Árstíðir - Nivalis Tipp

Árstíðir - Nivalis
    Icelandic Independent

    Label: Season Of Mist
    VÖ: 22.06.2018
    Bewertung:9/10

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Um in der immer härter umkämpften Musikbranche erfolgreich zu sein, müssen Bands heutzutage besonders kreativ sein. Auf der Suche nach medialer Aufmerksamkeit ist der isländischen Indie-Folk-Gruppe ÁRSTÍÐIR so ein ganz besonderer Coup gelungen: Anno 2013 filmte der PR-Manager des damaligen Sextetts die Nordmänner dabei, wie sie im nächtlichen Bahnhof von Wuppertal die isländische Nationalhymne a cappella darboten. Wenig später ging das Video viral und konnte bis heute fast sieben Millionen Aufrufe auf YouTube verzeichnen, sodass schnell unterging, dass die Isländer in ihrer Heimat schon viel länger ein wahrer Chartstürmer sind.

Dreistimmige Faszination

Dass die Band diesen Status zurecht inne hat und musikalisch tatsächlich etwas Besonderes ist, unterstreicht dabei auch das neue Album "Nivalis“. Denn nicht nur ist das Trio musikalisch äußerst vielseitig – von Ambient über Folk, Chamber Pop und Minimalism wird eine enorme Bandbreite geboten –, sondern stützt sich vor allem auf die gesanglichen Fähigkeiten aller drei Mitglieder. Die durch diese Verwebung der verschiedenen Stimmen geschaffenen Melodien und Harmonien strotzen regelrecht vor Emotionen und stehen somit nicht umsonst im Zentrum von "Nivalis“.

Umrahmt werden die angenehm ins Ohr gehenden Gesangslinien von der vielfältigen instrumentalen Untermalung, mit der ÁRSTÍÐIR vielmehr akzentuieren, statt sie in den Mittelpunkt zu rücken. Zwar entwickeln sich die Akustikgitarre und die betörenden Geigeneinsätze zu wiederkehrenden Elementen, doch kann jedes Stück auch mit einer eigenen Identität überraschen. Hier ein bisschen Elektronik, dort ein Schwung Isländisch – "Nivalis“ bietet 13 durchdachte, im Detail einzigartige Stücke.

Weltschmerz statt Liebesplattitüde

Zugegeben, die Isländer wandeln auf den ersten Blick mehr als einmal an der Grenze zu schmachtendem Radio-Pop. Doch trotz des warmen Klangbildes wird das vierte Werk der Gruppe grundlegend von einer schweren Melancholie durchzogen, deren Weltschmerz seinen Ausdruck in den bedeutungsschwangeren Lyrics findet. Diese beinahe poetisch anmutenden Texte werden von den Nordmännern so einfühlsam und ernsthaft vorgetragen, dass der Hörer kaum umhin kommt, über die wahre Tragweite der Stücke zu sinnieren.

So fällt es schwer "Nivalis“ zu kritisieren, vereint das Werk doch all die Tugenden in sich, die Musikliebhaber an ihrer Leidenschaft so zu schätzen wissen. Musikalisch vielseitig, schaffen ÁRSTÍÐIR Musik, die zum Träumen und Abheben anregt, die über die Magie verfügt, den Alltag für einige wertvolle Sekunden verschwinden zu lassen. Das vierte Album des Trios ist ein wahres Highlight der ersten Jahreshälfte und beweist von vorne bis hinten, dass gute Musik nicht immer laut sein muss.

Tracklist

  1. While This Way (3:11)
  2. Lover (2:53)
  3. Please Help Me (3:06)
  4. Entangled (2:51)
  5. Like Snow (3:34)
  6. Þar sem enginn fer (sjálfviljugur) (4:00)
  7. Circus (3:10)
  8. Órói (3:32)
  9. Mute (4:38)
  10. Conviction (3:38)
  11. In the Wake of You (3:35)
  12. Wasting Time (3:21)
  13. Passion (4:38)

Line-up

Daniel Auðunsson: guitar, vocals

Gunnar Már Jakobsson: baritone guitar, vocals

Ragnar Ólafsson: keyboards, vocals

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