Geschrieben von Freitag, 09 Mai 2025 18:01

DOOL live in Hamburg: Anmut, Trost und Gänsehaut

DOOL spielten im Hamburger Logo DOOL spielten im Hamburger Logo Bild: David Fitt

Okay, wenn du mich fragst, welches Konzert mich das letzte Mal so richtig weggeblasen hat, sage ich: DOOL. Das Hamburger Logo ist zwar ein Club, keine Kirche. Trotzdem hatten viele der Gäste am 7. Mai wohl sowas wie ein Erweckungserlebnis.

Die fünfköpfige Truppe aus den Niederlanden setzt Maßstäbe, was Intensität angeht. Jede:r einzelne auf der Bühne hat krasse Ausstrahlung und qualifiziert sich zur Frontperson: Gitarrist Eins als düsterer Jimmy Page, Gitarrist Zwei als eleganter Wikinger, der grimmige Bassist, dem noch das Blut von der letzten Messe im Haar klebt. Und selbst der Drummer, der zwar auffällig kurzhaarig hinterm Kit hockt, aber stoisch die hypnotischen Beats schiebt. Aber niemand reicht an die Aura von Raven van Dorst heran.

Van Dorst kommt als letztes auf die Bühne und singt die ersten Zeilen fast alleine – Gänsehaut. Greift in die Saiten, reißt die Gitarre hoch, wirbelt die dunklen, langen Haare – Extase. Verrenkt Arme und Hände zu den Lyrics, bringt sogar die Pommesgabel kurz unter, ohne dass es klischeehaft wirkt. Alles ist ernsthaft und wahrhaftig, kommt von Herzen. Alle Augen sind auf Raven van Dorst gerichtet, da können sich Jimmy, Wicki und Grimmbart noch so sehr die Seele aus dem Leib rocken.

Dool Hamburg Logo Mai 2025Starke Künstler:innen auf der Bühne, pure Energie und Intensität – Dool im Hamburger Logo

Dass übrigens MAJAK, die als Vorband ein kurzes, schepperndes Set liefern, hier nicht mithalten können, wissen sie selbst. Fast ehrfürchtig bedanken sie sich für die Ehre, heute eröffnen zu dürfen. Die Band aus Neumünster reißt dennoch gut ab. Wenn Lemmy sich für Okkultes interessiert hätte, MOTÖRHEAD hätten vielleicht so geklungen. Und Federn am Hut getragen.

Viel sagt Raven Van Dorst nicht, bedankt sich beim Publikum und bei MAJAK, findet Hamburg toll, prostet uns mit einer Flasche Jever zu. Dann spricht wieder die Musik, die Soundwand aus drei Gitarren und dem knarzenden Bass, alles viel dichter und stachliger als auf Platte. Die delikat fließenden Songs – Schwerpunkt liegt natürlich auf dem neuen Album "The Shape Of Fluidity" – bekommen live eine ganz neue Präsenz und rohe Anmut.

"The world is a fucked up place right now. So please take care of each other", sagt Raven Van Dorst. Ja, die Welt, wie wir sie kennen, mag da draußen gerade zusammenbrechen. Aber hier, in den schützenden Armen von DOOL, ist es für kurze Zeit egal. Das Logo ist zwar ein Club, keine Kirche. Trotzdem war dieses Konzert: tröstlich.

Helge

Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.

Bands

Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...

Prägende Alben

AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
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