Geschrieben von dirk-bengt Sonntag, 19 Oktober 2008 21:55
The Wandering Midget - The Serpent Coven Tipp
Stil (Spielzeit): Doom Metal (54:24)
Label/Vertrieb (VÖ): Eyes Like Snow (10.10.08)
Bewertung: 9 / 10
Link: http://www.the-wandering-midget.tk
1:23, das Intro ist vorbei. Und doch weiß man spätestens dann, wohin die Wanderung mit dem kleinwüchsigen Reiseleiter geht: ein fies fiependes Feedback, ein übel knarzender Bass und… Polter! Schepper! ein Kessel Schwarzes weisen uns den Weg in den „Serpent Coven“…
Vor einigen Monaten hatte ich das finstere Vergnügen „I am the Gate“, die Zusammenstellung der beiden ersten Demos, hier mit 9 Punkten abfeiern zu dürfen. --- Und, um es kurz zu machen, (fast) nichts hat sich geändert… auch auf dem (nicht nur von mir) herbeigesehnten ersten regulären Album gibt’s uralten, völlig muffigen okkulten Epic Doom, frei von allen Firlefanzereien, im staubigen Dunstkreis von SAINT VITUS, MINOTAURI oder REVERREND BIZARRE.
Das Schlagzeug gibt den kriechenden Takt vor oder scheppert arhythmisch --das minimalistische Spiel scheint streckenweise mehr oder weniger nur noch aus Fillings zu bestehen-- der Bass, er brummt und dröhnt wie der Hangover nach Missbrauch einer Palette Koma-Pils, die Gitarre winselt und schnarzt zwischen melancholischer Schönheit und klagender Tristesse hin und her und verwöhnt mit quälend schönen Leads; und erneut zieht dir der elegisch-pathetische Gesang von Samuel Wormius das Trommelfell über die Ohren. Der perfekte Soundtrack für die Séance mit dem Geist von Aleister Crowley … Das doomt! -- Klagend, schwarz und so alt wie Tod und Trauer selbst… und im Schnitt über 10 Minuten pro Track.
Dass der Transfer in die Vergangenheit ohne Reibungsverluste klappt, ist natürlich auch diesmal der morastigen Produktion zu verdanken, obgleich mir das ganze etwas sauberer abgemischt zu sein scheint. Der Low-Fidelty Freude tut dieser kleine Mangel aber keinen wirklichen Abbruch.
Musikalisch hat sich wie gesagt nahezu nichts geändert, außer dass der psychedelische Einschlag, der dem Doom der späten 60ern, frühen 70ern eigen ist, gegenüber dem Debüt minimal stärker geworden ist; so legen es einige der fast 14 Minuten von „Family Curse“ in der zweiten Hälfte, doch auf mehr Dissonanzen an. Was meinen damaligen Gedanken, dass man auf dem Debüt „Live im Proberaum“ ein, zwei Spielfehler draufgelassen hat, ins Reich der Phantasie verabschieden darf. Das war dann wohl doch eher genau so gewollt; nur nicht so deutlich zu erkennen. Genug geblubbert, jetzt möchte ich mich wieder auf die Mucke konzentrieren… nicht ohne vorher eine neuerliche Kaufempfehlung für jeden echten Doomster auszusprechen.
Und an alle anderen die Warnung: vielleicht geht es euch wie jenen Rezensenten, die „I am the Gate“ „für einen schlechten Scherz“ oder „Scheiß“ und die Leute von Eyes Like Snow für ahnungslos hielten. Wer also mehr Ahnung von Doom hat als die Labelleute, vergibt dann auch leichthin auch mal die „0“ Punkte und warnt „Finger weg von diesem Rotz!!“. (Aber vorher ruhig mal hinhören.) Die Band hat’s amüsiert. Mich auch, aber nicht halb so sehr wie diese geilen old-school as fuck!-Scheiben.
Es bleibt die ungeklärte Frage, wie Leute, die sogar die 80er nur vom Hörensagen kennen, derart authentisch die 70er von den Toten auferstehen lassen können…
Anspieltipps:
1. Pillars Of Sapiris
2. Taynia
3. Family Curse
4. The Thing From The Black Reef
5. Bring Forth The Accused
6. The Serpent Coven