Clinging To The Trees Of A Forest Fire - Songs Of Ill Hope And Desperation

clinging

Stil (Spielzeit): Grindcore (33:18)
Label/Vertrieb (VÖ): Prosthetic Records (24.09.10)
Bewertung: 6 / 10

Link:
http://www.myspace.com/clingingtothetreesofaforestfire
Clinging to the fire… Clinging the trees… Clinging of the fuc… Klingon… Verdammt! Warum bloß müssen in der wunderbaren Welt des Grindcores so verflucht viele Bands einen so unaussprechlich langen Namen haben? Was zum Teufel mag einen Musiker oder Vokalisten wohl dazu treiben, im Rahmen der Namensfindung zu dem Schluss zu kommen, der in Worte gefasste Zustand „Sich in einem Waldbrand an die Bäume klammern“ würde sich am allerbesten eignen, um die Aufmerksamkeit des potentiellen Käufers zu erregen und diesen von der Notwendigkeit zu überzeugen, der Musik, die sich dahinter verbirgt, eine Chance zu geben? Also der hohe Wiedererkennungswert dürfte, so denke ich, als Grund hierfür eher auszuschließen sein. Vielleicht verfolgen die vier Jungs aus Colorado ja die Absicht, dass man sich schon vor dem Konsum ihrer schwer verdaulichen Kompositionen näher mit der Band auseinandersetzt. Vermutlich jedoch rührt es vor allem daher, dass dies beklemmende und irgendwie doch recht unentspannte Gefühl, welches einen wohl zwangsläufig in der vom Bandnamen beschriebenen Situation überkommt, auch sehr gut auf die chaotische Mischung aus Grindcore und Sludge projiziert werden kann, welche uns auf „Songs Of Ill Hope And Desperation“ aufgetischt wird.

Denn Wohlfühlmusik ist etwas anderes. Und auch auf der neuesten Compilation namens „Entspannen mit Yoga“ halte ich es für reichlich unwahrscheinlich, dass CLINGING TO THE TREES OF A FOREST FIRE dort vorzufinden sein werden. Sollte es hingegen jemals einen Sampler geben, der den sonderbaren Titel „Entspannen mit Grindcore“ trägt, dann wird das verrückte Quartett mit dem langen Namen mit ziemlicher Sicherheit darauf vertreten sein. Denn so belastend die Tracks auf deren Zweitwerk auch sein mögen, so einschläfernd wirkt sich der erhebliche Doom-Einschlag, welcher mal mehr, mal weniger dominant ist, auf den geneigten Hörer aus. Die Scheibe beginnt ohne den Anflug einer Vorwarnung gleich mit einem schnellen, brutalen und aggressiven Schlag in die Fresse, wenn der Opener „Teeth & hair“ versucht, die Boxen von innen zu zerstören, und zu diesem Zeitpunkt ist man noch verleitet, anzunehmen, man hätte es hier mit einem durchgehend fulminaten Grindcore-Machwerk der besonders hektischen Art zu tun. Im Laufe dieses Machwerkes wird man dann jedoch eines Besseren belehrt.

Der „Funeral Grind“, wie die Bandmitglieder selber ihren Musikstil auf sehr treffende Weise beschreiben, plätschert streckenweise, wenn der Sludge-Anteil gerade mal besonders hoch ist, sowas von schwunglos vor sich hin, dass der Sekundenschlaf geradezu vorprogrammiert ist. Dass es meist beim Sekundenschlaf bleiben wird und für ein gemütliches Nickerchen eher nicht ausreicht, ist bedingt durch die stets auf jeden Sludge-Anfall folgenden Brutalo-Parts, welche auf außerordentlich chaotische Weise den Hörer in die Realität zurückreißen, um ihm zu zeigen, wie ätzend diese ist. Letzteres bezieht sich hierbei jedoch lediglich auf die pessimistischen Texte. Alles andere als ätzend ist die musikalische Vorgehensweise der vier Herren. Wenn denn geknüppelt wird, dann richtig. In bester PIG DESTROYER-Manier wird auf alles eingedroschen, was man zuvor noch liebevoll gestimmt hat. Dabei geht man hervorragend präzise und auf seltsam angenehme Weise nervenaufreibend zu Werke. Dies können wohl jetzt auch nur eingefleischte Grinder wirklich nachvollziehen. Doch wer sich nicht als solches bezeichnen würde, der wird mit „Songs Of Ill Hope And Desperation“ auch nicht das Geringste anfangen können.

Wer hingegen auf PIG DESTROYER, BRUTAL TRUTH, AGORAPHOBIC NOSEBLEED oder auch CONVERGE steht, der wird mit Sicherheit seine Freude an den dreizehn Tracks dieser Scheibe haben. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass das hochwertige Geballer nun mal immer wieder durch die schleppenden und verstörenden Downtempo-Parts unterbrochen wird. Diese und auch das etwas monotone Geschrei von Frontmann Ethan Lee McCarthy könnten durchaus vom einen oder anderen als anstrengend empfunden werden. So erging es auch mir persönlich, weshalb meine Bewertung etwas verhalten ausfällt...