Chapel of Disease – ... And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye Tipp

Chapel of Disease – ... And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye

Laue Lüftchen sind nicht die Sache von CHAPEL OF DISEASE. Nach dem starken "The Mysterious Ways Of Repetitive Art" (2015) hätte sich die Band entspannt zurücklehnen, hier und da etwas Feintuning vornehmen und ein Nachfolgealbum der Marke „Nummer sicher“ nachschieben können. Mit der neuen Platte "... And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye" gehen die Kölner Komplex-Metaller allerdings gleich drei Schritte weiter: Die vier Jungs aus der Domstadt lassen sich von Risikobereitschaft und Experimentierfreudigkeit ungezwungen treiben und entfachen einen Sound-Hurrikan, der von Death-Metal-Puristen gewaltigen Gegenwind bekommen könnte. Diejenigen aber, die nichts auf Genre-Fesseln und stilistische Einbahnstraßen geben, sollte das neue Werk ordentlich durchpusten und enthemmt abrocken lassen.

CHAPEL OF DISEASE verschmelzen extremen Metal mit Heavy-Einflüssen und Rock

Vielschichtig, variantenreich und ein bisschen geheimnisvoll – das trifft nicht nur auf Cover und Albumtitel, sondern auch auf die sechs Songs zu, die uns CHAPEL OF DISEASE auf ihrer neuen Platte vorsetzen. Auf der einen Seite ist die Musik heftig und mitreißend wie ein Orkan: Die Band setzt weiterhin typische Elemente extremen Metals ein, wie etwa harsch-peitschende Vocals, rasant-flirrende Riff-Salven ("Null") oder Doublebass-Donner ("Oblivious - Obnoxious - Defiant").

Auch die Texte sind nach wie vor eher düster und nachdenklich: Es geht um Sprachlosigkeit und Sinnentleerung, um die Suche nach Antworten und einen individuell befriedigenden Umgang mit deprimierenden, ausweglosen Situationen.

Auf der anderen Seite flauen die wuchtigen Stürme aber auch immer wieder zu wohlig-warmen Rock-Brisen ab. So schlägt der zunächst temporeiche und harte Opener "Void Of Words" nach einigen Minuten gemäßigte und sanfte Töne an. Auch bei "Null" sind mehrere melodische Wendungen zu vernehmen, die die altbekannten Schwermut durch hoffnungsvollere Stimmungen wegzuwehen versuchen, ohne dabei an Intensität zu verlieren.

Das neue Album fegt stilistische Zwänge kreativ und druckvoll beiseite

CHAPEL OF DISEASE spielen wie entfesselt auf, geben sich wechselhaft und hungrig wie eine Windsbraut auf der Suche nach neuer Energie, die sich dann in puren Klanggenüssen wie "Song Of The Gods" entlädt: Ein kraftvoller Heavy-Metal-Song mit mystischem Einstieg und einem rockigen Vibe, um den nach und nach eine komplexere Songstruktur aufgebaut wird. Bei "1.000 Different Paths" experimentiert Sänger Laurent Teubl dann sogar erstmals mit Klargesang.

Die groovigen Songfragmente und milden Gitarren-Klänge, die in fast jedem Song zu vernehmen sind, stehen der Band ausgesprochen gut, verleiten immer wieder zu enthusiastischem Kopfnicken und vermitteln eine unheimlich positive Dynamik.

Der Wirbelwind erreicht mit dem abschließenden "The Sound Of Shallow Grey" seinen Höhepunkt. Ich möchte denjenigen sehen, der bei diesem rockig-explosiven Drive ruhig auf seinem Stuhl sitzen bleiben kann. "... And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye" liefert eben Klänge ab, die man nicht nur hört, sondern (mit-)erleben muss.

CHAPEL OF DISEASE lassen auf der neuen Scheibe die einzelnen Songs musikalisch und inhaltlich zu einem großen Ganzen zusammenwachsen, arbeiten mit verschiedensten Einflüssen, Tönen, Klangteppichen und kreieren damit ein ebenso abwechslungsreiches wie leidenschaftliches Extrem- Heavy-Rock/Metal-Album, dessen Kreativität, Komplexität und kunstvolle Klang-Kontraste Klassiker-Potenzial und somit nichts weniger als stürmischen Beifall und die Höchstnote verdient haben.

Tracklist:

1. Void Of Words
2. Oblivious - Obnoxious - Defiant
3. Song Of The Gods
4. Null
5. 1.000 Different Paths
6. The Sound Of Shallow Grey

CHAPEL OF DISEASE sind:

Laurent Teubl - Vocals, Guitar
Cedric Teubl - Guitar
Christian Krieger - Bass
David Dankert - Drums