Maruta - In Narcosis

maruta

 

Stil (Spielzeit): Grindcore (32:09) Label/Vertrieb (VÖ): Candlelight Records / Soulfood (28.11.2008) Bewertung: 6 / 10

Link: http://www.myspace.com/maruta


Wow, so was hab ich ja noch nie gehört… Hahaha, war nur Spaß. Das Aufsehenerregendste an MARUTA dürfte wohl der geschmacklose Bandname sein, welcher auch ein geheimes japanisches Projekt bezeichnet, welches sich unter anderem im zweiten Weltkrieg mit allerlei menschenverachtenden Experimenten an Kriegsgefangenen und Kleinkriminellen beschäftigte. Diese Gefangenen wurden von ihren Peinigern als Holzklötze (Marutas) bezeichnet, da besagte Experimente in einem stillgelegten Sägewerk stattfanden. Doch blickt man noch einmal auf die obige Stilbezeichnung, sollte das eigentlich niemanden wirklich tangieren. Entweder ist man als echter Grinder bereits einiges an Provokation und schlechtem Geschmack gewohnt oder man kann mit der hier besprochenen Band sowieso nicht das Geringste anfangen.

Denn MARUTA machen keine Musik. MARUTA machen Grindcore! Mit Haut, Haaren und jeder Menge Herzblut. Ich möchte an dieser Stelle die beiden Gründungsmitglieder Mitchell Luna und Nick Augusto zitieren: „We live it. We breathe it.“ – und das merkt man den mittlerweile zum Trio herangewachsenen Knüppelfreunden aus Miami auch definitiv an. Von der ersten bis zur letzten Disharmonie.

Ohne den Anflug einer Einleitung wird von der ersten Sekunde an geknüppelt, gegröhlt, geschrien und gefrickelt, was das Zeug hält. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass MARUTA total in der breiten Grindmasse untergehen würden. Auch wenn hier wahrhaftig kein erwähnenswerter stiltechnischer Ausfallschritt getan wird, bewegen sich die aggressiven Floridaner stets auf erstaunlich hohem Niveau. Das Drumming von Augusto ist präzise und klingt auch in höchsten Geschwindigkeiten, welche diese Scheibe überwiegend dominieren, noch relativ tight. Gitarre und Bass, für die sich momentan noch das einzige saitenzupfende Bandmitglied Eduardo Borja verantwortlich zeigt, klingen zwar nicht übermäßig fett, unterstreichen jedoch die beabsichtigte Aggressivität der Band. Genrtetypisch hochtönig schreddert man teilweise unnachvollziehbar schnell, dann wieder für einen Moment schleppend, hauptsächlich jedoch... schnell!

Die immer wieder auftauchenden Midtempo-Passagen, welche mir persönlich sehr wichtig sind, um eine Band wie MARUTA, welche ansonsten doch eher die chaotische Tourette-Syndrom-Schiene fährt, mehr als zwei, drei mal im Player rotieren zu lassen, lockern das ganze wunderbar auf. So wird man gerne das eine oder andere mal zum gemächlichen Kopfnicken verleitet, was zwischen den ganzen akustischen Argelanfällen auch dringend notwendig ist, um eine Gehirnerschütterung möglichst zu vermeiden.

Shouter Luna hingegen scheint jedem geneigten Hörer genau diese Gehirnerschütterung zu wünschen. Ich verstehe zwar recht wenig von den Texten, doch die Art und Weise, in der diese vorgetragen werden, lässt doch eindeutig darauf schließen, dass hier nicht gerade Liebesgeschichten oder sonstige Themen, die nichts mit Frustration und daraus resultierender Aggression zu tun haben, lyrisch behandelt werden. Der gute Mann schreit sich wirklich die Seele aus dem Leib, dass es einem schon beim Zuhören in der Kehle kratzt. Abwechselnd dazu grunzt er auch gerne mal, so tief er kann, effektlos ins Mikro. Er kann zwar nicht herausragend tief, doch zumindest extrem hasserfüllt klingt er jederzeit.

Die durchschnittlich zweiminütigen Tracks, was für die Gefilde, in denen MARUTA sich bewegen, relativ lang ist, unterscheiden sich sowohl untereinander als auch von anderen artverwandten Bands nur geringfügig. Es wird zwar durchaus auf hohem Niveau geknüppelt und man ist wirklich verleitet, die Scheibe auf höchster Lautstärke zu hören, doch lässt sie einfach ein wenig Druck vermissen. Einen Bass hört man erst heraus, wenn man angestrengt danach sucht, und auch sonst ist der Sound verhältnismäßig drucklos. Hier wurde das Hauptaugenmerk definitiv ausschließlich auf Aggression gelegt.

Wer sich also gerne anschreien lässt, doch nicht auf ATARI TEENAGE RIOT steht, der kann sich ja mal von MARUTA die Leviten lesen lassen...