Geschrieben von Mittwoch, 10 April 2013 20:14

Amaranthe - Elize und Olof im Interview zu "The Nexus"

Eines schonmal vorweg, Sängerin Elize ist glücklich an einen Eishockeyspieler vergeben. Was es sonst noch Spannendes zur Entstehung der Band und ihrem aktuellen Album "The Nexus" zu erfahren gibt, erfuhren wir von Sängerin Elize und Gitarist Olof von AMARANTHE auf ihrer aktuellen Tour.

Da es uns im Hamburger Venue zu kalt ist, flüchten wir in den Tourbus und plaudern zwischen Schnee und Osterhasen über "The Nexus" und Battlefield. Am meisten erstaunt war ich, dass es selbst den Schweden hier bei uns zu kalt ist.

Wie geht’s euch, habt ihr Spaß?

Olof: Ja, alles bestens. Wir sind seit drei Wochen auf Tour, zwei Wochen noch in Europa. Das Feedback ist großartig, vor allem in Deutschland. Gestern in Bochum haben wir die bisher beste Show gespielt. In Hamburg spielten wir eine großartigen Show auf der letzten Tour und wir sind gespannt auf heute Abend.

Habt ihr euch schon in Hamburg umgesehen oder hattet ihr dafür keine Zeit?

Olof: Wir haben uns auf der Reeperbahn umgesehen und waren in einigen normalen Shops mit Klamotten. Elize hat neue Schuhe gefunden, war ja zu erwarten.

Elize: Ich habe richtig schöne Schuhe gekauft. Ich liebe Schuhe, jeder liebt Schuhe und ich habe warscheinlich Schuhe von jedem Ort, an dem wir bisher waren.

Anschließend geht’s nach Japan?

Elize: Russland zuerst.

Olof: Aber Russland gehört auch zu Europa. Nach diesem Teil der Tour geht es für ein paar Tage nach Hause und anschließend fliegen wir für die Shows nach Russland. Wir spielen in St. Petersburg und Moskau. Danach dürfen wir nochmal 2½ Wochen nach Hause, das ist unsere einzige Freizeit soweit in diesem Jahr.

Elize: Dann geht es nach Japan und nach dem Sommer nach China.

China? Über die Ankündigung bin ich noch gar nicht gestolpert.

Olof: Es ist noch nichts Ofizielles, aber es ist geplant. Wir können noch nichts Genaues dazu sagen.

Und freut Ihr euch auf die Shows in Japan?

Olof: Ja natürlich, wir waren bereits zwei Mal dort.

Elize: Das erste Mal war ein reiner Promo Gig für die Presse und Booker vor Ort. Anschließend durften wir beim Loudpark Festival spielen. Ein riesiges Indoorfestival in Japan.

Olof: Es ist das größte Indoorfestival dort mit 50.000 Leuten. Ich glaube, nur Wacken mit seinen 80.000 Besuchern war größer, aber nicht indoor.

Elize: Du kannst keine Band booken, die du noch nicht live gesehen hast, oder die nur von ein paar YouTube-Videos her kennst.

Olof: Diesmal spielen wir das erste Mal in Osaka und Tokio, dort sogar zwei Mal. Wir bekommen großartiges Feedback aus Japan, wir haben dort viele Fans.

Elize, wie ist es als einzige Frau mit fünf Kerlen auf Tour zu sein und viel Zeit zu vertreiben?

Elize: Ich bin's gewohnt und kann gar nicht genau sagen, ob's schwierig ist – es ist anders. Ich habe viele Freundinnen, mit denen ich als Ausgleich viel unternehme, wenn wir zu Hause sind. Mein Freund ist Hockeyspieler und wenn ich zu Hause bin, mache ich viel mit den Spielerfrauen... das ist dann meine Dosis "Frau", haha... Auf Tour kann ich mich damit arrangieren, die einzige Frau zwischen fünf Männern zu sein.

Wie würdet Ihr eure Musik beschreiben?

Elize: Positiv, energiegeladen und leidenschaftlich.

Olof: Es ist ein breiter Mix aus vielen verschiedenen Genres – alles, was gut ist. Powermetal hört man oft. ABBA meets SOILWORK wäre eine gute Beschreibung.

Wie schreibt ihr eure Songs – bei sechs Mitgliedern in der Band hat doch sicher jeder seine eigenen Ideen?

Olof: Man könnte meinen, dass Andy die Death Metal- und Elize die Pop-Einflüsse einbringt und so jeder seinen Bereich hat. Aber es ist nicht ganz so. Die Songs schreiben überweigend ich, Elize und Jake. Wir hören viele verschiedene Genres. Ich höre viel Metal über Klassik, Dance und Pop. Wenn wir uns zusammensetzen und Musik schreiben, denken wir nicht: "Okay Elize, hast du etwas Spezielles, was hier rein soll, oder würde ein Metalriff jetzt passen?" Es passiert einfach.

Elize: Das fügt sich für uns wie von selbst. Ich liebe Musicals und stelle mir vor, dass wir für „Die Schöne und das Biest“ komponieren – also die schöne Stimme in Kombination mit den Metalparts. Es ist, als würde man ein Musical Script zu schreiben, mit seinen Höhen und Tiefen, die auch jeder Sänger mit seinem eigenen Sound widerspiegelt. Villeicht drehen wir später auch einen Film. (lacht)

Olof: The Amaranthe Musical Movie! (lacht)

Guten Filmen gegenüber seid ihr offenbar nicht abgeneigt. Ihr habt zwei sehr professionelle Videos zu „The Nexus“ und „Hunger“ gedreht, die fast wie Action Movies rüberkommen. War das eure Idee?

Elize: Ja, das war schon unsere Idee.

Olof: Das hatten wir schon geplant, bevor wir überhaupt einen Plattenvertrag hatten. Wir sind verschiedene Ideen für Musikvideos durchgegangen, es sollte auch einen gewissen Stil haben. Es ist schwer zu sagen, wessen Idee das nun war. Aber ich, Elize und Jake haben über Action, Asiatisch, SciFi und verschiedene Ideen gesprochen und erste Konzepte schon 2009 erstellt. Als wir uns mit dem Video befassten, war für uns bereits klar, dass es so hochwertig werden soll und Patrick der Director half uns dabei, die Vision zu erstellen.

Elize: Das zweite Video „The Nexus“ basiert ebenfalls auf dem Thema des ersten Videos – das war auch von Anfang an so geplant. Das war der erste Song, den wir vom neuen Album geschrieben haben.

Olof: Genau, in etwa „Blade Runner“ trifft auf „Army Of Two“ und etwas „Call Of Duty“.





Ich war sehr erstaunt, dass bereits das erste Musikvideo einer völlig neuen Band bereits so hochweretig produziert worden ist. Das ist ja nicht selbstverständlich, viele Bands wählen hier wohl auch aus Kostengründen eher ein Lyrics Video oder kombinieren geschickt ihre Liveaufnahmen.

Elize: Ja sicher – die Sache ist, wir wollten ein richtig gutes Video. Viele andere Bands nutzen ihr Budget für vier oder fünf Videos, die dann aber nicht so umfangreich sind.

Olof: Wir hatten bereits erste Angebote von Plattenfirmen im Jahr 2008, nachdem wir einige Songs auf MySpace veröffentlicht haben. Wir verhandelten viel und lange, ich glaub' bis zum Sommer 2010. Es dauerte für uns zwei Jahre, den Plattenvertrag auszuhandeln und eine der Voraussetzungen war, dass wir ein hohes Budget für ein richtig gutes Video bekommen. Und auch ein richtig gutes Budget, um das Album aufzunehmen. Wir hatten sehr viel Geduld, mehr als andere Bands, die vor ihrem ersten Vertrag stehen.

Wie seid Ihr als Band zusammengekommen?

Olof: Jake und ich haben bereits damals in Projekten – so ungefähr 2007 war das – und in unterschiedlichen Bands gespielt. Wir hatten aber beide eine andere Idee, nämlich Musiker aus verschiedenen Genres zu vereinen. Ähnlich wie ein All-Star-Projekt, wie zum Beispiel AVANTASIA. Andy und Elize waren zwei dieser Musiker, auch Freunde und Personen, die bereits im Musikbusiness tätig waren und dann an unserem Projekt mitgewirkt haben. Wir haben „Leaving Everything Behind“ und „Enter The Maze“ aufgenommen und waren wirklich glücklich über das Ergebnis. Wir dachten: „Hey, das könnte eine echt coole Band werden, ein interessantes Lineup mit drei Sängern und drei Musikern an den Instrumenten!" Drei Sänger mit verschiedenen musikalischen Hintergründen. Wir waren wirklich sehr gespannt auf dieses Projekt, und als wir dann unsere erste Show im Oktober 2009 gespielt haben, kam noch Johan unser Bassspieler hinzu und so fanden wir zueinander.

Wie ist das Feedback der Fans zu „The Nexus“?

Olof: Es ist überwältigend, vor allem die Chartplatzierungen. Das Album erreichte Platz 1 in den US Metalcharts auf iTunes und heute waren wir Platz 1 in den schwedischen Rock Charts und Platz 6 in den allgemeinen Albumcharts, wo wirklich alle drin sind. Am besten sind aber die Reaktionen der Fans, wenn wir sie auf der Tour sehen und mitbekommen, wie sie die Texte mitsingen und sich Songs wünschen. Ich glaub', einer der Höhepunkte der Show ist, wenn wir "The Nexus" spielen. Das Licht geht aus und wir starten das Intro... (Elize summt das Intro). Das ist einfach phänomenal.

Ich habe das Gefühl, ihr versucht von den Melodien her an IN FLAMES anzuknüpfen. Einige Songs sind „Deliver Us“ oder „The Quiet Place“ ähnlich.

Olof: Ja, zum Beispiel „The Quiet Place“ mit dem Chorus. Ich lasse mich auch sehr von IN FLAMES inspirieren und höre gerne ihre Musik. Ich bin sehr gut mit Jesper befreundet und er ist auch ein riesen Fan von AMARANTHE. (grinst)

„The Nexus“ ist euer zweites Album, wie war es diesmal im Studio? War es einfacher, habt ihr viel geändert?

Elize: Ich glaube, es war einfacher dieses Mal, weil wir bereits die Vorlage hatten. Diesmal lief alles etwas relaxter ab, weil jeder eben genau wusste, was wir vorhatten. Das letzte Album kam sehr gut an.

Olof: Elize wurde mehr ins Songwriting mit einbezogen, beim ersten Album kam sie erst in der Mitte zum Songwritingprozess hinzu. Diesmal hat sie einen großen Teil dazu beigetragen.

Elize: Wir haben es auf das nächste Level gebracht. Vielleicht geht es auf dem nächsten Album dann noch einen Schritt weiter.

Olaf: Wir wollten auch nicht alles völlig ändern, aber wir haben uns an dem ersten Album orientiert und uns, soweit es dann möglich war, weiterentwickelt. Wir haben auch nicht versucht etwas zu ändern, da uns und den Fans bereits das erste Album gefallen hat. Auch bezüglich Songwriting, außer dass Elize nun komplett involviert ist. Wir setzen uns zusammen, trinken ein Glas Wein... ich denke nicht, dass man das andern muss. (lacht)

Was ist euer Lieblingssong auf „The Nexus“?

Elize: Ich mag „Mechnical Illusion“. Auch die Bedeutung des Songs ist sehr stark.

Olof: Eindeutig „Invicible“. Wir touren viel und gehen durch schwerere Zeiten und schöne Zeiten, auch im Studio. Mal gibt’s Probleme, dann läuft wieder alles. Der Song spiegelt das für mich wider und hat für mich eine große Bedeutung.

Was macht ihr, um euch auf die Show vorzubereiten, neben den typischen Aufwärmspielchen?

Olof: Ich spiele Battlefield 3. Ansonsten ruhen wir uns noch aus und wärmen uns auf.

Elize: Ich werde sehr ruhig, das ist mein Weg, um Energie zu sammeln. Für Außenstehende wirkt das manchmal etwas seltsam.

Seid ihr auf der Bühne noch immer aufgeregt oder ist das für euch mittlerweile normal geworden?

Olof: Es ist immer etwas Besonderes, wieder auf der Bühne zu stehen, vor allem jetzt in Finland, wo wir unsere ersten neun Shows dieser Tour spielten. Da waren wir wirklich sehr aufgeregt. Zum Ende der Tour vom ersten Album haben wir es natürlich sehr genossen, waren dann aber auch erleichtert, wieder zu Hause zu sein. Nun gehen wir auf die Bühne und empfangen diese Energie und Fröhlichkeit, das wirkt auch auf uns. Du wirst es auch heute Abend sehen.

Das Erste, was ihr nach der Show macht?

Elize: Ich denke über die ganzen Fehler nach. Ich bin eine ehrliche Person und sehr selbstkritisch. Manchmal ist da auch nichts Spezielles, aber manchmal gehst du nochmal jeden Ton und Move durch. Danach überlegst du, wie großartig das Publikum war und dann bin ich auch glücklich und denke nur noch „Fuck all the details and go on with the show“. Die Details sind so langweilig, aber als künstlerische Person ist es sehr wichtig, um möglichst perfekt zu sein.

Olof: Dazu passt auch der SOILWORK Song „The Pittsburgh Syndrome“, der hat einige großartige Lyrics. Manchmal hast du einen echt beschissenen Tag auf Tour, schlechtes Wetter und du bist sehr müde. Irgendjemand weckt dich sehr früh auf und es gibt schlechtes Essen und irgendwie ist alles beschissen. Dann kommst du zur Show, spielst die Show und gehst von der Bühne und bist in einer beschissenen Laune... Aber genau das ist der Punkt: „Fuck all the details“, das ist nicht wichtig.

Elize: Ich trinke auch noch gerne ein Glas Champagner nach der Show. (lacht)

Mit dem aktuellen Album habt ihr auch zwei großartige Akustiksongs zu „Hunger“ und „Burn With Me“ veröffentlicht. Ist da noch mehr aus der Richtung geplant?

Olof: Es gibt weitere Akustiksongs, aber exklusiv für iTunes oder so. Auf Spotify stehen nun auch einige zur Verfügung. Diesen Sommer spielen wir auf einem Folk Musik Festival und ich denke, dort werden wir sechs Songs akustisch spielen. Das ist etwas, was viel nachgefragt wird und es macht uns auch viel Spaß.

Elize: Ich liebe es, akustisch zu spielen.

Werdet ihr heute Abend einen Akustiksong spielen?

Olof: Nein, aber wir haben für den Song „Amaranthine“ etwas Besonderes vorbereitet.

Elize: Wir möchten mal eine eigene Headliner Tour fahren und dort ein langes Set spielen. Auch mit Akustiksongs: alle tauschen ihre Instrumente gegen Akustikinstrumente, auch unser Schlagzeuger, der trommelt dann mit seinen Händen dazu. Es ist auch schön, auf Konzerten mal etwas anderes zu sehen, als das, was man nur von den Alben kennt.

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt und dann nachher viel Spaß auf der Bühne!