Talk Radio Talk - Beyond These Lines




Stil (Spielzeit): Melodischer Hardcore (42:26)
Label/Vertrieb (VÖ): Swell Creek / Soulfood (18.04)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.myspace.com/talkradiotalk
Endlich mal wieder ein Hardcore-Band (und ich habe hier mit Absicht nicht „Screamo“ geschrieben!), die ihre Liebe zu UNDEROATH zwar nicht leugnet, aber trotzdem meilenweit davon entfernt ist, dreist oder unüberlegt zu kopieren. Vor allem das Weglassen der melodischen Hooks und der cleanen Gesangsstimme an und für sich spricht sie von den ganzen Plagiatsvorwürfen frei, die  man in letzter Zeit immer öfter erheben könnte.
Denn während ich in den letzten Monaten immer wieder auf Screamo-Bands stoße, die sich  ihr Konzept 1 zu 1 von den Christen-Amis abkupfern, harte Strophen gegen Emo-Chöre setzen und klar nach Kopie klingen, nehmen sich TALK RADIO TALK einfach die Idee, auf eine melodische und trotzdem arschtretende Weise Hardcore zu spielen ohne nach Punkrock zu klingen zu Herzen. Ihr Debütalbum (nach einer EP und einem Demo, welches bereits in der Musikpresse 2007 für Furore sorgt) lebt eben auch von der Dynamik und der Atmosphäre, bei der es sowohl ganz ruhig oder eben mal etwas noisiger zugehen kann. Knackige Brecher gesellen sich hier zu etwas epischeren Passagen (selbst ein Instrumentalstück ist mit an Bord, ohne dabei Akustikgitarren etc zu bemühen), wobei natürlich auch das im Lineup integrierte Keyboard hilft (was auch wieder eine Parallele zu den ChristenCorlern wäre).
Und so finden sich auf „Beyond These Lines“ eigentlich durchweg gute Stücke wieder, wobei „Hello Sun“ allerdings stark heraus sticht. Und ich kann es auch gar nicht anders ausdrücken, aber der Songs ist definitiv ein Hit. Veredelt durch eine Frauenstimme, die zu keinem Zeitpunk aufgesetzt oder Klischeehaft wirkt, weiß der Song nicht einfach nur zu gefallen – er frist sich im Gehörgang fest, geht durch Höhen und Tiefen und hinterlässt definitiv einige Spuren im Großhirn. Ein kleines bisschen REFUSED kann man da und in anderen Stücken vielleicht auch noch finden, aber TRT nehmen diesen Einfluss und lassen ihn moderner klingen und umgehen so auch wieder geschickt alle Plagiatsvorwürfe. Gut gemacht!
Und zusammen mit dem Auftreten der Band, welches zwar überlegt aber glücklicherweise überhaupt nicht „emo“ wirkt und dem schicken Digi-Pack, in dem die Platte kommt, macht „Beyond These Lines“ richtig Spaß. Und bevor wir uns hier falsch verstehen: Klar habe ich die Nordlichter mit UNDEROATH verglichen, aber wer hier das nächste „They Are Only…“ sucht, wird enttäuscht werden. Die Niedersachsen sind eigenständig – haben halt nur ihre Einflüsse. Was man aber daraus macht, ist entscheidend und da ist TRT das Freischwimmen gelungen!