Stigmatized - Whispers Of The Dead

stigmatized

Stil (Spielzeit): Thrash- / Deathmetal (41:13)
Label/Vertrieb (VÖ): Yonah Records (26.03.10)
Bewertung: 6 / 10

Link: http://www.myspace.com/officialstigmatized
Mehr Kopien braucht das Land... Welcher Liebhaber metallischer Klänge freut sich denn heutzutage noch über neuartige Musikstile, frische Ideen oder ausgefallene Songstrukturen? Es geht doch nichts über die guten, alten Thrashmetal-Formationen wie SLAYER oder KREATOR. Und wenn doch, dann höchstens ebenso gute und genau so alte Deathmetal-Combos wie OBITUARY oder natürlich DEATH. Da können all die vollkommen von irgend einer Daseinsberechtigung befreiten Newcomer-Grüppchen sowas von einpacken. Mit einer Ausnahme: Wenn sie wenigstens versuchen, ihre alten Helden zu kopieren, kann man da eventuell noch ein Auge zudrücken. Und wenn ich von „kopieren“ spreche, dann ist damit nicht bloß der mehr oder weniger leichte Einfluss gemeint, den ja zwangsläufig jede moderne Band irgendwie in sich trägt. Nein, mit „Kopie“ meine ich schon wirklich eine Art von musikalischer Auslebung, die der der wegweisenden Idole so nah wie möglich kommt. Dies wird momentan ja beispielsweise durch die kürzlich ausgebrochene Thrash-Revival-Welle recht ausgiebig zelebriert.

Und hier kommen STIGMATIZED ins Spiel. Doch gehen die Pfälzer Knüppelbarden noch einen Schritt weiter. Wenn man sich nicht entscheiden kann, ob nun OBITUARY oder SLAYER die Lieblingsband ist, dann kopiert man halt einfach beide. Klingt interessant? Ist es aber leider nicht wirklich. Und damit will ich jetzt nicht sagen, STIGMATIZED seien schlecht. Nur eben recht uninteressant. Was uns auf „Whispers Of The Dead“ vorgesetzt wird, ist eine recht bretternde Mischung aus Trash- und Deathmetal. Fast so, wie man es von bereits erwähnten OBITUARY gewohnt ist. Jedoch noch etwas mehr in Richtung Thrash. Als würde man die Jungs um John Tardy mit DESTRUCTION paaren und den daraus entstehenden Lümmel von Tom Araya großziehen lassen. Wer alle bisher genannten Bands gerne hört und Innovation mit Ablehnung gegenüber steht, der könnte an STIGMATIZED durchaus seine Freude haben. Da diese Scheibe bereits die dritte offizielle Veröffentlichung des Quintetts darstellt, wird der Name einem jeden echten Thrasher jedoch vermutlich sowieso bereits ein Begriff sein.

Mir persönlich hingegen waren die Jungs bisher noch nicht untergekommen und so richtet sich dieses Review auch eher an diejenigen, die mit den Stigmatisierten gerade zum ersten Mal konfrontiert werden. Denn über die Entwicklung der Band und daraus resultierend die qualitative Einstufung dieser Scheibe gemessen an den Vorgängeralben kann ich nicht viel sagen. Die Hörproben bei Myspace verrieten mir jedoch, dass der Deathmetal-Anteil auf „Whispers Of The Dead“ stark zugenommen hat. Ebenso wie die Soundqualität. Denn ordentlich drücken tut das Ganze schon. Die Produktion bietet uns ein permanentes Riff-Gewitter, welches von einem angenehm tighten Trommelwirbel unterstützt wird. Die Pfälzer mögen es am liebsten hart und schnell. Das geht leider ein wenig zu Lasten von Groove und Headbangfaktor. Rhythmisch sind die acht ziemlich langgezogenen Tracks zwar schon, doch mangelt es überwiegend an richtig schön mitreißenden Stellen und vor allem stark an Wiedererkennungswert.

Zusätzlichen Anlass zum Nörgeln bietet die gesangliche Darbietung von Frontmann Michael Lay. Dieser schwankt zwischen klagenden Screams der Marke John Tardy in Kombination mit nur mangelhaft intensiven Growls und etwas hellerem Oldschool-Thrash-Gekeife, wie wir es von Schmier und Konsorten gewohnt sind. So wirken auch teilweise die Songs als Ganzes recht unterschiedlich, denn im einen wird viel gegrunzt, im nächsten dann wieder nur geschrien. Da passt sich dann auch die musikalische Darbietung immer etwas an. Fast, als könne man sich nicht so recht entscheiden, ob man nun weiterhin Thrashmetal der alten Schule spielen oder lieber mehr Augenmerk auf die Deathmetal-Einflüsse legen soll. Wie man sicher merkt, kann ich mich persönlich nicht so recht mit STIGMATIZED anfreunden. Wären die Songs etwas interessanter gestaltet, der Gesang ein wenig geradliniger und ich ein echter Thrashmetal-Fan, so wären sicher mehr als solide sechs Punkte drin gewesen...