Die Antwort lautet leider ja. Während die Aufmachung der CD auf ganz hohem Niveau ist (eine Ausnahme: Wer zum Teufel überlegt sich, eine erhabene weiße Schrift auf helle Hintergründe zu drucken? Lesen kann man im Booklet so gut wie nichts), enttäuschen die elf Nummern mit zum Großteil lustlosen Ideen und gescheiterten Experimenten. Während der Opener "Innocence" (TARJA bedient sich ihres gesamten gesanglichen Spektrums, das Piano sorgt für einen überraschenden Break) durchaus noch aufhorchen lässt, ist das Duett mit Alissa White-Gluz von ARCH ENEMY in "Demons In You" eine mittelschwere Katastrophe. Der Cleangesang ist klasse, das Wechselspiel aus TARJAS Vocals und Alissas Growls in den Strophen klingt furchtbar.
Das zuckrige, poppige "No Bitter End" ist bereits vom Prequel bekannt, funktioniert im Albumkontext aber auch nicht besser - im Gegensatz zu "Eagle Eye", das immer noch zu gefallen weiß. Ganz schlimm wird es mit dem theatralischen "Diva". Dazwischen hofft man während höchstens grundsolider Midtempo-Nummern viel zu lange auf hörenswerte Höhepunkte, die mit der folkigen Akustikballade "The Living End" (erinnert ganz sacht an NIGHTWISHs "Angels Fall First") und dem überlangen, durchdachten "Too Many" viel zu rar gesät sind.
Selbstverständlich versteht TARJA ihr Vocal-Handwerk ganz hervorragend. Und auch die Instrumentalisten machen gar nichts verkehrt, zumal die Produktion ebenfalls stimmt. Doch ich bleibe bei dem, was ich schon zu "The Brightest Void" geschrieben habe: Ohne epische Kompositionen, ohne passende Songs liefert TARJA bloß Mittelmaß ab. Und warum sollte man sich damit beschäftigen, wenn es so viele bessere Alben da draußen gibt?

Chrischi
Musik ist immer da. Sie ist ein Geschenk und wird nie vergehen. Sie ist Seelentröster, Stimmungsmacher, Runterbringer, Frustbewältigung, Freiheit und Gefühl. Und weil sie oft genug so unfassbar geil ist, sollten wir drüber reden.
Stile: Metal und (Hard) Rock in allen möglichen Facetten – von knüppelhart über symphonisch bis vertrackt und balladesk.
Bands: Metallica, Iron Maiden, Bruce Dickinson, Blind Guardian, Avantasia, Helloween, Nightwish, Ayreon, Dream Theater, Lorna Shore, Wintersun, Opeth, Foo Fighters, Pearl Jam, Linkin Park, Motörhead, AC/DC, Rammstein, Armored Saint, Night Demon, Hans Zimmer und so verflucht viele mehr ...