Der Glanz der Megastars: Die Zahlen des Erfolgs
Die Zahlen untermauern den Eindruck: Laut Live Nation ist die Zahl der weltweiten „Heavy Rock Shows“ um 14% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 13% aller Stadion- und Arenakonzerte entfallen inzwischen auf Acts aus dem Rock- und Metal-Spektrum, ein historischer Höchstwert.
Diese Entwicklung zeigt sich auch im Line-up der größten Bühnen: Neben unangefochtenen Titanen wie METALLICA, GUNS N' ROSES, LINKIN PARK oder IRON MAIDEN füllen nun auch neue Größen wie BRING ME THE HORIZON, ELECTRIC CALLBOY, SLEEP TOKEN, FALLING IN REVERSE, PARKWAY DRIVE oder sogar Pop-Crossover-Künstler wie YUNGBLUD und BENSON BOONE Arenen und große Festival-Slots.
We’re seeing hard rock and heavy metal dominating in the live sphere more than ever. It’s a real shift.
— Joe Berchtold, CFO von Live Nation
Festivals: Wachstum auf allen Ebenen
Auch im Festivalbereich geht es steil nach oben. When We Were Young in Las Vegas, einst als Nostalgie-Event belächelt, verkaufte 2025 dreimal 80.000 Tickets in wenigen Stunden. Die legendäre Warped Tour kehrte dieses Jahr zurück und war ebenfalls binnen Tagen restlos ausverkauft.
In Europa vermelden fast alle Großevents Rekorde:
- Rock am Ring & Rock im Park waren erstmals seit Jahren wieder ausverkauft und der Vorverkauf für 2026 kann sich auch sehen lassen.
- Wacken Open Air und das französische Hellfest meldeten über 80.000 Besucher pro Wochenende und sind ebenfalls regelmäßig ausverkauft.
- Selbst mittelgroße Festivals wie das Rockharz und Vainstream sind regelmäßig ausverkauft.
Explodierende Preise, leere Clubs
So beeindruckend diese Zahlen sind, sie zeigen nur eine Seite der Medaille. Denn während an der Spitze gefeiert wird, bröckelt die Basis.
Ein Ticket für eine große Stadiontour kostet schnell zwischen 120 und 250 Euro, ein Festivalwochenende mit Anreise, Camping und Nebenkosten oft über 400 Euro. Dieses Budget geht vielen Musikfans an anderer Stelle ab, vor allem bei kleineren Clubshows. Der Vorverkauf im Clubbereich ist vielerorts eingebrochen, berichtet das Netzwerk LiveKomm.
Viele Menschen entscheiden sich für zwei große Events im Jahr und sagen alle kleinen Konzerte ab – das trifft die Szene hart.
— Stephan Thanscheidt, CEO von FKP Scorpio, gegenüber dem Musikexpress, Mai 2025
Auch kleine Clubs schlagen Alarm. Energie- und Personalkosten steigen, Fördergelder sinken, Besucherzahlen sind unzuverlässig. Laut der Clubstudie 2025 des Bundesverbands LiveKomm denkt rund ein Viertel der unabhängigen Veranstaltungsorte in Deutschland über Teil- oder Vollschließung nach.
Die Not der Nachwuchsbands
Besonders hart trifft es die kleinen und mittelgroßen Bands: Trotz des Booms im Genre ist es schwieriger denn je, als Newcomer zu touren oder Sichtbarkeit zu erlangen.
Wir waren mit vier Bands auf Tour – überall unter 100 Gäste, selbst mit TikTok-Präsenz und Spotify-Playlisten. Wir zahlen alle drauf.
— Nico K., Tourmanager, zitiert im Backstage Pro Tourreport, Juni 2025
Ein Grund: Viele Städte sind übersättigt, manchmal finden fünf Konzerte an einem Abend statt. Fans müssen wählen und orientieren sich oft an Bekanntem. Gleichzeitig sind Bookings risikoreicher geworden: Wer keine Zahlen vorweisen kann, bekommt keine Slots. Die Gefahr: Ein Kreislauf, der den Nachwuchs langfristig abschneidet.
Ein zweigeteilter Boom
Etwas überspitzt entsteht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Live-Bereich:
- Oben feiern die Headliner, Festivals und Megaevents Millionenumsätze.
- Unten kämpfen Clubs, Booker und Newcomer ums Überleben.
Der Boom in Rock & Metal ist real, aber nicht nachhaltig, wenn die Infrastruktur bröckelt. Wenn Kellerclubs schließen, Touren gestrichen werden und kleine Acts kein Publikum mehr finden, stirbt langfristig die Vielfalt.
Die Erfolgsmeldungen von Live Nation bestätigen: Rock und Metal sind 2025 so kraftvoll wie lange nicht. Die Szene begeistert Millionen, füllt Stadien, inspiriert neue Generationen.
Die wahre Stärke unserer Szene war und ist weiterhin ihre Vielfalt. Vom verschwitzten Kellerclub bis zum Stadion. Es liegt auch an uns Fans, dieses gesamte Ökosystem am Leben zu erhalten. Feiert die Headliner, fahrt zu den Festivals, aber vergesst die Bands und die Clubs vor eurer Haustür nicht. Denn dort schlägt das wahre Herz des Rock'n'Roll.