Geschrieben von Freitag, 23 November 2018 11:15

Absolva und Morbid Jester - Der Konzertbericht aus dem Vortex mit Bildergalerie

09.11.2018, Siegen – Nach einem bis oben hin vollgepackten Festivalsommer startete der Konzertherbst in diesem Jahr mit lediglich einem Zwischenstopp bei Van Canto doch eher gemütlich. Bevor sich im Dezember die Termine wieder häufen und es auch wieder in die großen Hallen geht, steht noch ein Zwischenstopp im Vortex Siegen an: Die britische Formation ABSOLVA hat sich angekündigt und als lokalen Support MORBID JESTER aus Dillenburg mit im Gepäck.

Das VORTEX in Siegen, eine Location für den zweiten Blick

Der Vortex Club liegt gut versteckt in Siegen-Weidenau direkt an einem Bahnübergang, das Logo ist dank eines vor'm Club aufgebauten Zelts ebenfalls nicht sichtbar. Ähnlich gut versteckt sind die Konzertinformationen – wenn online nur eine Uhrzeit angegeben ist, gehe ich davon aus, dass es sich hierbei um den Beginn des Konzerts handelt und reise entsprechend ein bisschen früher an. Mit dem Ergebnis, dass ich erst einmal eine knappe Stunde draußen vor mich hin zittere, ehe das Vortex (zumindest pünktlich) um 20 Uhr seine Türen öffnet.

Mit einer niedrigen Decken und Wänden, an die man sich besser nicht anlehnt, wenn man nicht gerade dauerhaft zum Interieur gehören will, ist das Vortex herrlich abgeranzt. Genau so mag ich meine kleinen Konzert-Locations und nehme zugunsten der Atmosphäre auch das eine oder andere Licht- und Soundproblem im Kauf. Die gehören bei dieser Architektur eben dazu – oder doch nicht? So viel sei vorweggenommen, sowohl das Licht als auch der Sound im Vortex sind extrem stark, das habe ich dieses Jahr in größeren Locations schon deutlich schlechter erlebt.

MORBID JESTER – Gefälliger Heavy Metal als Warm-up

Morbid Jester

Als Vorband konnten ABSOLVA für dieses Konzert MORBID JESTER gewinnen. Die fünfköpfige Formation um den ursprünglich aus den USA stammenden Sänger Allan Bunnell  hat sich in mittlerweile 30 Jahren Bandgeschichte als regionale Größe etabliert. Da ist es wenig verwunderlich, dass der Konzertraum im Vortex (die Bezeichnung "Halle" passt hier einfach nicht) deutlich voller ist, als später bei der eigentlichen Hauptband.

Die Mischung aus klassischem Heavy Metal a la JUDAS PRIEST und flapsigen Ansagen mit stark amerikanischem Einschlag ist vielleicht nicht innovativ, aber kommt beim Publikum einfach immer gut an. Da kann die innere Stimme bei Titeln wie "Stallion of Steel" und "Metal Law" noch so laut "Pfui, Klischee" schreien – gegen die mitsingfreudige Meute kommt sie einfach nicht durch. Und das ist auch gut so, denn auch wenn MORBID JESTER mir keinen dauerhaften Ohrwurm beschert hat, lassen sich mich doch gut gelaunt und voller Vorfreude auf ABSOLVA zurück. Genau so, wie man es sich von einer Vorband wünscht.

ABSOLVA: Fast schon eine kleine Supergroup

Absolva

Gegen 22 Uhr ist es dann endlich an der Zeit für die Hauptband des Abends. Und auch wenn sich die reinen MORBID JESTER Fans mittlerweile in den Vorraum verzogen haben, um mit ihrer Band das eine oder andere Bier zu trinken, ist der Hauptraum dennoch weiterhin gut gefüllt. Stilistisch irgendwo zwischen Hardrock, NWoBHM und modernem Melodic Metal angesiedelt und ohne spektakuläre Bühnenoutfits und rote Nebelwand sind ABSOLVA eine der stärksten Livebands, die ich in diesem Jahr gesehen habe.

Nach einem "Hells Bells"-Intro geht es mit "Life on the Edge" vom aktuellen Album direkt energiegeladen los. Egal ob treibende Uptemposongs wie "Flames of Justice" und "Never back down" oder vor Coolness triefende Riffs und hymnische Refrains bei "Fistful of Hate" – in den nächsten zwei Stunden gönnen ABSOLVA ihrem Publikum keine Pause. Abgerundet wird das Set durch ein Drumsolo, Mitsingspiele bei Songs wie "Defiance" und "All alone" und zweistimmige Gitarrensoli in einer Synchronität, wie nur Brüder sie an den Tag legen können.

Da ist es nicht verwunderlich, dass das Publikum das zunächst nur angeteaserte Cover des IRON MAIDEN-Klassikers "Fear Of The Dark" lautstark als kompletten Song einfordert. Glücklicherweise kommen ABSOLVA dieser Bitte nach kurzer bandinterner Diskussion ("Sollen wir das jetzt wirklich spielen?" - "Ja!" - "Bist Du Dir sicher?" - "NEIN, VERDAMMT!") nach und sorgen so für die musikalische Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Echter Rock'n'Roll in einer Welt voller Fakes

In einer Zeit, in der selbst in unserer ach so authentischen Metalszene die gecasteten und künstlich gepushten Bands immer häufiger werden – und in der man sich, wie THREATIN eindrucksvoll bewiesen hat, abgesehen von echten Fans alles zurechtfaken kann –, sorgen ABSOLVA für die dringend benötigte Besinnung auf das Wesentliche. Hier wird die Tour noch ohne großes Label im Rücken selbst organisiert, die CD im Eigenverlag veröffentlicht und beim Abbau der Vorband mit angepackt. Und das alles aus Überzeugung und nicht aus Mangel an Connections.

Mit Luke Appleton, seines Zeichens Bassist bei ICED EARTH, und seinem Bruder Chris, der gemeinsam mit den beiden verbleibenden Bandkollegen sonst BLAZE BAYLEYs aktuelle Band stellt, wäre schließlich hinreichend Vitamin-B vorhanden, um sich die Musikkarriere da deutlich einfacher zu machen. Dass ABSOLVA es dennoch nicht tun und stattdessen auf Eigenregie und direkten Fankontakt setzen – Chapeau!

Setlist MORBID JESTER

  1. Warriors Creed
  2. The Storm
  3. Never Neverland
  4. Masquerade
  5. Stallion Of Steel
  6. Something Wicked
  7. Metal Law
  8. All In The Game
  9. Revenge

 

Setlist ABSOLVA

  1. Life On The Edge
  2. Rise Again
  3. Never a Good Day To Die
  4. Defiance
  5. Alarms
  6. No Tomorrow
  7. Fistful Of Hate
  8. From Beyond The Light
  9. Only when it's over
  10. Reflection
  11. Who Dares Wins
  12. Never Back Down
  13. Drumsolo
  14. No One Escapes
  15. Fear of the Dark (Iron Maiden Cover)
  16. Flames of Justice
  17. All Alone
  18. Code Red