Zwischen Hard Rock und Heavy Metal – mit Saxophon!
Irgendwo in der Schnittmenge zwischen eingängigem Hard Rock und NWOBHM-beeinflusstem Heavy Metal rotzen sich SPIDERGAWD durch poppige Twin-Guitar-Harmonien, satte Grooves und mehrstimmige Refrains. Die klassische Besetzung mit zwei Gitarren, Bass und Drums wird um ein Bariton-Saxophon erweitert, was bei mir die Alarmsirenen schrillen lässt - Saxophon-Klänge können interessante Akzente setzen, haben meiner Meinung nach im klassischen Rockzirkus allerdings wenig zu suchen, weil sie Songs mehr aufweichen als der gesammelte Orchester-Bombast von NIGHTWISH, EPICA und RHAPSODY zusammen. Im Falle des norwegischen Quintetts ist das Bariton-Instrument jedoch so geschickt eingebunden, dass es den staubig-warmen Rocksound stets unauffällig untermalt und niemals dominiert - Chapeau!
Von "Grand Slam" bis "Winter Song": SPIDERGAWD zeigen Bandbreite
Anspieltipps? Der packend-mitreißende, mit einer sanften Prise Psychedelic gewürzte Opener "The Grand Slam" hat mich mit seiner positiven Energie, dem hymnischen Chorus und sattem Riffing samt unwiderstehlich rotzigem Gitarrensolo so gefesselt, dass ich beim ersten Hören mehrmals stoisch auf Repeat getippt habe, bevor ich mich dem Rest von "From Eight To Infinity" gewidmet habe. Wer solch einen grandiosen Opener abliefert, hat schon halb gewonnen.
Das fiebrig-unruhige "Confirmation" deutet die im Pressetext erwähnte, stilistische Verschiebung weg von NWOBHM und Heavy Rock hin zu klassischem Heavy Metal an. Zackige Gitarren und eindringliche Vocals erinnern leicht an METALLICA in der Black-Album-Phase, während die treibenden, dynamischen Drums FOO-FIGHTERS-Vibes aufkommen lassen.
Im abschließenden "Winter Song" präsentieren sich SPIDERGAWD ungewohnt düster. Der schleppende, von Stoner und Doom beeinflusste Groover mit klagenden Gitarren untermalt die sehr persönlichen Lyrics, in denen Bandleader Per Borten eine von Krankheit und Verletzungen geprägte Lebensphase im Winter des vergangenen Jahres thematisiert, musikalisch sehr passend. Insbesondere die zweite, rein instrumentale Hälfte geht mit ihren wunderschön melancholischen Gitarrenharmonien ganz tief unter die Haut.
Heavy Rock mit Herz und Härte: SPIDERGAWD liefern ab
Ob eingängiger Highspeed-Rock (sleazig in "Revolution", bluesig in "200 Miles High"), kraftvoll-räudig mit prägnanten MOTÖRHEAD-Bassläufen, galoppierenden Riffs und SLAYER-Vibes ("The Hunter") oder simpel-effektiver Mitsing-Ohrwurm ("One In A Million"): SPIDERGAWD präsentieren sich auf "From Eight To Infinity" stilistisch variabel - ohne Verschnaufpause, voll auf die Zwölf, und vielleicht auch deshalb etwas abwechslungsarm, weil's eben stets zur Sache geht.
Auch, wenn die erste Albumhälfte etwas zugänglicher wirkt und nicht jede Nummer die überbordende Genialität des Openers und Closers versprüht, macht das achte Album der Norweger mit knapp über 40 Minuten bodenständigem, grundehrlichem Heavy Rock richtig Laune. Kleine Randnotiz: Im CD-Text wird das Album dann doch schlicht als "VIII" ausgegeben. Got ya!
"From Eight To Infnity" Trackliste:
The Grand Slam
Revolution
One In A Million
Confirmation
200 Miles High
The Hunter
The Ghost Of Eirick Raude
Winter Song
SPIDERGAWD Line-up:
Per Borten – guitars, vocals
Brynjar Takle Ohr – guitars, vocals
Hallvard Gaardløs – bass, vocals
Kenneth Kapstad – drums