Geschrieben von Dienstag, 08 August 2017 17:20

Totengeflüster im Interview zu "Im Nebel der Vergänglichkeit"

Schon bald werden die Black-Metal-Genossen unter uns die Möglichkeit haben, den "Nebel der Vergänglichkeit" zu betreten. Im Rahmen der Veröffentlichung dieser neuen Scheibe am 18. August 2017 haben sich TOTENGEFLÜSTER Zeit genommen, um BurnYourEars ein paar Fragen zu beantworten.

Für alle, die euch noch nicht kennen: Stellt euch doch einmal vor.

Totleben: Hey, ich bin Totleben, Gitarrist von TOTENGEFLÜSTER. Neben dieser Tätigkeit bin ich auch für das Artwork, bislang für das hauptsächliche Songwriting und die Orchestration zuständig. Neben TOTENGEFLÜSTER leite ich meine eigene Plattenfirma Pale Essence Music, welche TOTENGEFLÜSTER unter Vertrag hat.

Narbengrund: Meine Wenigkeit nennt sich Narbengrund Nihilis. Bis dato habe ich mich um die textlichen Ausartungen sowie deren klangliche Umsetzung gekümmert. Kurz: Krakelen und Kreischen.

Frostbitten: Hey, ich bin Frostbitten, Schlagzeuger von TOTENGEFLÜSTER. Ich wirke zudem noch beim Songwriting mit. Neben TOTENGEFLÜSTER spiele ich noch Schlagzeug bei meiner zweiten Band UNLEASH THE FALLEN, wo wir derzeit an unserer zweiten EP arbeiten.

Teufeskald: Und ich heiße Teufeskald, Bassistin von TOTENGEFLÜSTER.

Herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album „Im Nebel der Vergänglichkeit“, welches ja bald veröffentlicht wird! Was sind die größten Veränderungen zum Vorgänger „Vom Seelensterben“?

Totleben: Vielen Dank. Ja, es hat sich so einiges getan! Zunächst kann ich sagen, dass auch ich eine Weiterentwicklung TOTENGEFLÜSTERs spüren kann. Im Vergleich zu „Vom Seelensterben“, welches als reines Studioprojekt begann ... und was nun zu einer voll funktionierenden Liveband geworden ist. Dies hatte natürlich auch Auswirkungen auf das Songwriting zum zweiten Album.

Insgesamt finde ich, dass sich das zweite Album weniger an meinen damaligen Vorbildern orientiert und mehr nach TOTENGEFLÜSTER klingt. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die Songs viel ausgereifter und auch mit viel mehr Sorgfalt ausgearbeitet. Dies merkt man in verschiedenen Ebenen: Die Songs ergeben einen besseren Spannungsbogen über das komplette Album, auch der Sound des Albums hat sich durch Andy Classens Mix und Mastering deutlich verbessert. Ich habe mir deutlich mehr Zeit genommen um auch Ideen, welche nicht so stimmig waren, weg zu lassen und mich auf das Essentielle zu konzentrieren. Das Feedback der anderen Bandmitglieder zu meinen geschriebenen Songs brachte dann den weiteren Feinschliff.

Außerdem: Ich habe schon einmal TOTENGEFLÜSTER-Luft geschnuppert mit dem ersten Album und wusste beim zweiten etwas mehr, wie TOTENGEFLÜSTER zu funktionieren hat. Ich konnte auch im Rahmen der Vorproduktion einiges mehr umsetzen: Wir hatten einen neuen Studio-PC für bessere Abmischungs- und Orchestrationsmöglichkeiten, dazu kam das eigene Recording und Editing der Drums & Vocals – wir hatten da beim Vorgänger noch Hilfe zur Erstellung und Bearbeitung des Materials.

Auch bezüglich Artwork war es mir möglich, durch das Dranbleiben und Anhäufen von Knowhow ein völlig neues Level zu erreichen. Auch hier gibt es nun deutlich mehr Details, das Beschränken auf das Wesentliche, die Erschaffung einer eigenen Welt – so wie in der Musik auch.

Narbengrund: In textlicher Hinsicht wurde das Konzept vom Konzeptalbum fallen gelassen, da es zu viele, zu unterschiedliche Thematiken gab, die mir auf der Seele brannten. Sicherlich hätte man diese irgendwie in ein Konzept wickeln oder in eine Geschichte einweben können, aber dieses Mal war mir eine gewisse künstlerische Handlungsfreiheit lieber, als mir erneut ein Korsett überzustülpen.

Frostbitten: Man hat aus den Fehlern vom ersten Album gelernt. Das zum einen. Zum zweiten finde ich, sind die Songs viel ausgereifter und abgestimmter. Jedes Ende von einem Song leitet perfekt in den nachfolgenden Song über, was es nicht abgehackt oder stumpf erklingen lässt. Es fließt sehr schön, ist zudem auch abwechslungsreicher als der Vorgänger. Ein weiteres Merkmal sind die Drums. Beim Vorgänger „Vom Seelensterben“ waren die Drums schon fertig programmiert, als ich zur Band dazu gestoßen bin. Bei dem jetztigen Album habe ich zu 100 Prozent meine echten Drums und meinen Drumstil mit einbringen können.

Teufeskald: Da ich erst nach Fertigstellung des zweiten Albums in die Band kam, kann ich diese Frage als neutraler Hörer beantworten und das Album so beschreiben, wie es wohl auch der ein oder andere Fan erleben wird: Was sofort auffällt, ist die deutlich bessere Qualität der Aufnahmen. Im Vergleich zu „Vom Seelensterben“ kommen nun sowohl die Instrumente, als auch das Orchester und der Gesang viel besser zur Geltung.

Andy Classen und TOTENGEFLÜSTER haben wirklich beste Arbeit geliefert. Auch das Schlagzeug klingt anders, als auf dem Vorgänger, da es nun wie gesagt von Frostbitten, also einem echten Schlagzeuger, eingespielt worden ist. Bei den Texten sind ebenfalls einige Schmuckstücke zu finden, die so auf einem weiteren Konzeptalbum nicht möglich gewesen wären – ein Blick in das Beiheft oder Artbook lohnt sich allemal ... vorausgesetzt, ihr versteht „Gesang“-technisch so viel wie ich ... haha!

Alles in allem ist es eine sehr abwechslungsreiche Scheibe, in der sehr viel Arbeit steckt. Ich bin stolz, Teil dieser Band zu sein und dieses Meisterwerk live präsentieren zu dürfen!

Die Lieder erinnern stark an fabelhafte Filmmusiken und epische Gaming-Soundtracks. Was hat euch am stärksten beeinflusst?

Totleben: Das, was die Leute, die Filmmusik und Spiele-Soundtracks schreiben, eben auch tun: Sie geben dem Ganzen eine Atmosphäre – eine Hülle, in der die erschaffene Welt liegt. Musik soll in meinen Augen gewisse Gefühle ansprechen, diese ausdrücken und transportieren. Genau das macht ein Soundtrack auch. Er untermalt etwas, was wichtig ist – hebt Dinge hervor und lässt Bilder im Kopf entstehen.

Ich arbeite eigentlich gar nicht mit Vorlagen oder ähnlichem. Klar, es gibt ganz klare musikalische Werkzeuge um z.B. etwas Melancholisches oder etwas Hektisches auszudrücken. Aber trotzdem kann ich wenig sagen, dass mich etwas Bestimmtes dazu beeinflusst hat. Ich finde, TOTENGEFLÜSTER erschafft eben eine ganz eigene Welt und dazu ist die Musik der Soundtrack, die Lyrics sind das Gedankengut und das Artwork ist der visuelle Ausdruck des Ganzen.

Mich haben so genannte Gesamtkunstwerke schon immer fasziniert. Sei es die "Star Wars"-Saga oder die "Herr der Ringe"-Trilogie – alles hatte einen starken musikalischen, visuellen sowie inhaltlichen Kern. Ebenfalls wichtig zu nennen in diesem Kontext sind die Werke von CRADLE OF FILTH mit "Damnation And A Day" und DIMMU BORGIR mit "Death Cult Armageddon". Ich habe bei diesen Alben oft das Gefühl, dass sie eben mehr sind, als nur ein Metal-Album. Sie haben ihre ganz eigene Geschichte, die sie – wie du auch sagst – filmmäßig rüberbringen.

Frostbitten: Mich haben Bands beeinflusst, die ich natürlich privat höre und zu denen ich auch des öfteren das eine oder andere Drumcover-Video veröffentliche. Um ein paar zu nennen: IMMORTAL, BEHEMOTH, DIMMU BORGIR, BELPHEGOR.

Welches sind eure liebsten Videospiele und Lieblingsfilme und warum?

Totleben: Filme: "Star Wars" und "Herr der Ringe" – ganz klar, weil sie Gesamtkunstwerke sind. John Williams und Howard Shore haben es fantastisch geschafft, gemeinsam mit George Lucas und Peter Jackson die Geschichte sowie das Visuelle mit der Musik zu verknüpfen und daraus ein großes Ganzes zu schaffen. Bei Spielen bin ich eher so der Ballerbudenbube und ziehe schnelle Shooter wie "Quake 3" und "Doom" ewigem Rätsellösen vor. Dort die beklemmende, mystische und böse Atmosphäre hat mich schon auch geprägt. Für mich sind aber Filme deutlich inspirativer als Games.

Narbengrund: Am meisten Lebenszeit habe ich bisher wohl an "Skyrim", "Witcher 3" und "World Of Warcraft" geopfert. Was haben diese Spiele gemeinsam? Nun … sie haben alle drei eine recht ausgefeilte Welt und eine eigene, bis ins Detail ausgefeilte Geschichte. Mir ist es wichtig, dass ich mich in einem Spiel verlieren, in eine andere Welt eintauchen kann. Scheinbar liegt mir auch der mittelalterliche Flair mit einer gehörigen Portion Fantasy eher als Science Fiction.

Natürlich sind mir – was Umfang und Details anbetrifft – meine Lyrics etwas eingeschränkt, nichts desto trotz lege ich großen Wert darauf, dass alles stimmig ist, was sich zum Beispiel bei der Wortwahl widerspiegelt. Ich suche teilweise halbe Ewigkeiten nach geeigneten Konstellationen, bis ich mit dem Klang eines Satzes zufrieden bin – und dennoch komme ich mir manchmal wie ein Stümper vor, wenn ich dann Texte von NOCTE OBDUCTA, GOETHES ERBEN oder aber auch den etwas exzentrischen BETHLEHEM lese … Auch in Sachen Sprache habe ich bisher versucht, nicht zu modern zu klingen und einen romantischen – im Sinne der Epoche – Flair beizubehalten.

Was Filme anbetrifft, so fällt es mir schwer, mich da fest zu legen – es gibt zu viele gute Filme in zu vielen verschiedenen Genres, sodass man sie schwerlich miteinander vergleichen kann. Ich bin allerdings ein großer Freund von „Game of Thrones“, sowohl von der Serie als auch der Buchreihe und obgleich dies eine Fantasy-Serie ist, meine ich, dass sie die Realität in vielerlei Hinsicht weit besser widerspiegelt, als so manches Werk, das uns eben diese vorgaukeln will …

Frostbitten: Ich mag Rennspiele, da ich noch ein zweites Hobby habe – und zwar meine Leidenschaft zu Sportwagen bzw. den Motorsport. Lieblingsfilme: Hier gibt’s nicht wirklich einen absoluten Favoriten, ich liebe generell Horror, Action und Fantasy Filme. Das Schnelle aus meiner Leidenschaft für Sportwagen und die Atmosphäre aus den Filmen übertragen sich somit auch auf meine Tätigkeit bei TOTENGEFLÜSTER.

Teufeskald: Ich bin großer "Skyrim"- und "Tomb Raider"-Fanatiker. Glücklicherweise hält sich aber die Zockerei bei mir in Grenzen – eine Playstation ... nein, keine xBox, haha ... wäre sicherlich mein absoluter Untergang, was Spielsucht und mangelnde soziale Kontakte betrifft, haha, davon würde ich nicht mehr loskommen.

Früher habe ich massenhaft Horrorfilme geschaut. Inzwischen würde ich sagen, dass mir einfach gute Filme wie „Sin City“, „Wolverine“ oder „300“ mehr geben. Natürlich schaue ich aber auch das nerdige Fantasy-Zeug – Marvel, "Harry Potter", "Herr der Ringe" oder "Warcraft" ... wegen Medivhs Corpsepaint am Schluss, haha!

Die Texte von TOTENGEFLÜSTER sind recht poetisch-depressiv, woher stammen die Inspirationen für die Lyrics?

Narbengrund: Es gibt eigentlich nichts, was mich aktiv inspiriert. Meine Texte entstammen alle meiner Gedanken- und Gefühlswelt, sie reflektieren meine Sicht der Dinge. Woher diese allerdings stammt, ist eine andere Frage: Beispielsweise habe ich mich beim Durchgehen des Textes von „Des Mondes bleiche Kinder“ dabei ertappt, dass mich die Thematik frappierend an die Handlung, bzw. Idee hinter „Matrix“ erinnert – die Menschheit in einer Art künstlichem Schlaf, damit sie leichter zu kontrollieren ist. Sicherlich haben mich noch andere Bücher, Filme usw. beeinflusst, aber wie gesagt, dies ist ein fortschreitender und oftmals unbewusster Prozess, sodass ich im Falle des neuen Albums gar nicht recht sagen kann, woher letztlich mein Gedankengut stammt.

totengefluester im nebel der vergaenglichkeitDas Artwork des Covers von „Im Nebel der Vergänglichkeit“ ist euch echt gut gelungen. Gab es schon vorher eine Idee, wie es auszusehen hat, oder kam die erst beim Hören des fertigen Albums?

Totleben: Danke dir. Das sind oft Prozesse, die gleichzeitig ablaufen. Ich schreibe an ein paar Songs, habe dadurch ein gewisses Bild im Kopf, mache dazu einen Entwurf. Dann geht es oft an den Songs wieder weiter und das Artwork wächst nebenher ebenfalls weiter in seinen Details. Auf einmal sind dann die Songs sowie das Artwork fertig und zueinander stimmig.
Ich denke, das ist von Künstler zu Künstler aber auch wieder unterschiedlich – der eine drückt eine gewisse Stimmung eben so aus, der andere eben anders. Es geht einfach um Gefühle, daher ist auch das Artwork eher surreal geworden. Es ist eher als Metapher zu sehen – eine Traumsequenz, wenn man so will.

Es gab eine grundlegende Veränderung in der Bandkonstellation: Ihr seid heute kein Soloprojekt mehr, sondern eine richtige Band. Welche Möglichkeiten außer der Liveauftritte haben sich dadurch für euch ergeben? Hat sich der Songwriting-Prozess dadurch verändert?

Totleben: Ich würde sagen ja, auch wenn die meiste kompositorische Arbeit jetzt von mir kam. Es macht einen riesen Unterschied, ob man alleine seine Dinge absegnet oder nochmal vier zusätzliche Bandmitglieder hat, die Feedback zum erarbeiteten Material geben können. Auch das Livespielen mit TOTENGEFLÜSTER hatte Einfluss auf den Songwriting-Prozess. Denn es ist wichtig, auch Songs zu schreiben, die sich live auf der Bühne umsetzen lassen. Ich bin auch gespannt, wie es sich nun weiterentwickelt im Songwriting, wenn die anderen die TOTENGEFLÜSTER-Handschrift ebenfalls immer mehr verinnerlichen und spüren.

Frostbitten: Ich habe zusammen mit Totleben bei diesem Album viel mehr mit am Songwriting und an dem Drum-Arrangement gearbeitet, als bei unserem Vorgänger. Ich konnte viel mehr meinen Stil und meine Ideen mit einbringen – und das merkt man auch. Wir alle sprühen vor Ideen und sind heiß darauf, alle zusammen an Songs zu schreiben und jeden mit einzubinden. Ich freue mich auf diese Zeit.

Ihr seid ja besonders in England beliebt und aktiv. Wo würdet ihr denn noch gerne eure Fanbase ausbauen?

Totleben: Ich denke, wir würden auch in Deutschland deutlich mehr spielen, wenn es die entsprechenden Möglichkeiten für uns gäbe. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass – auch wenn wir recht viele Clubs angeschrieben haben – oft gar keine oder sehr wenig Rückmeldungen gekommen sind. Wir haben im letzten Jahr mehr als 50 verschiedene Clubs innerhalb Deutschlands angeschrieben und nur eine handvoll Antworten bekommen. Ich für meinen Teil spiele überall gern, wo TOTENGEFLÜSTER willkommen ist. Natürlich würde ich mich darüber freuen, die Band auf wirklich große Bühnen zu bringen, um dann auch im Punkte der Kulisse und der dadurch möglichen Performance oder Pyro bzw. Lichtshow nochmals eine neue Dimension hinzuzufügen.

Frostbitten: Ich sehe das wie Totleben. Da ich größtenteils für die Gig-Organisation zuständig bin, merke ich, wie es immer schwerer wird, an wirklich gute Shows und Locations heranzukommen. Ich persönlich sehe das mit der Live-Geschichte sehr ernst. Ich bin jemand, der es liebt, live zu spielen und ich bin der Meinung, dass man es nur durch viele Live-Shows schafft, sich einen Namen zu machen. Ich hoffe, dass wir in Zukunft auch viel mehr Auftritte in und um Deutschland spielen werden. Klar sind wir alle berufstätig und haben Familie, da muss man schon manchmal auch Abstriche machen und schauen, dass es auch bei jedem passt – aber mit einer guten Planung bekommt man das auf jeden Fall auch hin. Wir haben jetzt jedenfalls ein Mega-Paket an Bord und wollen dies natürlich auch unter die Leute bringen.

Teufeskald: Ich persönlich fände es toll, wenn wir irgendwie in Skandinavien ankommen würden. Das sind einfach meine absoluten Lieblingsländer und natürlich auch die absoluten (Black-)Metal-Metropolen. Eine Tour oder zwei bis drei Auftritte im Norden wären wirklich super! Ich denke, mit England sind wir da schon auf dem richtigen Weg – vielleicht streut sich das ja nach Schottland ... und dann immer weiter rauf!

totengefluester band

Gerade auf euren Bandfotos merkt man, dass euch Kostüme und Look sehr wichtig sind. Ist das für euch ein grundlegender Imageaspekt?

Totleben: Man will eben eine gewisse Stimmung rüberbringen. Das ist doch bei Filmen das gleiche. Wenn man sich z.B. den Film „Interview mit einem Vampir“ vorstellt und die Darsteller hätten ihre normalen Alltagsklamotten an ... da wäre die Stimmung sowas von im Eimer, haha ... Wir machen eben dunkle und mysteriöse Musik und da gehört das passende Düster-Outfit eben dazu.

Narbengrund: Wir mögen zwar eine recht simple und rohe Form des Metal spielen, versehen diese aber mit weitreichenden Orchesterarrangements, einer ordentlichen Portion Bombast, aufwändigen Artworks und schnörkeligen Texten – jedes bisschen weniger in Sachen Kostüm und Look würde zu unserem Paket einfach nicht passen.

Frostbitten: Absolut ja. Das gehört einfach dazu. Ich möchte das nach außen tragen, was ich liebe und was mir gefällt.

Teufeskald: Mir ist es öfter passiert, dass mir eine Band rein musikalisch und auf CD gefallen, mich dann aber mit ihrem Live-Auftritt oder Erscheinungsbild enttäuscht hat. Gerade im Black-Metal-Bereich gehört, denke ich, ein bisschen posen auch dazu – war ja schon immer so. Würde nun ja auch etwas doof aussehen, wenn wir mit Corpsepaint, einer Jeans und Chucks auf die Bühne kommen würden. In anderen Metal-Genres ist das machbar, aber im Black Metal eher ganz oder gar nicht.

Was ist für euch das größte Black-Metal-Klischee?

Totleben: Hm … alles, was ich dazu sagen kann, ist – der eine nimmt es eben ernst, was er tut, der andere nicht. Ich mache mir darüber keine großen Gedanken. Ich beschäftige mich mit Black Metal und ich denke, Klischees gibt es überall – egal, ob Black Metal, Metalcore oder Raggae. Mir ist es im Endeffekt völlig egal, was andere tun – jeder hat einen anderen Bezug zu Dingen, die er oder sie ausdrücken möchte. So kann es für den einen völlig bescheuert sein, sich mit Blut und Leichenteilen auf der Bühne zu zeigen, für den anderen nicht.

Ich denke, es geht immer um die Botschaft, die man senden möchte. Kunst darf und soll auch kontrovers sein, wenn sie den Kern der Sache trifft. RAMMSTEIN beim Song "Keine Lust" – alle fett und hässlich, wo sich eine Band doch immer im so genannten besten Licht präsentieren sollte – und genau das tun sie, indem sie eben das tun, was sie ausdrücken möchten. Brillante Sache! Natürlich ist manches, das von Menschen gemacht ist, völliger Bullshit und manch anderes ein Juwel.

Narbengrund: Da stellt sich doch erst einmal die Frage: Was ist Black Metal? Was macht  den sogenannten wahren Black Metal aus? Sind es lediglich die musikalischen Komponenten oder ist es eine Einstellungssache? Vielleicht auch eine Frage des Stils? Ist eine Band wie WEG EINER FREIHEIT Black Metal? So ganz ohne Nieten, Corpse Paint, langen Haaren und Satan?
Nun, ich weiß nicht, inwieweit die Menschen da draußen uns als Black Metal-Band sehen, aber wir scheren uns nicht um Religion, sind auch nicht zu irgendwelchen gewalttätigen Ausschreitungen – inklusive Vandalismus – bereit und haben sogar Spaß ... unerhört, nicht?

Frostbitten: Das größte Klischee? Black Metal gleich Satanist! Erst sich über das Thema schlau machen und dann urteilen, hehe! 

Teufeskald: Das größte Black-Metal-Klischee? – Alles, worüber man sich lustig macht, haha! Ich denke, das ist der Crabwalk oder diverse andere Posen, die IMMORTAL bzw. Abbath gerne nutzen. Vor allem, was normale Leute – von mir aus auch Metalheads, die sich eher mit anderen Metal-Richtungen beschäftigen – betrifft, denke ich, bildet Abbath durch die ganze Satire, die über ihn verbreitet wird, eine Schlüsselfigur für die Szene. Dazu kommen natürlich Winter und Schnee und Wald und Jungfrauen opfern ...

Zeit für ein Schlusswort!

Narbengrund: Schubladen sind deshalb so praktisch, weil a) das Hineingelegte nicht so schnell verstaubt und man b) den Inhalt auch jederzeit hinausnehmen und sogar austauschen kann.

Frevelsaat konnte aus zeitlichen Gründen leider nicht am Interview teilnehmen.

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