Geschrieben von Montag, 11 Dezember 2006 19:15

Crystal Tears - Interview mit Drummer Chrisafis Tantanozis

crystaltaers-interview
Link: http://www.crystal-tears.com
Nach drei Demos liefern die griechischen Metaller von CRYSTAL TEARS mit ihrem Debüt "Choirs Of Immortal" ein richtiges Pfund ab. Ihr traditioneller Metal, der meilenweit von jedem Mainstream entfernt ist, aber auch die Tatsache, dass sie mit Natasa eine ziemlich "dreckig" singende Frau am Mikro haben, macht neugierig auf mehr. Also habe ich die Möglichkeit, ein paar Fragen gen Griechenland zu schicken, gerne wahr genommen.

Hallo Crisafis. Zuerst einmal Glückwunsch zu eurem starken Debüt "Choirs Of Immortal".
Nachdem ihr eure ersten drei Demos mit einem Sänger eingespielt habt, habt ihr euch entschieden, dass ihr einen Wechsel am Mikro braucht. War es ein Zufall, dass die Wahl schliesslich mit Natasa auf eine Frau gefallen ist, oder habt ihr nach einer Sängerin gesucht?

Also eigentlich ist es einfach so passiert. Du musst wissen, dass ich mir CRYSTAL TEARS eigentlich nie mit einer Sängerin vorstellen konnte. Daher musste sich Natasa für den Job auch ziemlich ins Zeug legen. Aber sie hat eben eine unglaubliche Metalstimme, die so in die Richtung einer weiblichen Blackie Lawless von W.A.S.P oder Ronnie James Dio geht. Manchmal hört sie sich auch etwas wie Bonnie Tyler an... haha.

Wie ist sie denn zur Band gestossen? Habt ihr Rehearsals oder ähnlich abgehalten?

Natasa musste sich der Band nähern, aber da sie sehr viel Vertrauen in ihre Sangeskünste hatte, war dass das kleinste Problem. Allerdings haben wir sehr, sehr viele Rehearsals durchgeführt und unendliche Demos aufgenommen, bis wir uns endlich sicher waren, dass sie die Richtige für die Band ist. Wie ich bereits gesagt habe, wir haben nicht speziell nach einer Frau am Mikro gesucht. Sie war einfach die Beste und hat sich letztendlich durchgesetzt.

Hat sie denn vorher schon in einer anderen Band gesungen und Erfahrungen sammeln können?

Nein. Ausser in ein paar kleinen Coverbands zu singen, hat sie vorher nichts Ernsthaftes in diese Richtung gemacht.

Wie läuft bei euch das Songwriting ab? Schreibt ihr die Songs als Band, zum Beispiel während der Proben, oder macht den Job einer von Euch alleine?

Bei uns kann zum Glück jeder Gitarre spielen, und jeder weiß, wie man einen Song komponiert. Und jeder von uns trägt mit seinen Ideen zum Songwriting bei. Eigentlich entstehen die Songs bei uns üblicherweise so, wie es auch sein sollte: Einer kommt mit der Grundidee für einen Song in den Proberaum und spielt es dem Rest der Band vor. Und alle anderen steigen dann mit ihren Ideen in den Song ein. Und wenn wir einen Track so lange gespielt haben, bis wir ihn für gut befinden, gehen wir ins Studio und nehmen ihn auf.

Beschreibe mal bitte mit deinen eigenen Worten den Stil und den Sound von "Choirs Of Immortal".

Die erste Nummer des Albums ist ein Gitarren-Intro, welches den Weg für die restlichen Songs bereitet und auf das Album einstimmen soll. "Sworn To Avenge" ist eine Up-Tempo Metal Nummer, bei der sich die Lyrics um die Macht der Rache drehen. "Nightmare Terror" ist der schnellste und aggressivste Song, den ich je für CRYSTAL TEARS geschrieben habe. Der Text handelt von dem liebenswertesten Verbrecher der Filmgeschichte, nämlich Freddy Kruger (Nightmare On Elm Street). 
Der nächste Track  namens "Rock Survivors" ist eine Verbeugung vor dem Heavy Metal ansich. "Master Of Deception" ist der härtseste Song, den wir je komponiert haben. Textlich gehen wir auf die Verlogenheit der Politiker ein, die den Menschen nichts als Lügen auftischen.
"Megas Alexandros" ist sehr schleppend und bombastisch, und handelt - wie der Titel es eigentlich schon sagt - von Alexander dem Großen.
Als nächstes haben wir "Stealer Of Minds", welches mehr in die Speed und Power Metal Richtung geht, und sich um das Phänomen dreht, dass diese Master and Slave Geschichte auch in der aktuellen Zeit noch nicht wirklich vom Tisch ist.
Mit "When The Night Is Cold" haben wir die erste Metal Ballade in der Geschichte von CTRYSTAL TEARS geschrieben. Der Text handelt von den Gefühlen, die bei dem Verlust eines geliebten Menschen Besitz von einem ergreifen.
"And The Arrows Fall" ist eine typische Metal Nummer, sehr melodisch. Sie handelt, grob umrissen, von Wut und Rache.
Der letzte Song des Albums heißt "Legends Never Die", und ist ebenfalls ein sehr melodischer Metal Song, in dem wir den Hut vor denen ziehen, die nicht mehr unter uns sind, und mit dem wir das Andenken und die Erinnerungen hochhalten wollen.

Meine Lieblingssongs von "Choirs Of Immortal" sind "Master Of Deception" und "Megas Alexandros". Gibt es Songs, die du besonders gerne magst? Wenn ja welche und warum?

Hmmm... sehr schwer zu sagen, wie du dir sicher vorstellen kannst. Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht, weil sich dieses Empfinden auch ständig ändert. Vielleicht ist es "Stealer Of Minds" oder auch "Master Of Deception". Die Ballade "When The Night Is Cold" ist ebenfalls sehr schön. Ich weiß es einfach nicht, nächste Frage bitte... hahaha.

Habt ihr je in Erwägung gezogen, Songs zu covern? Wenn ja, welche würdet ihr am liebsten mal einspielen?

Ja, klar haben wir das! In den letzten Jahren haben wir immer wieder Songs gecovert, allerdings immer nur für unser Live Set. 
Unter Anderem wären da "Back To Back" von PRETTY MAIDS, "Hell Patrol" von JUDAS PRIEST, "Conquistadors" von RUNNING WILD, "Indians" von ANTHRAX, "Tears Of The Dragon" von BRUCE DICKINSON oder auch "Flight Of Icarus" von IRON MAIDEN. Aber wie gesagt, aufgenommen haben wir noch keine Coversongs.
Und diesen Herbst haben wir für ein Metal Fun Projekt noch "Jingle Bells" eingespielt, es aber in "Ring The Bells" umbenannt. Das kam durch die Idee eines Freundes der Band zustande, der auch die Vocals einsingt (Bill Ladopoulus). Den Song kannst du von unserer Homepage runterladen.

Von welchen Bands wurdet ihr maßgeblich beeinflusst?

Da muss ich auf alle Fälle ACCEPT, JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN und die frühen HELLOWEEN nennen, deren Einfluss man auch deutlich auf "Choirs Of Immortal" heraushören kann.  Daneben kann ich dann auch noch W.A.S.P., ALICE COOPER, DIO und die RAMONES nennen. Wir versuchen, alle diese Einflüsse in unsere Musik einfliessen zu lassen, ohne jedoch irgendeine Band direkt zu kopieren.

Wie würdest du  die Chancen von griechischen Bands im Allgemeinen beschreiben. Ist es schwerer für euch, internationale Plattenverträge zu ergattern als zum Beispiel für skandinavische Bands?

Ja, das ist tatsächlich so. Leider ist unser Land und unsere Kultur alles andere als Rock'n Roll. Ausserdem ermöglich die sozialen Gegebenheiten in Griechenland nur wenigen Bands, auch nur ansatzweise professionell zu arbeiten. Das ist eigentlich eine Schande. Es gibt nur eine Hand voll Underground-Label, die mit Herzblut und ohne große finazielle Gewinne ihr Ding durchziehen. Leider sind sie aber ziemlich limitiert, und irgendwann reicht auch die pure Leidenschaft nicht mehr aus. Dadurch sind auch viele Bands, die weiterkommen wollen, gezwungen, ihr Heimatland zu verlassen. Ja, es ist mehr als schwierig.

Habt ihr eine Tour in Plannung?

Oh ja, wir würden nichts lieber tun, als endlich auf Tour zu gehen. Unser Label arbeitet zur Zeit daran.

Wenn du einen Wunsch frei hättet, mit welcher Band würdest du am allerliebsten auf Tour gehen?

Keine Ahnung... MOTÖTHEAD vielleicht. Oder AC/DC... !

Auf die Tour hättet ihr auch wesentlich besser gepasst als zum Beispiel WE auf der aktuellen "Kiss Of Death" Tour. Gibt es neben dem Heavy Metal auch noch andere Musikrichtungen, die ihr gerne hört? 

Ja klar. Natasa hört zum Beispiel viel Indian Music und Reggae, Dimitris steht auf Classic Rock, Stratos hört sehr gerne Punk Rock, und ich stehe neben dem Metal auch auf Pop/Rock. Zum Beispiel liebe ich ROXETTE.

Welche Hobbies habt ihr, wenn ihr nicht gerade mit der Band beschäftigt seid?

Musik hören.. hahaha. Nein ernsthaft, Natasa macht viel Sport und reitet gerne, bei Dimitris ist es der Fussball und ich bin leidenschaftlicher CD Käufer und Sammler.

Erzähl mal kurz etwas über euer Equipment.

Also Natasa hat da nichts Besonderes, das hängt bei ihr vom Studio oder den Live-Gegebenheiten ab. Dimitris spielt Gibson Les Paul und Cort KX 1F Gitarren, Stratos spielt eine Ibanez SD GR Bass, und ich spiele ein Tama H20 Double Pedal. Alles andere hängt immer davon ab, wo wir spielen.

Nachdem ein Freund von mir eure CD gehört hat, meinte er, dass sich Natasa ein wenig wie die frühe DORO PESCH anhört, als sie noch bei WARLOCK sang. Würdest du diesem Statement zustimmen?

Hmmm... Ich glaube, dass sich Natasa wesentlich wütender anhört, eher wie LETAHER LEONE von CHASTAIN. Mit einem hat dein Kumpel aber Recht, DORO ist eine von Natasas Idolen. Von daher ist ihre Art zu singen bestimmt auch etwas davon beeinflusst.

Erzählt doch mal etwas über die griechische Metalszene im Allgemeinen. Ich kann mir da gar kein richtiges Bild machen. Habt ihr zum Beispiel viele Möglichkeiten, live zu spielen?

Die Anzahl guter Heavy Metal Acts in Griechenland ist definitiv nicht zu unterschätzen. Unglücklicherweise ist die Qualität, was Studios, Live Auftritte oder Technik angeht, nicht die Allerbeste. Auftrittsmöglichkeiten sind ebefalls nicht so einfach zu finden, aber es ist grundsätzlich nicht unmöglich, in Griechenland live zu spielen. Es finden sich immer Leute, die der örtlichen Metal Szene unter die Arme greifen. Allerdings ist es für die Fans genauso schwer wie für die Bands, denn auch als Fan ist es nicht einfach, in unserer Heimat die Szene am Leben und am Laufen zu halten.

Ein paar Worte an die deutschen Metal Fans und die Leser von BurnYourEars?

Ich möchte allen euren Lesern danken, die sich die Zeit genommen haben, dieses Interview zu lesen, und ich hoffe, "Choirs Of Immortal" gefällt euch und ihr geniesst jede Sekunde, wenn ihr dieses Album hört.

Ich danke dir, dass du die die Zeit genommen hast, meine Fragen so ausführlich zu beantworten und ich hoffe, wir sehen euch bald auf Tour in Deutschland.

Danke! Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass wir mal in Deutschland spielen. Wir haben so viele Freunde dort, und es wäre mehr als geil, mit euch allen mal ein Bier zu trinken. Vielen Dank, yia hara!!!