Blood Stain Child - Epsilon

Blood_Stain_Child

Stil (Spielzeit): Cyber Metal (49:18)
Label/Vertrieb (VÖ): Coroner Records (30.06.11)
Bewertung: 5 / 10
Link: http://www.myspace.com/bloodstainchildmusic

Das ist jetzt natürlich Gift für BLOOD STAIN CHILD... Als ich die ziemlich vielversprechende Kombination aus der ebenso raren wie reißerischen Stilbezeichnung „Cyber Metal“ und dem verhältnismäßig exotischen und in vielen Belangen äußerst interessanten Herkunftsland der aufgehenden Sonne aufschnappte, bestand für mich kaum ein Zweifel daran, dass mich das daraus resultierende musikalische Endprodukt, welches mit Sicherheit sehr außergewöhnlich und eigenwillig ausgefallen sein würde, vom ersten bis zum letzten Moment fesseln wird und meinen musikalischen Horizont maßgeblich erweitert. Doch leider sollte ich schon sehr bald feststellen, dass ich mich diesbezüglich gewaltig geirrt habe. Als mir die Realität in Form von herkömmlichen Melodeathklängen mit Powermetalanleihen, uninteressanten Keyboards und englischen Texten wie eine Faust ins Gesicht schlug, sah ich den ob maßloser Enttäuschung scheinbar unausweichlichen Verriss förmlich vor mir und bereute, dass ich mir diese schwere Last auf meine Schultern geladen habe. Denn das, was mir aus den Boxen entgegen schallt, wenn „Epsilon“ rotiert, hat mit abgedrehter japanischer Attitüde oder gar innovativen Klängen leider herzlich wenig zu tun und verkörpert viel mehr all das, was ich im allgemeinen Sektor der Stromgitarrenmusik am allerwenigsten bevorzuge. Tja, das ist jetzt nun mal Gift für diese sechs Japaner...
Doch ich will selbstverständlich trotz allem versuchen, die ganze Geschichte so objektiv wie irgend möglich zu betrachten, all die positiven Aspekte der Band hervorzuheben und meine anfänglichen Erwartungshaltungen sowie meine Abneigung gegenüber diversen stilistischen Komponenten von BLOOD STAIN CHILD einmal außer Acht zu lassen. Immerhin kann man sowohl der Bandbiographie als auch der musikalischen Vorgehensweise entnehmen, dass die vier Jungs und die zwei Mädels ihr Handwerk durchaus verstehen. Mit „Epsilon“ haben BLOOD STAIN CHILD das nun fünfte Album veröffentlicht und sich mittlerweile zumindest in Japan einen Namen gemacht. Seit 1999 sind die sechs detailverliebten Melodeather schon aktiv und obwohl der ganz große Erfolg bisher ausblieb, kann der geneigte Hörer ihnen ein gewisses Selbstbewusstsein doch stets anhören. Die dreizehn Tracks auf „Epsilon“ sind sehr sauber und dicht abgemischt, die Arbeit an den Instrumenten ist durchgehend als solide zu bezeichnen und die gut durchdachten Songstrukturen weisen einige recht interessante und ganz selten sogar fast schon direkt mitreißende Ideen auf. Doch leider sind diese Momente wirklich rar gesät...

Denn da liegt das wohl ausschlaggebende Manko von BLOOD STAIN CHILD. Die dreizehn Songs wollen fast alle nicht langfristig im Ohr hängen bleiben. Selbst objektiv betrachtet. Die Melodien, welche überwiegend von Frontfrau Sophia durch ihre angenehm klingende, aber dennoch nicht so richtig einnehmende Stimme erzeugt werden, erwecken leider allesamt den Anschein, als hätte man sie zuvor schon irgendwo gehört. Überhaupt wirkt das Gesamtwerk wie ein Abklatsch diverser Bands. Geboten wird überwiegend handelsüblicher Melodic Death der skandinavischen Sorte, wie man ihn von IN FLAMES kennt. Dieser wird jedoch gewürzt mit treibenden Powermetal-Riffings, welche stark an NIGHTWISH erinnern, etlichen nervigen Spielereien, wie sie CHILDREN OF BODOM auch nicht penetranter hätten basteln können, belanglosen Keyboards der Marke SOILWORK, ein wenig moderner Metalcore-Attitüde und etwas äußerst kitschigem Gothic-Flair. Das Ganze wird dann noch garniert mit einigen leider viel zu unscheinbaren Elektrobeats, welche sich wohl für die Stilbezeichnung verantwortlich zeichnen dürften, und der Kombination aus Sophias klarem LACUNA COIL-Gesang und den durchschnittlichen Screams von Gitarrist Ryo, welche gelegentlich durch schwache Growls ergänzt werden...

Leider werden sämtliche Lyrics auf Englisch vorgetragen, was der mangelhaften Originalität nicht gerade weiterhilft. Es klingt alles austauschbar. Lediglich das treibende „Dedicated to violator“ kann durch seinen Technobeat mit Ausgefallenheit punkten. Ansonsten ist „Epsilon“ ausschließlich Fans oben genannter Bands zu empfehlen, die jede Veränderung fürchten...

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