Geschrieben von Donnerstag, 22 Mai 2014 17:54

Iron Chic und No Weather Talks - Münster, Sputnik Cafe

IRON CHIC IRON CHIC
15.05.14 – Münster, Sputnik-Cafe: Wieder einmal haben die Booker Stahl und Panik es geschafft, einen echten Hochkaräter in die Stadt zu holen. Ich hatte mir ein paar Wochen vorher auf dem Groezrock noch lieber TERROR angesehen, weil ich wusste, dass ich IRON CHIC noch mit Clubatmosphäre sehen würde. Münster hat an diesem Abend mit Textsicherheit, Begeisterung und Feierwillen gepunktet – und das auf einen Donnerstag.

Aber zunächst waren die Herren und die Dame von NO WEATHER TALKS aus Kiel dran. Mit ihrem melodischen Punkrock und einer durch und durch sympathischen Ausstrahlung zeigte sich das Quintett als guter Anheizer für den Abend. Selbst kleine Fehler oder ein verbaselter Songanfang wurden von der Band mit einem Lachen weggesteckt. Weiblicher Gesang ist ja oftmals recht polarisierend, aber an diesem Abend war die Frontfrau bei bester Stimme und so brachte die Band bereits die ersten Jungs von IRON CHIC zum Mitnicken und einen recht gut gefüllten Laden in Laune.

Die in einem Song festgehaltene Weisheit, dass Bands heutzutage immer als erstes nach dem Wifi-Passwort fragen, brachte viele zum Lachen – vermutlich auch aus eigener Erfahrung. Außerdem haben sie mich endlich mal gezwungen, dass Wort „Prokrastination" nachzuschlagen – wurde auch Zeit. Nach einem zwar nicht weltbewegenden aber guten Set verabschiedeten sich NO WEATHER TALKS und wiesen noch mal drauf hin, dass es sich absolut lohnen würde, IRON CHIC zu sehen und dass sie froh seien, mit dieser Band die Bühne zu teilen. Cooler Auftritt und ich hoffe, ich habe die Band nicht zum ersten und letzen Mal gesehen.

Wie man mir erzählte, gehen die Amis direkt ohne Soundcheck auf die Bühne – weil sie "ja wüssten, wie sie klingen". Also lediglich ein kurzer Linecheck und dann ging es los mit den New Yorkern von IRON CHIC: Und die haben sich wohl direkt vor der Show ganz schön was reingestellt, denn „nüchtern" würde ich das jetzt nicht ganz nennen. Man hatte eher das Gefühl, an den fünf Personen fünf verschiedene Stadien des Bekifftseins ablesen zu können. So wirkte der Basser paranoid, ein Gitarrist angestrengt konzentriert, der Drummer fertig und der Sänger in seinem eigenen Film gefangen.

Überhaupt gaben die Fünf ein lustiges Bild ab: Genannter Gitarrist sah aus wie der kleine dicke Bruder von Egon Spengler, während er die ganze Zeit seine Zunge aus dem Mund hängen hatte (aber auch eine grandiose Leadgitarre spielte) und auch der Sänger war eher ein kleines bärtiges Knäul, dass seine Augen nicht aufbekam. Die halbe Band schien mit geschlossenen Augen zu spielen. Und so war die erste von sehr wenigen Ansagen auch eigentlich nur die Einladung, mit der Band nach der Show abzuhängen, wenn man was zum Rauchen in der Tasche habe.

Dennoch haben IRON CHIC eine ziemlich grandiose Show abgeliefert, tight gespielt (außer vielleicht ab und zu bei den wirklich schnellen Songs) und immer wieder einen ganzen Pulk von Leuten vor die Bühne gebracht, der mit Herz und Seele ins Mikro des Sängers gröhlte. Der Sound war klasse und die Songs saßen. Da darf eine Band dann meinetwegen auch gerne bekifft und betrunken sein, wenn sie das noch so gut auf die Kette bekommt.

Sie spielten eine Menge Songs vom letzten Album, aber vor allem mit den älteren Stücken brachten sie Münster in Wallung. Da wurden Textzeilen mitgesungen, Fäuste gereckt, getanzt und um die Wette gegrinst – also alles, was man sich von einer guten Show erhofft. Wenn man dann noch bedenkt, dass es kein Wochenende, sondern ein Donnerstag war, war allein die Menge der Leute und die wirklich ausgelassene Stimmung schon ein weiters Indiz dafür, dass Münster als Punkrock-City ernst zunehmen ist.

Nach der Show inklusive kurzer Zugabe sah man viele begeisterte Gesichter und eine Band, die mit den Zuschauern vor dem Laden abhing. Tolles Konzert, toller Abend!
Kai