Exposed To Noise - Stories Of A Fragile Twilight

Stil (Spielzeit): Emocore / Screamo (40:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Yonah Records / Alive AG (29.08.08)
Bewertung: 5/10

Link: http://www.exposed-to-noise.de

EXPOSED TO NOISE sind eine sechsköpfige Band aus dem Ruhrpott, genauer gesagt Dortmund und Umgebung. Nach ihrem Debutalbum „A Reference To Desolation“ aus dem Jahr 2005 erscheint nun diese Tage ihr zweiter Streich mit dem Titel „Stories Of A Fragile Twilight“. 

Musikalisch kredenzt man hier mal mehr um den Emo- / Emocore- und Screamobereich, dann lässt man auch gerne mal Metalcore oder simple Alternative-Crossover-Einflüsse die Überhand gewinnen – im wahrsten Sinne des Wortes eine „fragile“ Angelegenheit ... 

Vorweg kann man sagen, dass sich EXPOSED TO NOISE bemüht haben, einige der Schwachstellen, die sich auf dem Vorgänger befanden, auszumergeln. 
Genauer: Sänger Stefan hat seine teilweise balladeske Stimme weiter trainiert und wirkt nicht mehr ganz so unsicher, einige Songs gehen direkter in ihr gewünschtes brachiales Fahrwasser, und auch die mehr oder weniger unpassenden Scratches aus „A Reference To Desolation“ wurden zurückgefahren. Bei einem Blick ins Booklet erklärt sich die Sache dann nämlich auch: Statt Scratches steht hier nun Samples/Effects. Nun gut. 

Neu sind teilweise einige Klavierparts, die von einem Gastmusiker eingespielt wurden, und ergänzen Songs wie das balladenhaft anmutende, sphärisch dichte Intro „Fahrenheit“, „Hostile Waters“ - man vergebe mir, aber ich fühlte mich hier doch ein wenig unfreiwillig an die Titelmelodie von Halloween erinnert – und „Last Transmission“. Eigentlich ganz unterhaltsam, bereichert den sowieso schon teilweise überkochenden Stilmix aber nur noch bedingt. 

Mit dem an den Opener angeschloßene „Desolation“ springen die Jungs mit einer Brutalität ins Boot, die irgendwie auch leider zu gewollt klingt, um einen imponierenden Kontrast zu bieten. Die fabrizierten musikalischen Gegensätze klingen hier doch eher überkonstruiert, denn auch musikalisch kann ich mich einfach nicht dagegen wehren, dass ich das ein oder andere Riff bereits bei KILLSWITCH ENGAGE, und die ein oder andere Refrain-Melodie etwas abgewandelt auf früheren FUNERAL FOR A FRIEND – Platten gehört habe, bevor Letztgenannte eine gewisse Poppigkeit für sich entdeckt haben. 

Da wir grade beim Begriff Poppigkeit sind, man muss den Jungs schon zugute halten, dass sie ein Talent für ohrwurminfizierendes Songwriting haben, denn eigentlich alle der vorhandenen zehn Songs können als genretypisch melodiös und auch musikalisch stimmig bezeichnet werden. Die Refrains klingen kraftvoll und leidenschaftlich (ein Song wie „Last Transmission“ kann bereits als lupenreiner Emo bezeichnet werden), die Gitarren brettern eigentlich ziemlich fett und auch die Doublebass-Attacken machen ihren Job gut. 

„Memories“ ist für mich der einzige Song, den ich nicht missen würde, hätte er seinen Weg nicht auf diesen Silberling gefunden; denn hier bekommt man irgendwie eine ziemlich blutleere BOY SETS FIRE -ähnliche Nummer geboten – einzig der Gesang kann überzeugen, talentiert, das muss man zugeben. 

Dass man es bei Sänger / Shouter Stefan mit einem Mann des Fachs zu tun hat, merkt man immer wieder an zahlreichen Stellen. Jedoch – man verzeihe mir auch diesen herangezogenen Vergleich – klingen mir einige Parts einfach zu sehr nach einem Chester Bennington, auch wenn dies mit Sicherheit nicht gewollt ist. Aber ein nahezu poppig-melancholisches „Fahrenheit“ oder auch schon das erwähnte „Hostile Waters“ klingen mir einfach zu oft nach einem harten LINKIN PARK Song. Einige der Shout-Parts wurden auch durch den Verzerrer gejagt, was mir persönlich logisch und angemessen erscheint, denn eines steht für mich außer Frager: Stefan ist ein besserer Sänger als Shouter – sein Geschrei kann oft nicht wirklich mitreißen, und wirkt teilweise sehr gekünstelt. Dies fällt allerdings nicht allzu oft ins Gewicht, da das Clean / Scream – Verhältnis auf „Stories Of A Fragile Twilight“ ungefähr 60 zu 40 beträgt. 

Mir ist aufgefallen, dass ich in diesem Review auffällig oft das Wörtchen „leider“ verwendet habe. Aber man bemüht sich sehr, dieser melodisch schönen und teils wirklich ohrwurmlastigen Platte verzückte Gefühlsausnahmezustände entgegen zu bringen – doch irgendwie springt die Ambition, die Kraft und auch die Energie, mit der EXPOSED TO NOISE hier zu Werke gegangen sind – und dies spürt man schon – nicht auf den Hörer über. Zu stark sind die Parallelen, denen hier zu eindeutig Tribut gezollt wird, zu bekannt die Arrangements, zu aufgesetzt wirkt der gefahrene Stoff. 

Aber ich denke schon, dass „Stories Of A Fragile Twilight“ besser geworden ist als der Vorgänger. Es wurde an sich gearbeitet. Gereicht hat es immer noch nicht ganz, aber ein wenig Mut zur Lücke, oder auch das ein oder andere Wagnis würden EXPOSED TO NOISE nicht schlecht zu Gesicht stehen. Denn dies belohnt einen bekanntermaßen im Laufe der Zeit mit Wiedererkennungswert und Charakter. Bis dahin ist bei den Dortmunder Screamos erst mal Mittelmaß angesagt. Leider.