. Lennon auf der Bühne trägt perfektes Make-up, stylisches Outfit... Das macht auch ein Stück weit Spaß. Ich kann mich dahinter verstecken. Manchmal erkennt mich allerdings schon jemand auf der Straße, dann bin ich aber immer ganz schüchtern, sag "Hallo" und geh schnell.
Erzähl mir was über „Suicide Girls“.
Oh, die „Suicide Girls“ ist eine Website, die sich darauf spezialisiert hat, Fotos von alternativen Schönheiten zu präsentieren. Eben die mit Tattoos und Piercings und gefärbten Haaren. Ich mag die Seite wirklich, die Fotos sind wunderschön und die Community ist toll. Speziell jetzt hier in Europa kann ich mich mit Leuten treffen, die ich über „Suicide Girls“ kennen gelernt habe.
Das heißt, die Leute kommen von überall her. Ich dachte immer, das sei eine amerikanische Seite und so etwas wie ein Modell-Ding.
Nein, die kommen tatsächlich aus der ganzen Welt und es ist so etwas wie MySpace, nur dass man vier Dollar im Monat zahlen muss. Das Konzept ist das gleiche wie bei MySpace, nur die Bilder, die man sieht, sind ausschließlich von Mädels, mitmachen kann da aber jeder.
Glaubst du, dass dir diese Community geholfen hat, deine Karriere voranzutreiben?
Es ist auf jeden Fall ein guter Weg, neue Fans zu gewinnen. Ich habe diese Tour auf den „Suicide Girls“-Seiten ordentlich promoted. Ich habe viel mit anderen Mitgliedern geschrieben, die auf die Shows kommen wollen.
Das bringt mich zurück zu DEVIL´S GIFT. Denkst du, die Songs sind eher wie LENNON-Songs, oder haben sie ihren eigenen Stil?
Ich sehe sie eher als Jason-Dave-und-ich Songs. Sie sind auf keinen Fall nur Lennon-Songs. Ich fühle die Teile, die Jason dazugesteuert hat, und ebenso höre ich die von Dave. Ich finde das toll, ich mag diese drei verschienen Einflüsse und eben nicht nur meine eigenen Dämonen, gegen die ich in den Songs kämpfe. Ich kann ihre Interpretationen von Sachen hören und ihre Ideen.
Ist das dann ganz anders als die Sachen von LENNON?
Ja, absolut. Es gibt alleine drei Songs, die Dave der Drummer alleine und ausschließlich über das Schlagzeug geschrieben hat. Das war wirklich beeindruckend, sogar für Jason. Ich hab das einen Drummer noch nie vorher machen sehen.
Okay, wir müssen wohl jetzt aufhören. Was möchtest du den Leuten noch mit auf den Weg geben?
Hört euch die Platte an, kommt zu den Shows, habt Spaß mit uns auf der Tour! Wir sind in den nächsten Tagen zwar in Dänemark und dann Norwegen, aber wir kommen dann wieder nach Deutschland zurück.
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