Lapko - Young Desire





Stil (Spielzeit): Alternative (41:25)
Label/Vertrieb (VÖ): Fullsteam / Rough Trade (25.04.08)
Bewertung: 8,5 / 10
Link: http://www.lapko.com/
http://www.myspace.com/lapko
Finnland: Da fallen einem vor allem Seen, Wälder und einige Bands der härteren oder tiefschwarzen Gangart ein – und wenn's nach mir geht bald auch LAPKO.

Die drei Finnen machen keine Knüppelmusik, sondern ihr eigenes Ding im weiten Bereich des Alternative Rock. LAPKO selbst sind mit Namedropping eher zurückhaltend, aber wer will kann sich den Spaß gönnen, alle Facetten an Bands festzumachen: MUSE und mehr denn je TOOL seien mal exemplarisch genannt. Bei Betrachtung des ganzen Albums liegt noch der Vergleich mit COHEED AND CAMBRIA am nächsten, nicht nur wegen des hohen Gesangs, sondern auch wegen der Bandbreite der Einflüsse von Alternative und Emo über Hard- und Progressive Rock bis Metal. Große Namen? Jawoll! Zu Recht! Nun kann man LAPKO schlecht nachsagen, sie hätten sich allzu stark inspirieren lassen, haben sie doch ihren eigenen Stil bereits vor über zehn Jahren entwickelt. Was "Young Desire" zu einem wirklich großen Album macht, ist diese unheimliche Perfektion, mit der LAPKO alles zu ihrer ureigensten Musik machen und letztlich einfach nur sie selbst sind.

Nehmen wir nur mal "Paranoid". Nee nee, das ist kein Cover des BLACK SABBATH-Klassikers, sondern LAPKO in Höchstform und vielleicht bald in seinem Bereich ebenfalls eins der Stücke, die man einfach kennen muss: Zwischen hart und weich, rhythmisch und melodiös, reduziert und üppig wechselnd, aber vor allem abwechslungsreich. Während der Titeltrack "Young Desire" in seiner Machart recht ähnlich gestrickt ist, ist über das ganze Album gesehen kaum ein Song wie der andere. Und vor allem: Es ist keine Niete dabei. "Killer Whales" zum Beispiel, zu dem es auch ein Video gibt, ist viel unspektakulärer, aber schlichtweg schön geraten. "Sawyer The Brother", "Bad Boy" und "Not Your Son" treten da schon stellenweise deutlich mehr auf's Gas, vor allem letzteres setzt mit seinen Ausbrüchen an Hektik andere Akzente.
Durchweg alle Lieder weisen das LAPKO-typische Merkmal auf, das schon das Intro-artige erste (und zugleich auch letzte) Stück mit seinem Titel für die ganze Platte programmatisch vorgibt: "This Is Aggressive Melancholy". So pendelt der zottelige Sänger, Gitarrist und Texter Malja zwischen niedergeschlagener Introvertiertheit und dem unbändigen Willen, Frust in die Welt hinauszuschreien. Dabei setzt er seine an sich nicht gerade üppige Stimme verdammt geschickt ein, variiert zwischen ruhigem, erzählendem Gesang, starken und ungemein eigenständigen Melodien und gelegentlichen Wutausbrüchen. Im Zusammenspiel mit Bassist Nordberg und Drummer Heikkonen zahlen sich dann zwölf Jahre Bandgeschichte aus: Da passt einfach alles.
Thematisch erzählt das Album mit verstecktem Augenzwinkern die Geschichte dreier Jungs, sozusagen der Alter Egos der Bandmitglieder, die eine Rockkarriere starten und durch die Phasen Too young, So young und Forever young gehen. Im Booklet kann man diesen Weg und die zahlreichen Irrwege ausführlich nachlesen. In Interviews ließ die Band grinsend wissen, man sei derzeit im Stadium So young.
So schlüssig die Songs sind, so authentisch gibt sich die Band. Egal ob bei Auftritten oder im Video, immer wirken LAPKO so versifft, als seien sie gerade vom Tourbus direkt auf die Bühne gefallen, um dann, ohne dass man darin einen Bruch sehen müsste, atemberaubend schöne und zerbrechliche Songs daherzuzaubern, die vor innerer Spannung kurz vorm Zerspringen stehen und von niemandem anders stammen können.

Mit "Young Desire" legen LAPKO ihr bisher ausgereiftestes Album vor, das den starken Vorgänger "Scandal" sogar noch knapp übertrifft. Wenn der Rock-Zirkus gerecht ist, dann werden LAPKO bald ihrerseits von Bands als Inspiration und von Rezensenten als Orientierungshilfe genannt.

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