Finntroll - Ur Jordens Djup Tipp

finntroll urjordensup

Stil (Spielzeit): Humppa-Black-Metal (55:50)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media Records (30.03.2007)
Bewertung: 9/10

Link: http://www.finntroll.net

Stampf, Stampf, Grunz, Knack, Stampf, Rülps, Stampf,... Hilfe, die Trolle sind da! Endlich! In den finnischen Wäldern haben FINNTROLL ihre neue Platte „Ur Jordens Djup“ (= „Aus den Tiefen der Erde“) zusammengezimmert und werfen sie uns nun zum Fraß vor. Nach einigen Querelen in der Position des Sängers, haben FINNTROLL jetzt mit Mathias „Vreth“ Lillmåns einen neuen Fronttroll. Auf dieser Scheibe beweißt er sich als würdiger Nachfolger von Tapio Wilska und muss auch gleich auf einer Europa-Tour im April/Mai, sowie auf diversen Festivals und einer US-Tour im Herbst, seine Live-Qualitäten zur Schau stellen.

Finster ist’s im Trollwald. Wenige Vögel zwitschern, es knackt und grummelt im Unterholz, ist da etwa ein Unhold auf dem Nachhauseweg? Das Unheil kündigt sich an: Es ist ein Troll-Gewitter! Und das von gigantischem Ausmaß! Man spürt, dass es gleich über einen hereinbricht! Da ist es! Mit einer fetten Klangwalze legen sie los, die Trolle. Nachdem die Düsternis angekündigt wurde, brechen die zottigen Helden aus dem Norden aus der Dunkelheit hervor. Trotz der obligatorischen Synthi-Klänge fühlt man schon im zweiten Song, dass es nicht nur lustig zugeht. Ab und zu in Moll gehalten, versprechen selbst die Passagen zum Mitsummen ein Album der härteren Gangart.

Natürlich steckt Finntroll drin, wo Finntroll draufsteht. Und so erinnert der Anfang von Track Nummer drei an gemütliches, raues Lagerfeuer-Singen, wie es auf der EP „Visor Om Slutet“ häufiger der Fall war. Doch nach kurzem Intro folgt hier fast im Tanz-Rhythmus von „Trollhammaren“ ein flotter Schunkler, der mit knapp dreieinhalb Minuten das kürzeste Stück der Platte ist. Im „Nedgång“ schreit sich der neue Fronttroll Vreth zunächst mit majestätischem Hintergrund die schwarze Seele aus dem Leib. Auch wenn es melodiös immer noch sehr unheilvoll aus den Membranen schallt, lädt doch wenigsten der Refrain zum Mitsingen ein, falls man dieser komplizierten Sprache mächtig ist. Bei dem anschließenden „Ur Djupet“ sieht man förmlich die Trolle aus der Erde emporsteigen, wie sie aus einem tief-schwarzen Loch – mit Hörnern (die Instrumente) gekennzeichnet – kriechen. Wenn sie sich dann aufrichten und mit gewaltigem Soundgewand durch die Tundra stapfen, werden sie manchmal kurz unterbrochen von Flöten und anderem Akustik-Gerät. Als hymnischer Kracher kommt dann später „Ormhäxan“ daher. Da heißt es nur: Leute, holt die Trinkhörner raus, setzt euren Wikingerhelm auf und mit Schwert und Alk geht es auf in den Kampf! Obwohl wir uns schon bald dem Ende der Scheibe nähern, legen die Trolle noch einen Scheit im Höllenfeuer nach und drücken nochmals das Gaspedal runter. Da bleibt kaum Zeit zum Luft- oder Bierholen.

Erst in den letzten beiden Tracks wird das Tempo – zumindest teilweise – etwas heruntergeschraubt. Hier wird zur Abwechslung mal mit Sprechgesang gearbeitet, während man sich wieder stärker auf akustische Instrumente stützt. Die Trolle haben sich ein bisschen ausgetobt und wandern gemütlich zurück in ihren dunklen Forst. Wie sie so wanken und stapfen durch die finnischen Wälder, berichten FINNTROLL von ihrem Charakter-Vorbild, dem „Rivfader“. Diese Figur, ihre Lebensgeschichte bis zur Wandlung in einen Schamanenkönig ist der thematische Leitfaden, der sich durch „Ur Jordens Djup“ zieht. Schwierig gestaltet sich natürlich die Popularität der Lyrics, da die Finnen wie immer in ihrer Heimatsprache singen. Da dürfen sie sich nicht beschweren, wenn sie manchmal zum Humppa-Sauf-Metal degradiert werden. Aber was ein richtiger Fan ist, lernt ganz einfach finnisch. Aber warum ist denn nur das letzte Lied so lang? Fast eine Viertelstunde? Aha, da wurde noch ein Bonbon versteckt, und ich verrate natürlich nicht was! Nur soviel: Es geht um einen Mönch!

FINNTROLL sind die unbestrittenen Könige ihres Genres, des so genannten Humppa-Folk-Black-Metal. Mit „Ur Jordens Djup“ präsentieren sie sich von ihrer düsteren Seite, bringen jedoch in diesem Rückschritt Richtung Black Metal trotzdem gekonnt ihre folkigen Humppa-Elemente unter. Falls es wirklich noch jemanden gibt, der sie nicht kennen sollte, dem seien als Vergleich ENSIFERUM, MOONSORROW oder ein bisschen die deutschen EQUILIBRIUM an die Hand gegeben. Ansonsten bleibt mir nur noch übrig, zu diesem brachial unterhaltsamen Werk zu gratulieren. Und der Troll sprach: Veni, vidi, vici!