Antitainment - Ich kannte die, da waren die noch real! Tipp



Stil (Spielzeit):
Hardcore, Punk, Metal, Chaos (23:31)
Label/Vertrieb (VÖ): Zeitstrafe / Cargo (02.07.10)
Bewertung: 9 /10

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Man kennt das ja: man entdeckt ganz urplötzlich eine Band, die man absolut nicht auf dem Schirm hatte, die einen dann so vom Hocker haut, dass man sich bereits auf die nächsten 20 Jahre mit dieser Band freut. Und dann kommt die zweite Platte raus, die man von ihnen kennt – und sie sind langweilig geworden...

ANTITAINMENT beweisen mit diesem Album, dass es sich bei dieser Theorie glücklicherweise um keinerlei Naturgesetz handelt. Denn nachdem sie mich mit ihrem Letztwerk „Nach der Kippe Pogo?" so dermaßen in ihren Bann gezogen haben, hatte ich schon richtig Panik vor dem neuen Release. Aber keine Sorge, denn „Ich kannte sie..." setzt ziemlich unbeirrt den Weg des letzten Albums fort. Eventuell sind die Keyboard-Hardcore-Chaoten sogar noch chaotischer und abgedrehter geworden.

Das führt dazu, dass im ersten Augenblick die Songs weniger schnell zugänglich erscheinen. Aber mit den verschiedenen Durchläufen können sich die Songs, die zwischen Hardcore, Punk, Metal, purem Chaos und Keyboard/Synthesizer-Kirmes-Abgedrehtheit hin und her schwenken, doch noch im Hirn festbeißen. Nach wie vor gehen ANTITAINMENT immer gerne den direkten Weg und überschreiten nicht einmal die Drei-Minuten-Grenze: Geschwindigkeit und vollgestopfte Songs durchziehen das komplette Album. Und natürlich überraschen sie den Hörer ca. alle 15 Sekunden mit der Art und Weise, wie sie ihre Ideen ausbauen oder Haken und Wendungen einbauen. Zwischendurch gibt es mal wieder absolut unerwartete Singalongs und einfach geile Keyboards, die sich eigentlich nur ein extrem krankes Hirn ausdenken kann – da können HORSE THE BAND noch lange für üben...

In meinen Augen bleiben ANTITAINMENT nach wie vor einer der individuellsten Bands, die man nur schwerlich kategorisieren kann. Und sie bekommen Sachen hin, die man anderen Bands krumm nehmen würde. Und sei es die absolut passende Leistung des Sängers, der klingt, als hätte man TURBOSTAAT erst unter Drogen und dann auf Entzug gesetzt. Überhaupt wirkt die ganze Truppe wie die Schlümpfe auf schlechtem LSD, nachdem sie zwei Wochen lang nur Metal, Hardcore und David Lynch-Filme konsumieren durften: genial! Also, wie gesagt, 20 Jahre lang hätte ich das jetzt schon gerne so in dieser Qualität!
Kai