Geschrieben von Freitag, 10 Oktober 2025 12:17

Live Music Fund Germany - Neue Brancheninitiative für Clubs und Konzerte

Crowdsurfer bei einem Festival Crowdsurfer bei einem Festival @Cengiz Aglamaz

Ab Januar 2026 nimmt der neue Live Music Fund Germany offiziell seine Arbeit auf und will mit einem innovativen Branchenmodell Deutschlands Livemusikszene stärken. Die Initiative wurde von der Bundesstiftung LiveKultur kürzlich auf dem Reeperbahn Festival präsentiert – inspiriert vom britischen „Music Venue Trust“ und getragen von inzwischen über 30 Partner*innen aus Clubs, Festivals, Ticketing und Kulturverbänden.

 Hintergründe und Ziele

Die Livemusikkultur steht unter Druck: Kleine Clubs, unabhängige Veranstalter und junge Acts leiden besonders unter gestiegenen Energiekosten, Produktionsausgaben und unsicherer Planbarkeit. Laut LiveMusikKommission müssen über die Hälfte der befragten Clubs ohne neue Unterstützung innerhalb eines Jahres schließen. Während Superstars ausverkaufte Stadien und Rekordticketpreise feiern, droht an der Basis ein Kulturabbau.

Der Live Music Fund Germany will hier gezielt ansetzen – und zwar durch ein solidarisches Modell, das den Kreislauf von Livekultur sichert. Die zentrale Idee: „Die Stars von heute finanzieren die Stars von morgen.“ Große Shows und Plattformen leisten einen freiwilligen Betrag pro verkauftem Ticket, Besucher*innen können beim Kauf spenden, und die Branche gibt sich selbst Regeln zur Förderung statt auf Gesetzgeber zu warten.

So funktioniert der Fonds

Der Fonds basiert auf drei Säulen der Finanzierung:

  • Freiwillige Ticketabgaben auf großen Shows (von Veranstaltern, Plattformen, Künstlern)
  • Direkte Spendenfunktion für Zuschauer beim Ticketkauf
  • Zusätzliche Beiträge von Clubs, Festivals, Ticketfirmen und Publikum

Mit diesem Mix werden Gelder gesammelt, die von der Bundesstiftung LiveKultur verwaltet werden. Die Verwendung erfolgt in drei Fördersäulen:

  1. Nachwuchs- und Clubförderung – Zuschüsse für kleine Venues, Newcomer-Touren und Festivals
  2. Fehlauslastungsausgleich für mittlere Konzerte – Unterstützung bei defizitären Events bis 2.000 Besucher*innen („Auslastungsversicherung“)
  3. Strukturelle Förderung – z. B. für Nachhaltigkeit, Inklusion, Diversität und Ausbildung in der Branche

Stimmen aus der Branche

Die Resonanz auf die Premiere des Fonds beim Panel „Imagine Togetherness“ auf dem Reeperbahn Festival fiel ausgesprochen positiv, aber auch kritisch aus. Zahlreiche Vertreter*innen schilderten die Herausforderungen und Chancen:

  • Benjamin Fischer (FAZ): „Der britische Music Venue Trust ist das Vorbild – dort haben Stars wie Coldplay und Katy Perry verstanden, dass die Basis gesichert werden muss.“
  • Pamela Schobeß (Club Gretchen, Berlin): „Unsere Umsatzrendite liegt unter 1%. Junge Bands und Nischenprogramme können wir ohne Unterstützung kaum noch stemmen.“
  • Carsten Brosda (Hamburgs Kultursenator): „Aus der Branche heraus anzufangen ist ein wichtiger Schritt, jetzt müssen auch die Großen mitziehen.“
  • Felix Grädler (Bundesstiftung LiveKultur): „Der Vorteil gegenüber einer staatlichen Zwangsabgabe ist: Wir können als Branche selbst austarieren, wohin die Gelder fließen.“
  • Christopher Annen (Pro Musik): „Es geht darum, Mittel von den Großen an die Kleinen umzuleiten, damit das Musik-Ökosystem lebendig bleibt.“
  • Martin Rabanus (SPD): „Nachwuchsmusiker*innen eine Bühne zu geben, ist das große Potenzial des Fonds. Das ist ein mutiger Schritt nach vorn.“
  • David Schliesing (Die Linke): „An der Basis erodieren Clubs und kleine Veranstalter. Was nützt mir eine Szene, wenn sie nicht mehr da ist?“
  • Detlef Schwarte (Reeperbahn Festival): „Nur wenn wir kollektiv denken und handeln, können wir die Livemusikkultur langfristig sichern.“

Wer steht hinter dem Projekt?

Die Bundesstiftung LiveKultur wurde 2021 von der LiveMusikKommission gegründet und pflegt seither Pop-, Club- und Livemusikkultur. Sie will Kulturräume sichern, Förderkonzepte entwickeln und die Anerkennung von Livekultur stärken. Am „Live Music Fund Germany“ beteiligen sich inzwischen 30+ Partner aus ganz Deutschland – darunter etwa:

  • Reeperbahn Festival
  • Olympiapark München
  • Im Wizemann (Stuttgart)
  • Knust (Hamburg)
  • Cassiopeia (Berlin)
  • Feierwerk (München)
  • Uebel & Gefährlich (Hamburg)
  • rausgegangen.de
  • Pro Musik (Verband freier Musikschaffender)
  • Reservix
  • Musik- und Kongresshalle Lübeck
  • Zoom (Frankfurt)
  • Tollhaus (Karlsruhe)
  • Delta Konzerte
  • Stager, stagedates, deinetickets.de, München Ticket und mehr

Chancen und offene Fragen

Die Initiative gilt als starker Impuls für den deutschsprachigen Musikmarkt und fand ein breites Medienecho. Sie verspricht, das Überleben kleiner Locations zu sichern, Newcomer zu fördern und die Vielfalt sowie Inklusion zu stärken. Gleichzeitig sind Fragen zur praktischen Umsetzung offen, etwa die genaue Höhe der Fördersummen, die Auswahlkriterien und das Verhältnis von Freiwilligkeit zu gesetzlicher Regelung.

Der Live Music Fund Germany ist mehr als nur eine Unterstützung: Er steht für Solidarität, Verantwortung und Zusammenhalt in der deutschen Musikszene. Wie nachhaltig das Modell wirkt, wird sich ab dem kommenden Jahr zeigen.

Cengiz

Seit 2012 bin ich mit Kamera und offenem Ohr für BurnYourEars unterwegs.

Ich habe viele Jahre professionell in der Konzertbranche gearbeitet und viele weitere Jahre Shows, Artists und Festivals privat und semiprofessionell begleitet und begleite diese teilweise immernoch.

Mein musikalischer Horizont kennt keine Grenzen: Von synthlastigem Metal über Rap bis hin zu Screamo – Hauptsache, es groovt und hat Tiefgang.

Live-Konzerte sind meine Passion. Zahllose Gigs und Festivals später bin ich immer noch süchtig nach der Energie, die nur Live-Performances entfachen können. Denn egal wie brillant eine Platte klingt, erst auf der Bühne zeigt sich die wahre Magie einer Band.

Meine All-Time-Favourites? Machine Head, Heaven Shall Burn und Parkway Drive (bis "Reverence"). Aber meine Playlist ist so vielfältig wie ein Festivalprogramm – von Crossfaith bis Lamb of God ist alles dabei.

Wer einen Blick auf meine fotografische Reise durch die Musikwelt werfen möchte: Mein Portfolio mit Konzertbildern seit 2012 findet ihr auf fotocengiz.de.