Geschrieben von Sonntag, 16 November 2008 10:17

Pretty Maids & The Roxx - Bochum / Matrix


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15.11.08: Und wieder stand ein Bühnenjubiläum an, das standesgemäß gefeiert werden sollte. Nachdem vor zwei Tagen DEEP PURPLE in Oberhausen auf 40 Jahre Bandgeschichte zurückblickten, standen heute die Dänen PRETTY MAIDS im Mittelpunkt, die auch schon stattliche 25 Jahre die Bühnen der Welt beackern, auch wenn es heute in der Matrix in Bochum alles eine Ecke kleiner und bescheidener von Statten ging, aber dafür auch mit wesentlich mehr Party-Charakter und Enthusiasmus. 

Den Anfang machten an diesem Abend THE ROXX, die auf ihrer Homepage ganz unbescheiden als eine der schillerndsten Bands der Heavy Rock Szene in Deutschland Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger Jahre angepriesen werden. Um ehrlich zu sein, an mir sind die Jungens, die mit dem aktuellen Album „Unleash Your Demon“ im Gepäck mit 20 Minuten Verspätung um 20:20h auf die Bühne kamen, komplett vorbei gegangen. 
Allerdings war es auch danach lange Zeit sehr still um die Band, die sich 2006 zum 20jährigen Jubiläum ihres Debüt Albums „Sugar And Spice“ in der Urbesetzung reformierte. Mittelpunkt der Band ist Sänger Billy Itch, der immer wieder versucht, in den Songs wie Rob Halford zu klingen, was ihm logischerweise aber nur selten in dieser Qualität gelingt. 
Was er aber definitiv super drauf hat, ist Posen bis der Arzt kommt, was zumindest in den ersten zwei Reihen der ca. 400 Zuschauer ganz gut anzukommen schien, denn es konnten immer wieder ein paar Arme ausgemacht werden, die sich inklusive beidhändiger Pommesgabeln gen Hallendecke reckten. 
Der Rest der Zuschauer hörte sich die Songs dagegen eher unbeteiligt an, ohne großartige Reaktionen zu zeigen, und THE ROXX schafften es in den 35 Minuten ihres Gigs auch nicht, diesen Zustand grundlegend zu ändern und das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Um fair zu sein muss ich sagen, das die meisten Fans wahrscheinlich nur wegen den Dänen an diesem Abend in die Matrix gepilgert sind, und sie hätten auf eine Support Band wahrscheinlich auch genauso gut verzichten können. Zumindest unterstrichen die vielen alten Tourshirts, die man im Publikum sah, diese Feststellung.

In der Umbaupause, die auf Grund der spartanischen Bühnenaufbauten erfreulich kurz ausfiel, konnte bereits eine gewisse Spannung und Vorfreude ausgemacht werden, die sich in einem lauten Jubelsturm entlud, als gegen 21:20 das Licht aus ging und Ken Hammer, Ronnie Atkins, Kenn Jackson, Allan Tschicaja und Morten Sandager mit „Sin Decade“ die Bühne enterten. Von der ersten Minute an wurde die Band begeistert gefeiert, und man konnte ihr anmerken, dass sie diese Euphorie auch sichtlich genoss. 
Der Sound war richtig fett, womit die Grundlage für Ken Hammer gegeben war, ein Monsterriff nach dem anderen ins Publikum zu jagen. Ich habe nie verstanden, warum eine Band, die durchgehend so starke Alben wie PRETTY MAIDS auf den Markt bringt, nie den wirklich ganz großen Wurf gelandet hat. 
Ohne viele Ansagen wurden die ersten drei Songs durch gespielt und die Refrains von den Fans lauthals mitgesungen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie mit so einer Euphorie nicht wirklich gerechnet hatten, denn das Grinsen auf den Gesichtern der fünf Musiker wurde breiter und breiter. Die Setlist bestand für mich nur aus Highlights, auch wenn ich natürlich gerne noch ein paar Songs mehr gehört hätte. Zum Beispiel „Tortured Spirit“, „Twisted“ oder auch „Jump The Gun“, um nur ein paar zu nennen, die mir persönlich gefehlt haben. Aber ich glaube, es hat noch nie ein Konzert gegeben, auf dem es mir die Band mit den ausgewählten Songs recht machen konnte. 

„We Came To Rock“ trat mächtig Hintern, bei „Savage Heart“ zeigte Ronnie Atkins eine Hammerleistung, und wahrscheinlich hatte nicht nur ich bei diesem Song mal wieder eine Gänsehaut. Spätestens bei „Yellow Rain“ brachen in der Matrix dann endgültig alle Dämme. Kenn Jackson bangte, was das Zeug hielt, Drummer Allan Tschicaja kletterte immer wieder zwischen den Songs auf seinen Drumriser um die Fans anzufeuern, und Ronnie Atkins und Ken Hammer hatten nach fünf Songs schon dreimal die Shirts gewechselt, weil sie förmlich ausliefen. 
Als die Band nach „Love Games“ die Bühne verließ, war auch der Großteil der Fans nass geschwitzt, und die laut und lange geforderte Zugabe kam dann in Form von den Straßenfegern „Future World“ und „Red, Hot And Heavy“, mit denen PRETTY MAIDS sich und den Fans den Rest gaben. 

Fazit: THE ROXX, na ja, ganz nett, aber auch nicht wirklich die Reißer. PRETTY MAIDS dagegen haben mal wieder eindrucksvoll bewiesen, was für ein Pfund sie live auf die Bühnenbretter zaubern können, und wie spielerisch sie es schaffen, dass ihnen die Fans von der ersten bis zur letzten Minute aus der Hand fressen. 
Toller Sound, geile Songs, Spielfreude pur. Von dem Einsatz, den PRETTY MAIDS auf der Bühne zeigen, können sich wirklich viele Bands eine Scheibe abschneiden. Schade war nur, dass für eine Jubiläumstour keine vernünftigen Shirts zu kaufen waren. Von Auswahl konnte da gar keine Rede sein, denn es gab nur ein Motiv, und das noch ohne die begehrten Tourdaten auf dem Rücken. Aber irgendwas muss es ja zu meckern geben, wenn der Rest so gnadenlos geil war. 

Setlist PRETTY MAIDS:

Sin Decade 
Lethal Heroes
Wake Up For The Real World 
We Came To Rock 
Another Shot Of Your Love 
Virtual Brutality 
Destination Paradise 
Walk Away 
Savage Heart 
Yellow Rain 
Back To Back 
Rodeo 
Please Don’t Leave Me 
Love Games 
--- 
Future World 
Red Hot And Heavy 

http://www.theroxx.info
http://www.prettymaids.dk

 

Fotos (c) Dirk Götze / BurnYourEars