Die fünfköpfige Truppe aus den Niederlanden setzt Maßstäbe, was Intensität angeht. Jede:r einzelne auf der Bühne hat krasse Ausstrahlung und qualifiziert sich zur Frontperson: Gitarrist Eins als düsterer Jimmy Page, Gitarrist Zwei als eleganter Wikinger, der grimmige Bassist, dem noch das Blut von der letzten Messe im Haar klebt. Und selbst der Drummer, der zwar auffällig kurzhaarig hinterm Kit hockt, aber stoisch die hypnotischen Beats schiebt. Aber niemand reicht an die Aura von Raven van Dorst heran.
Van Dorst kommt als letztes auf die Bühne und singt die ersten Zeilen fast alleine – Gänsehaut. Greift in die Saiten, reißt die Gitarre hoch, wirbelt die dunklen, langen Haare – Extase. Verrenkt Arme und Hände zu den Lyrics, bringt sogar die Pommesgabel kurz unter, ohne dass es klischeehaft wirkt. Alles ist ernsthaft und wahrhaftig, kommt von Herzen. Alle Augen sind auf Raven van Dorst gerichtet, da können sich Jimmy, Wicki und Grimmbart noch so sehr die Seele aus dem Leib rocken.
Starke Künstler:innen auf der Bühne, pure Energie und Intensität – Dool im Hamburger Logo
Dass übrigens MAJAK, die als Vorband ein kurzes, schepperndes Set liefern, hier nicht mithalten können, wissen sie selbst. Fast ehrfürchtig bedanken sie sich für die Ehre, heute eröffnen zu dürfen. Die Band aus Neumünster reißt dennoch gut ab. Wenn Lemmy sich für Okkultes interessiert hätte, MOTÖRHEAD hätten vielleicht so geklungen. Und Federn am Hut getragen.
Viel sagt Raven Van Dorst nicht, bedankt sich beim Publikum und bei MAJAK, findet Hamburg toll, prostet uns mit einer Flasche Jever zu. Dann spricht wieder die Musik, die Soundwand aus drei Gitarren und dem knarzenden Bass, alles viel dichter und stachliger als auf Platte. Die delikat fließenden Songs – Schwerpunkt liegt natürlich auf dem neuen Album "The Shape Of Fluidity" – bekommen live eine ganz neue Präsenz und rohe Anmut.
"The world is a fucked up place right now. So please take care of each other", sagt Raven Van Dorst. Ja, die Welt, wie wir sie kennen, mag da draußen gerade zusammenbrechen. Aber hier, in den schützenden Armen von DOOL, ist es für kurze Zeit egal. Das Logo ist zwar ein Club, keine Kirche. Trotzdem war dieses Konzert: tröstlich.