Stil (Spielzeit): Death Core (38:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade ( 15.06.12)
Bewertung: 8 / 10
WHITECHAPEL Homepage
Ich bin noch lange nicht ganz durchgestiegen, durch die neue selbstbetitelte Scheibe von WHITECHAPEL, und entdecke auch beim gefühlten fünfzigsten Durchlauf immer noch eine neue Nuance. Das neuste Werk der Death Core Knüppler aus Knoxville ist richtig fett geworden. Das Album besticht durch extreme Tension und erzeugt den ordentlichen Druck nicht immer durch Schnelligkeit, sondern auch durch krassen Gesang und drückende Riffs, die dich in die Knie zwingen. Die Einleitungen in die Breaks sind ungewöhnlich und klatschen dich aber dann richtig weg.
Die Riffs sind durchweg einfallsreich, stellenweise gibt es überraschende Wechsel und jedes Instrument kommt genau auf den Punkt. Richtig viel getan hat sich beim Gesang von Phil Bozeman, der klingt noch intensiver und noch beharrlicher als auf den letzten Veröffentlichungen. WHITECHAPEL zeigen, dass man technisch anspruchsvoll sein kann ohne zu verkopft zu klingen. WHITECHAPEL knüppeln alles nieder, ohne mit der Tür ins Haus zu fallen, lassen sich also Zeit für Intros und auch lange instrumentale Teile in den Songs („Devoid"). Kleine Feinheiten, wie mit der Klaviermeldodie enden, mit der man gestartet ist, zeigen, dass WHITECHAPEL hier sehr auf Details geachtet haben.
Der Sprechgesang von Phil Bozeman erinnert mich schon stellenweise an SLIPKNOT ("Hate Creation"), aber im direkten Vergleich (wenn man die Bands überhaupt vergleichen kann oder soll...) sind SLIPKNOT wilder und WHITECHAPEL dafür mit einem Hauch mehr Durchschlagskraft ausgestattet. Songs wie „Faces" oder „Hate Creation" laufen einfach rein, sind clever und abwechslungsreich arrangiert und kaum besser zu machen. Besonders die Blast- und Doublebass-Offensiven sind genau an den richtigen Stellen und im richtigen Maße. Wut, Dreck und Aggros werden uns im richtigen Verhältnis und auch immer im optimalen Stimmumfang (gröhlend, kreischend, quiekend, sprechend oder auch drohend) entgegengeschleudert. Ich kann keinen Ausfall hören und mein einziger kleiner Kritikpunkt wäre, dass die Scheibe zwar feist produziert ist, aber für meinen Geschmack an manchen Stellen schon fast zu perfekt und nicht organisch genug klingt. Und im Bereich Covergestaltung ist auch noch Luft nach oben...
Ansonsten sind WHITECHAPEL auf dem neuesten Erguss extrem ohne anstrengend zu werden, die Band klingt modern und frisch, schafft es aber trotzdem, traditionelle Momente einfließen zu lassen („The Night Remains"). Das Album umhüllt eine Symbiose aus intelligentem Wahnsinn und einem Batzen Hass. Eine hoffnungsvolle Weiterführung des Genres.