Geschrieben von Dienstag, 08 Oktober 2019 11:45

Nanowar Of Steel mit Gods Of Silence in der Met Bar in Lenzburg

Lenzburg, 04.10.2019 – Wie bringt man Schweizer zum Ausflippen? Ich habe keine Ahnung, aber NANOWAR did it. GODS OF SILENCE auch, aber die haben nicht drüber gesungen.

In der gemütlichen Met Bar in Lenzburg – ich kann den Met mit Chili empfehlen, auch wenn niemand sonst meiner Meinung zu sein scheint – wird es schnell kuschelig. Aber der Doppelschlag aus schweizer Symphonic-Metal und italienischem Spaß-Metal hat den Laden nicht nur extrem gut gefüllt, sondern auch ein mir bisher unbekanntes Niveau an öffentlich gelebter Euphorie bei den sonst eher als reserviert bekannten Schweizern hervorgerufen.

Gods Of Silence

Die Baseler GODS OF SILENCE, die bis 2006 unter dem Namen KIRK firmierten, darf man an diesem Abend eigentlich nicht als Vorband bezeichnen. Zumindest nicht, wenn es nach der Reaktion des Publikums geht. Ganz ohne Kennenlernphase wird mitgesungen und gefeiert. Man bekommt vor der Bühne auch jetzt schon kaum einen Fuß auf den Boden. Und verdient haben sie es: Frontmann Gilbi hat das Publikum von Anfang an im Griff. Textsicherheit besteht in der Menge, egal, ob es um Drachen, Lügner oder Feuervögel geht. Wer symphonischen Metal mag, sollte definitiv ein Auge auf die Jungs werfen.

Nanowar Of Steel

Man musste bei GODS OF SILENCE den Eindruck bekommen, dass viele nur angereist sind, um die Baseler zu sehen. NANOWAR OF STEEL können die Sorgen schon beim Soundcheck zerstreuen. Der dauert einen Moment länger, lohnt sich aber. Langeweile lassen die Römer selbst dabei nicht aufkommen und es klingt im Anschluss wirklich überzeugend.

Dann hat man keine Gelegenheit mehr, sich schlecht unterhalten zu fühlen: Es werden Schleiereulen gepriesen, es wird dem Fürstetum Lichtenstein gehuldigt, zum Kampf für den Feudalismus gerufen, Gräber werden zum Ryhtmus der Rumba entweiht und selbst Cthulhu ruft zwischendurch an. Auch abseits der Musik gönnt die Band einem keine Ruhe mit anspruchsvollem Blödsinn – eine Lektion in True-Metal, also zusätzlich zu der expliziten, die NANOWAR ausgiebig erteilen. Bleibt nur die Frage offen, was mehr Spaß macht: die Show oder die überraschende Begeisterung der Schweizer.

Wenn man danach nicht tagelang Ohrwürmer hätte, ich könnte das jedes Wochenende machen.

Matthias

Musikalisch ausschliesslich zum Hören begabt lebe ich geschmacklich an zwei Enden des Spektrums: Entweder so simpel, dass ich mitsingen kann oder so kompliziert, dass ich nicht der einzige bin, der keine Ahnung mehr hat, wo der Rhythmus sein sollte. Der gemeinsame Nenner ist, glaube ich, Kopfschmerzen. Einen besonderen Platz haben alle, die Musik ernst nehmen, sich selbst aber nicht.

Lieblingsbands sind schwer zu benennen, deshalb einfach ein Auszug der letzten 180 Tage aus last.fm: Heavysaurus, Orbit Culture, Jinjer, We Butter the Bread with Butter, Electric Callboy, Igorrr, Archspire, Flogging Molly, Bloodywood, Meshuggah, Clown Core, MASTER BOOT RECORD, Dropkick Murphys, OMB, Samurai Pizza Cats, Louis Cole, Nanowar of Steel, Orden Ogan, Knorkator, Kontrust, The Arrogant Worms, Raised by Owls, Pain, Orphaned Land, Soulfly

Jeder hat drei Versuche zu raten, ob Heavysaurus oder Archspire die Lieblingsband vom Kind ist.

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