Stil (Spielzeit): Melodic Death (45:12)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media (24.10.08)
Bewertung: 5,5 / 10
Link: http://www.zonaria.com ZONARIA sind nach ihrem Debüt auf einem amerikanischen Zwergenlabel nun bei Century Media gelandet. Glückwunsch! --- Die Truppe stammt wie CULT OF LUNA aus Umeå, aber sicher nicht aus demselben musikalischen Genpool… Geboten wird Melodisches aus Black und Death und irgendwas. Das sieht die Band so und zwar richtig. Ob sie sonst noch was richtig macht, ist dann wohl eine Frage der Perspektive:
Wer sich grundsätzlich im Dunstkreis von DIMMU BORGIR, CATAMENIA und Schweden-Death (eher Göteborg als Stockholm; auch wenn Century Verbindungen zu ARCH ENEMY und HYPOCRISY herstellen will) zuhause fühlt… Wer bei Streichern aus der Tupper-Dose Gänsehaut bekommt und tausendfach erprobte Riffs in perfektem Soundgewand für den korrekten Metal des 21. Jahrhunderts hält, kann bedenkenlos zugreifen. Für den ist diese Scheibe wie gemacht. Der lässt die Matte, so vorhanden, (vorwiegend im leicht verdaulichen Mid-Tempo) kreisen bis der Arzt kommt… Die Riffs sind wie gesagt gut abgehangen (einige sind entschieden älter als die Mucker, die sie spielen), das Drumming ist tight, die Growls haben den ordnungsgemäßen (/aufgesetzten) Evil-Faktor und die Melodien sind schmissig; die Synthies bombastisch und passen sich in die gewaltigen Soundwände nahtlos ein (da diese ohnehin etwas überfüllt wirken). Selbiger Hörer wird unkritisch jubilieren: Alles richtig gemacht. 9,5 Punkte oder mehr. Zu recht. Aus dieser Perspektive.
Wer „true“ ist, erkennt, dass dies natürlich ein widerlicher Hype ist, der aus tausendfach ausgelutschten Versatzstücken einen aalglatten Bastard erzeugt, der dem Mainstream des Untergrundes an die prallgefüllten Beutel will. Wer „true“ ist, stört sich an den stylishen Poser-Klamotten, dem tuntigen Eye-Liner, der PR-Fokussierung auf das junge Alter der Mucker, den pubertären, gewollt provozierenden Texten und der Tatsache, dass diesem blutarmen Elaborat aber mal so gar nichts Eigenes oder gar musikalisch Innovatives innewohnt. Und wenn er zudem etwas von Klassik versteht, dreht sich ihm bei den aufgeschraubten Synthie-Einsätzen der Magen um...) Selbiger Hörer wird überkritisch toben: Nichts habt ihr richtig gemacht, ihr Metal-Huren! Eine Schande seid ihr für die Zunft! 0 Punkte!... Und, oh, der derart Tobende tobt zu Recht! Aus dieser Perspektive.
Wie üblich liegt die Wahrheit aber natürlich dann doch in der Mitte: Tatsächlich sind ZONARIA musikalisch so notwendig wie ein Loch im Kopf. Und ungefähr so „true“ wie STRYPER „evil“. Löst man aber mal die musikideologische Spaßbremse und vergisst den Innovations- oder Retrozwang, dann rocken die vier eigentlich ganz amtlich nach vorn, was auch sicher ein Resultat ihres technischen Könnens ist. Und das kann als ganz unterhaltsam empfunden werden. Nicht mehr und nicht weniger.
Für die Sendung „Schweden sucht die Superband“ fielen mir zwar so ca. 20.000 andere Namen eher ein, nichtsdestoweniger ist dieser Hype im Anfangsstadium denn doch noch immer talentierter, als es 8 von 10 deutschen Black- Death- True-Metallern sind.
Wirklich absolut Panne sind (neben dem Outfit) nur die vielen schmalztriefenden Chöre.
Fazit: Ein schöner Beleg, dass nicht für alles, was aus Schweden kommt, Kaufzwang besteht.
Anspieltipps: Praise the Eradication, Contra Mundum