Avenged Sevenfold - Nightmare



Stil (Spielzeit):
Metal, Prog, Rock, Hardcore (66:49)
Label/Vertrieb (VÖ): Warner (27.08.10)
Bewertung: 7,5/10

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Oh man, da verpasst man gerade ein Album und schon steht man vor „Nightmare" wie ein RTL-Redakteur vor der Forderung, ein niveauvolles Programm zu erstellen: die Kinnlade klappt runter, der Schweiß bricht aus und man weiß erst mal gar nicht so genau, wie man das denn jetzt auf einmal finden soll.

Ich kenne bereits einige, die sich schon zu Zeiten von „City Of Evil" von der Band abgewandt haben, da sie so dermaßen weit weg vom Metalcore alter Tage war. Über ihr selbstbetiteltes Werk hatte ich gelesen, dass es noch wesentlich stärker in die Richtung gehen würde – und bin irgendwie nie dazu gekommen, es mir mal anzuhören. Und jetzt also „Nightmare", und das auch noch ohne den verstorbenen The Rev am Schlagwerk. Was diesen Punkt angeht, kann ich allerdings schon mal alle beruhigen: die Qualität des Drummings muss glücklicherweise nicht unter der Tragödie leiden, da hier Mike Portnoy von DREAM THEATER dafür verantwortlich zeichnet. Und dass die Saitenfraktion und der Gesang eine Liga für sich sind, war ja eh klar.

Von der Seite gibt es also schon mal keine Klagen. Aber was ist mit den Songs? Tja, die sind teilweise gar nicht so weit von dem entfernt, wofür ich A7X immer geliebt habe. OK, es ist noch epischer und vor allem zwischendurch auch „klassischer" geworden, als ich es kannte, aber es klingt halt unverkennbar nach der Band aus Kalifornien. Und eigentlich findet man sogar ziemlich viele bekannte Trademarks der Jungs wieder, weswegen es mich jetzt ein wenig wundert, warum bei ihrer vorherigen Platte so ein Wirbel gemacht wurde – vielleicht sollte ich da doch noch mal rein hören.

Auf der anderen Seite machen es sich A7X aber manchmal auch ein wenig schwer: einige der Songs sind einfach zu lang. Vor allem wenn sie diese mittlerweile ja sehr bekannte Vorliebe für GUNS 'N ROSES ausleben, überspannen sie den Bogen ab und zu mal (und was sollen eigentlich diese billigen Trompeten bei „Danger Line" – wenn „November Rain" solche Overdubs gehabt hätte...). Und hier sind ganz besonders die Halbballade teilweise wirklich over the top. Aber hey, irgendwie ist das auch ihr Stil und trotz der G'NR-Verweise kann man ihnen niemals Plagiatsvorwürfe machen. Dafür verbinden sie viel zu gerissen ihre Wurzeln mit klassischem Metal, Hardrock und etwas Prog. Und außerdem haben sie, wie erwähnt, einen sehr eigenen Sound erschaffen, was ja gar nicht mal so einfach ist.

So, jetzt muss wohl nur noch jeder für sich entscheiden, wie man zu A7X im jahre 2010 steht. Denn den etwas kitschigen Halbballaden stehen ordentliche Brecher wie „God Hates Us" entgegen, die eine komplett andere Richtung der Band zeigen. Hier ist für alle was dabei – man muss der Platte nur Platz geben, um sich zu entfalten. Vielleicht brauche ich selber auch noch ein paar mehr Durchläufe, aber zur Zeit würde ich „City Of Evil" und „Waking The Fallen" noch eine ganze Ecke höher ansiedeln als „Nightmare". Doch wie gesagt, die Platte ist ein Grower. Im Augenblick bin ich bei 7,5 Punkten – da mir manche Songs leider wirklich durch ihre Länge etwas auf den Geist gehen. Ansonsten aber auf jeden Fall ein lohnenswertes Stück Musik und ein sehr eigener Ansatz für die Band!