Geschrieben von Donnerstag, 26 März 2009 19:24

Narziss - Interview mit Sänger Alex




NARZISS gehören seit 10 Jahren fest zur deutschen MetalCore/Screamo-Szene und haben uns in diesem Jahr mit „Echo" mal wieder ein richtig gutes Album abgeliefert. Mittlerweile sind sie auf Redfield Records angekommen und man hört ihnen deutlich an, dass ihnen die engen Szene-Schubladen bei weitem nicht ausreichen. „Echo" sprüht nur so vor Aufbruchsstimmung - und deshalb wurde es auch Zeit, der Band auf den Zahn zu fühlen, ob denn hier auch so frei im Geiste gedacht wird, wie es auf ihren letzten Alben klang. Ring frei für Alex und NARZISS!


Erstmal herzlichen Glückwunsch zu eurem Album! Stell bitte mal dich und deine Band vor.

Hi ich bin Alex, der Schreihals und die Emoschwuchtel von Narziss. Und herzlichen Dank für die Glückwünsche. Scheint dir ja zu gefallen. (lächelt)

Wie kam der Deal mit Redfield Records zu Stande, und was bedeutet das an Veränderungen für die Band?

Wir haben grundlegend nach einem neuen Label gesucht, da wir mit der Arbeit von Alveran zwar von grundauf zufrieden waren, aber uns Vieles nicht transparent genug war. Also suchten wir endlos, und dann trafen wir auf Redfield, die auch Interesse bekundeten. Nach einem freundschaftlichen Hin und Her hat man sich quasi über die Modalitäten geeinigt und beide Parteien waren damit zufrieden. Veränderungen gibts dadurch für die Band eigentlich keine, da unsere Prioritäten einfach anders gelagert sind. So einen 360 Grad-Deal mit Knebelklauseln hätten wir eh nicht mitgemacht. Wenn ich geknebelt werden will, dann ruf ich die Dame meines Vertrauens an. (lacht)

Wie viel Zeit beansprucht Narziss in euren Leben, und was macht ihr außerhalb der Band?

Die Band nimmt eigentlich nur einen Abend pro Woche ein, wenn man die Organisation mal wegnimmt. Die machen wir nebenher. Und dann sieht man sich eben zu den Shows. Jeder hat unterschiedliche Aufgaben in der Band. Zwei bis drei kümmern sich um den ganzen Internetkram, sprich MySpace, Anfragen usw., ich kümmere mich um einige Shirt-Designs oder Interviews, der nächste besorgt nen Bus für ein Show-Wochenende oder macht ne kalte Platte für die Fahrt, damit es auch allen gut geht. Das klappt alles ziemlich prima. Ansonsten stehen wir fast alle im Berufsleben, haben sechs Kinder in der Band und versuchen unser Möglichstes, wenigstens zweimal im Monat irgendwo zu spielen.

Was hat euch bewogen, den Stil eures letzten Albums in musikalischer und optischer Hinsicht weiterzuführen?

War irgendwie ein logischer Schritt. Wir standen wie jede andere Band im Proberaum, und die Songs sind dann eben passiert. Dann wurde daran rumgefeilt, der Gesang draufgesetzt und das Ganze letztendlich aufgenommen. Es ist diesmal etwas mehr Cleangesang geworden, aber wenn die Songstruktur und die Texte danach verlangen, dann wird das eben auch so gemacht. Es hätte genauso gut auch ein Album ohne Cleangesang werden können. Was das Optische angeht, waren wir ziemlich begeistert vom letzten Coverartwork und haben Paul Barsch, mit dem wir ja schon öfter zusammengearbeitet haben, einfach wieder gefragt. Der war auch sofort angetan und machte sich an die Arbeit. Von dem Ergebnis waren wir auch gleich alle begeistert. Paul kennt uns schon viele Jahre und weiß, was wir mögen. Er bekommt die Texte und kann dann loslegen.

Einige der Songs klingen vom Sound her relativ weit weg vom MetalCore der früheren Tage. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Metalcore ist ein Stempel, den man von anderen aufgedrückt bekommt. Ich habe nichts dagegen, als Metalcore-Band bezeichnet zu werden, irgendwie muss das ja ein jeder für sich klassifizieren. Die Entwicklung bei uns kommt sicher daher, dass ich als Sänger irgendwann mal ausgestiegen bin, zwei andere Sänger kamen, die eben nicht gesungen haben. Als ich dann aber 2004 wieder eingestiegen bin, hatte man wieder Cleangesang und somit ein weiteres Stilmittel, was man verwenden konnte.

Auf fast allen Aufnahmen von uns war bisher etwas Klassisches zu finden. Das rührt daher, dass unser Gitarrist Johannes Musik studiert hat, zwei klassische Instrumente spielt und somit auch ab und an zu Hause rumkomponiert. Er ist der einzige in der Band, der Noten lesen kann. Ich weiß nur, was ein Notenschlüssel ist (lacht). Was „Ita Est" und „Maskerade" angeht, da ich annehme, dass du besonders auf diese beiden Songs anspielst, war es so, dass Patrick M. Schmitz ein großer Fan von uns ist und unbedingt was für uns machen wollte. "Maskerade" wurde dann extra für so ein Orchester konzipiert, Johannes, unser Gitarrist hat ein Grundthema vorgegeben, Patrick hat sich dazu Gedanken gemacht, etwas ausgearbeitet, und wir als Band haben die Gusche nicht mehr zu bekommen, als wir es gehört haben. Das war eine fruchtbare Zusammenarbeit von Anfang an. Bei „Ita Est" lief das dann ähnlich.

Befürchtet ihr die beinahe unumgängliche Grundsatzdiskussion unter den Hörern, wenn eine Band so einen Schritt macht?

Fürchten tun wir da überhaupt nix. Man kann es nicht allen Recht machen. Schließlich wollen wir nicht das machen, was der Fan will, sondern das, was wir gut finden. Wenn sich eine Band nicht mehr mit ihrer Musik identifizieren könnte, dann wäre da kein Spaß mehr, und das ist ja der Grund, warum man das überhaupt macht. Außerdem haben wir schon immer polarisiert, das wird sich wohl nie ändern. Mittlerweile würden wir uns wundern, wenn es nicht so wäre. Wir sind das einfach gewohnt. (lacht)

In wie weit - wenn überhaupt - stellt ihr euch denn überhaupt selbst die Fragen eines unbedarften Hörers, wenn ihr Songs schreibt?

Eigentlich gar nicht. Die Musik passiert aus dem Bauch heraus. Den Rest macht dann die Zeit, falls sich mal jemand nicht so wohl fühlt mit einem gewissen Teil.

Wie werdet ihr ein Stück wie „Maskerade" live umsetzen?

Wir haben das Teil schon mehrfach live gespielt. Das passiert dann mit nem guten Mac. Wäre natürlich schöner, wenn wir nen eigenes Orchester hätten, aber soweit sind wir noch nicht. (lacht)

Ihr habt ein Album-Cover gewählt, das aus zwei Schichten besteht, die erste ist transparent. Vermutlich ist so etwas teurer als ein einfaches Cover. Inwieweit trefft ihr solche Entscheidungen? Werden die Mehrkosten zwischen euch und dem Label geteilt?

Wir haben mit dem Label geredet, was so möglich wäre an Verpackung. Paul hat das Artwork von vornherein mit Transparentpapier entworfen. Die Kosten hat das Label übernommen. Wir haben das in der Band entschieden, das Label hat es abgenickt, und wir haben uns natürlich gefreut.

Was wird euch 2009 erwarten?

Erstmal steht vom 03. - 11. April eine kleine Tour an, bei der wir durch die ganze Republik stürzen. Vielleicht verirrt sich ja der eine oder andere in die jeweiligen Clubs, und wir haben ein bisschen Spaß miteinander. Ob auf der Bühne oder später im Backstage ist mir hierbei aber eigentlich egal (lacht). Dann stehen da noch das WithFullForce und das Summer Breeze an, wo ich mir jetzt schon ein Tröpfchen in die Hose mache. Ich freu mich, nach vier Jahren wieder auf dem Force zu sein. Was dann noch kommt? Abwarten. Ich bin auf jeden Fall gespannt.

Famous Last Words?

Schaut nach, wo wir touren, kommt vorbei und macht Remmidemmi. Wir freuen uns auf euch. Ansonsten bedanke ich mich bei dir, das Interview hat mir Spaß gemacht.

Vielen Dank für deine Zeit und die Antworten, und viel Glück mit „Echo". Bei mir läuft die Scheibe auf Dauer-Rotation!