Lotus Feed - So Close... So Far Tipp

Lotus Feed - So Close... So Far
    Post Rock / Gothic Rock

    Label: Danse Macabre / Alive
    VÖ: 01.02.2013
    Bewertung:8/10

    Lotus Feed Facebook


Der Albumtitel „So Close... So Far" von LOTUS FEED aus Köln ist perfekt, treffender könnte man die Musik auf der aktuelle Platte der Post Punk / Gothic Rockband nicht beschreiben. Von Gothic zu Post Punk ist es manchmal nur ein Katzensprung, und in Bands wie TURBOSTAAT steckt mehr von THE CURE, als man auf den ersten Blick meinen wird. Während man Köln eigentlich eher mit Spaß, Lebensfreude und Karneval in Verbindung bringt, zeigen LOTUS FEED eine ganz andere musikalische Facette der Stadt.

Die Stabilität und somit die Nähe vermittelt definitiv der Bass, eine dominante Konstante im Sound von LOTUS FEED. Da ich zufälligerweise vor kurzem wieder alten THE CURE Scheiben gelauscht habe, war ich überrascht, wie nahe die Kölner (!) der Legende stellenweise kommen („Home Of The Watchmen"). Ferne und entsprechende Wehmut transportieren die Gitarren, die wie fluffige Melodiewölkchen über dem tiefen Bass schweben. Sänger Alexander Landsberg trägt die düstere Stimmung problemlos, kommt nur zum Einsatz, wenn es passt, und lässt auch häufig dem instrumentalen Part ausreichend Raum zum Atmen. Er reisst die Wunden praktisch auf und die Musik spült sie aus. Den sonoren, melodischen Gesang muss man mögen, ebenso die teilweise theatralischen Lyrics, die leider manchmal auch dem Schema „reim dich oder ich fress dich" folgen. Dieser Kritikpunkt ist allerdings verschwindend gering zu werten, könnte aber einige schon interessieren.

LOTUS FEED existieren bereits seit 1995 und das hört man in jeder Note - die vier Männer leben ihre Musik und überzeugen mit der Ernsthaftigkeit, die komplett auf „So Close... So Far" mitschwingt. Sonst könnte man einen derart erschreckend stilechten 80 Jahre Sound gar nicht produzieren.
Im Gegensatz zu den genannten THE CURE sind LOTUS FEED aber weniger experimentierfreudig, ungewöhnliche Klangexperimente findet man nicht auf „So Close... So Far", dafür kümmert sich der Drummer erfolgreich um den Post Punk Anteil und gibt interessante, dynamische Takte bei. Ein weiterer großer Pluspunkt für LOTUS FEED und sicherlich der Hauptgrund, warum LOTUS FEED trotz ihrer retroperspektiven Orientierung keine Sekunde altbacken wirken.
Tanzbar sind LOTUS FEED auf jeden Fall, genauso gut kann man aber abschweifen und lediglich seinen Gedanken nachhängen.

Nur die Spiellänge stimmt mich etwas traurig, denn bei 13 Tracks schleichen sich zwangsläufig Wiederholungen ein, die mein Hörvergnügen unnötig runterziehen. Sonst gibt es eigentlich nichts zu meckern, von daher eine empfehlenswerte Platte, die stark nach den guten alten New Wave Zeiten riecht und die ich eigentlich eher aus England, aber ganz sicher nicht aus Köln erwartet hätte. Toll, was da so im Underground geschaffen wird, raus ans Tageslicht damit!

Mehr Gothic Rock / Dark Wave Reviews