21.06.07 – Markthalle Hamburg, 19.30 Uhr. Ein Blick auf den Zeitplan, wir haben bereits zwei Bands des Abends verpasst: Die Metalcoreler IN THIS MOMENT sowie STATIC X, wobei es mir um die abgehalfterten Nu Metal-Weirdos nicht Leid tut, aber die frische Metalcore-Formation hätte ich schon ganz gerne gesehen. Geht nur schlecht, wenn man bis 19 Uhr arbeitet und die Band laut Plan bereits um 18.55 die Bühne verlassen hat. Sei’s drum, liegen ja noch vier (!) Kombos vor uns.
DROWNING POOL feiern sich und die Fans, und dafür reicht ihnen und uns eine halbe Stunde. Mit ihrem Smasher "Sinner" vom gleichnamigen ersten Album beginnt eine kurzweilige Setlist, einige Songs vom neuen Werk werden gespielt – allesamt recht nett anzuhören aber ohne Hitpotential – und am Ende gibt’s die Coverversion von BILLY IDOLs „White Wedding“, auch PANTERAs „Cowboys From Hell“ kommt kurz zu Ehren. Schöne Sache, nicht spektakulär aber als Einstimmung für DEVILDRIVER perfekt.
Die Neo-Thrasher knallen von Beginn an – ich kannte das neue Album bis dato nicht, aber live haben die Songs auf jeden Fall jede Menge Punch. Dementsprechend gehen Band und Publikum ab, und ich bin wirklich erstaunt, dass DEVILDRIVER dermaßen abgefeiert werden. – Bisher hatte ich die Band jedenfalls nicht auf der Liste, die Vorgänger der aktuellen Scheibe „The Last Kind Words“ haben mich doch alle recht kalt gelassen. Gegen Ende des kurzen Sets (kaum mehr als 25 Minuten dürfen die Jungs spielen) klingt für meine Ohren alles ein wenig gleich, aber die Show von Frontsau Dez Fafara reißt auch mich ein gutes Stück weit mit, und die Fans moshen im ersten Circlepit des Abends. Was das Energielevel von Show und Songs angeht, haben DEVILDRIVER ihre „Anheizer“ DROWNING POOL jedenfalls locker in die Tasche gesteckt.
Für die Masse der mittlerweile gut aufgewärmten Fans kommt mit SPOILER NYC nun eine kleine Erholungspause. Die drei Jungs um LIFE OF AGONY-Mitgründer und -Bassist Alan Robert wirken mit ihrem 0815-Punk-Core etwas deplaziert im Billing. Überzeugen können sie nur die wenigsten; für meine Begriffe hätte man lieber die anderen Bands länger spielen lassen sollen, als dem Dreier diese Art von „Freundschaftsdienst“ zu erweisen. Das merken wohl auch die Mukker selbst, die sich zwar redlich Mühe geben, aber musikalisch einfach nicht passen.
Nach einer willkommenen Abkühlung im Foyer (in der Konzerthalle sind es mittlerweile mindestens 28 Grad) geht es auf in die letzte Runde: LIFE OF AGONY, die Helden meiner Jugend, live und in Farbe. Die Vorfreude der gesamten Halle liegt spürbar in der Luft – und als es um 22.40 Uhr endlich losgeht und die ersten Töne von „This Time“ erklingen, bebt der Moshpit und singt die Crowd.
Zu „Other Side Of The River“ werden bereits die ersten erschöpften Mädels von der Security aus den vorderen Reihen gefischt. Ein Bild, das sich von nun an wiederholt und weniger auf hysterische Fans als auf die weiterhin kletternde Temperatur zurückzuführen ist. Und die wird von den vier Jungs auf der Bühne nach bestem Können angeheizt. Selten hat man einen derart aufgekratzten Keith Caputo erlebt, der sich von der allgemeinen Begeisterung anstecken lässt.
„The Day He Died“, die göttlichen Titel „Weeds“ und „Heroin Dreams“, “Lost At 22”, “Bad Seed” in einer herlich doomigen Version, “Love To Let You Down”, später “River Runs Red” und und und … alle Alben werden gebührend bedacht - insbesondere und zur Freude der wohl allermeisten insbesondere das Debüt - und kaum ein genialer Song ausgelassen.
Gesanglich ist Caputo voll auf der Höhe, biegt und windet sich wie zu besten Zeiten um sein Mikro, stolziert wie ein Gockel auf der Bühne herum und macht sich das Publikum komplett zum willigen Untertan, unter anderem indem er reichlich Wasserflaschen in die Menge wirft und sich sympathisch verblüfft über die begeisterten Reaktionen freut: „You guys are fucking amazing …!“ Recht hat er, selten hat die Markthalle bis in die allerhinterste Reihe mitgeklatscht. Lediglich die sexistischen Bemerkungen in Richtung einer weiblichen Bühnenkraft hätte er sich sparen können, zudem wirkt es auf mich immer etwas befremdlich, wenn sich ein Sänger an den Nippeln herumspielt. – Womit man bei Caputo aber wohl rechnen sollte, denn dass der Junge einenen recht "eigenen" (Tanz-) Stil hat, ist ja allseits bekannt. Mich würde auch interessieren, wer freiwillig nach dem Handtuch gegriffen hat, das sich der kleine Mann am Schluss durch die Hose zog. Örgs ...
Apropos Schluss – nach einer Stunde war erstmals Sense, doch natürlich wurde in der folgenden Zugabe noch „Through And Through“ hinterhergeschickt, um danach den „Best Of-“ Abend mit einem allumfassenden und fast schon pathetischen Dank an die Fans zu zu beenden: „Thank you so much für all the years listening to L.O.A.!“
Was soll ich sagen? LIFE OF AGONY haben komplett abgeräumt und eindrucksvoll bewiesen: sie können's noch, fast besser denn je.
www.lifeofagony.com
www.spoilernyc.com
www.devildriver.com
www.drowningpool.com
Fotos (c) BurnYourEars
Geschrieben von Chris Sonntag, 01 Juli 2007 23:54
Life Of Agony, Spoiler NYC, Devildriver & Drowning Pool - Hamburg / Markthalle
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Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!