Nocte Obducta - Nektar Teil 2: Seen, Flüsse, Tagebücher

Review

Stil (Spielzeit): Avantgarde (Black) Metal (53:19)
Label/Vertrieb (VÖ): Supreme Chaos/Twilight (25.04.05)
Bewertung: Klasse!

Link: www.nocte-obducta.de

 

Was ich an „Nektar 1: Zwölf Monde, eine Hand voll Träume" von Nocte Obducta so sehr mochte, war die überwiegend ruhige Atmosphäre, die Dominanz elegischer Parts. Solche sind auf dem anknüpfenden „Nektar 2" zwar auch vorhanden, jedoch lassen die Mainzer auf diesem siebten Album um einiges öfter ihre Wurzeln hervortreten. Lange, komplexe Stücke zwischen Black-Metal-Todesritten und bleierner Doom-Schwere sowie einzelnen Thrash-Ausreißern („Es fließe Blut") treffen unvermindert atmosphärisch auf den Hörer, hinzu paart sich jedoch eine unverholene Aggressivität, wie ich sie in dieser Weise auf Nektar 1 noch nicht wahrgenommen habe.

Mein Respekt gilt wiederum nicht nur den ausdrucksstarken, mittels Hall und Keyboardflächen düster-dicht in Szene gesetzten Songs, die bereits 2004 in einem Rutsch mit dem Vorgänger aufgenommen wurden, sondern auch den deutschen Lyrics, die in altmodischem Duktus von Vergehen und Weltschmerz erzählen – voll von tragischem Pathos und Schwärze.

Ein Titel wie der Anspieltipp „Und Pan spielt Flöte" mag zwar absonderlich erscheinen, verdeutlicht aber bereits ein wenig die Herangehensweise von Sänger Marcel Breuer, der neben den Texten auch die Musik schreibt: Das buchstäblich Sagenhafte wird auf musikalischer Ebene mit vielen weiteren, auch progressiven Elementen miteinander verwoben und funktioniert ausnahmslos trotz aller anfangs beschriebenen Stilverweise.

Dieses Album sollte man bewusst hören, am besten mit aufgeschlagenem Textbuch – dann erschließt sich die Welt von Nektar 2 und die Bedeutung einer Band, die ähnlich wie Bethlehem aus ihrer Kategorie herausragt. Beeindruckend!