Heidevolk - Batavi

Heidevolk - Batavi Pagan Metal - Artwork

Stil (Spielzeit): Pagan / Folk Metal (39:48)
Label/Vertrieb (VÖ): Napalm Records (02.03.12)
Bewertung: 6,5 /10

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Holland steht für geschmacklich einwandfreie Tomaten, Tulpen, Käse, wunderschöne Landschaften, kiffen, komische RTL Moderatoren und seit kurzem auch für geschmackvollen Pagan Metal mit geschichtsträchtigen Texten und mehrstimmigem Männergesang. HEIDEVOLK haben mit ihrem aktuellen Album „Batavi" eine überraschenderweise gute Platte abgeliefert.

Die Scheibe behandelt die Geschichte der Bataver, die Holländer liefern mit ihrem vierten Album ein Konzeptalbum ab, welches sich inhaltlich ausschließlich damit beschäftigt. Mit ihrem vertonten Geschichtsunterricht zerren uns HEIDEVOLK also in die Vergangenheit. Und zwar mitten auf das Schlachtfeld und in den Kampf der Bataver und der Römer, vor 2000 Jahren. Damals kämpften Germanenstämme und das Römische Reich um die Vorherrschaft im Nordwesten Europas. Die Kämpfe fanden hauptsächlich an den Ufern des Rheins statt und die Bataver waren ungewollt zwischen die Fronten geraten. Um sich zu wehren und ihr Überleben zu sichern, blieb ihnen nichts anderes übrig, als am Krieg teilzunehmen und sich mit Gewalt zu verteidigen.

Während der erste Song „Een Nieuw Begin" (Ein Neuanfang) eher ein langes Intro ist, und meiner Meinung nach nicht komplett abschließt, geht der nächste Song deutlich in Richtung Pagan Metal. Allerdings gehen HEIDEVOLK während des kompletten Albums um einiges ernsthafter zu Werke, als die meist finnischen Genrekumpel. Auf Flötengedudel und den Einsatz irgendwelcher altertümlicher Instrumente wird verzichtet. Dafür werden Schwertgefechte, ähnlich wie bei MOONSORROW, über den feinen Beckenschlag transportiert und auch der zweistimmige Männergesang bringt unweigerlich mittelalterliche Stimmung auf. Schade ist allerdings, natürlich meine subjektive Meinung, dass man durch das Halbverstehen der holländischen Sprache oft Dinge versteht, die sicher so nicht gemeint waren. Häufig höre ich sinnlose Sprachfetzen wie „viertel vor drei", „heut war sie die Käsefrau..." oder „lass die Bude rasen...". Schade für die Band, die ganz sicher nicht im Spaßsegment anzuordnen ist und sich mit ihren Texten wahrlich Mühe gibt.

Trotzdem werden der Kampfgeist und die auswegslose Situation der Bataver schön in den Songs transportiert. Kompakt und dicht kommen die Songs daher, und der Ansage des „härtesten und aggressivsten Albums von HEIDEVOLK" kann ich beipflichten.

Der Gesang ist ein herausstechendes Merkmal von HEIDEVOLK. Wenn er richtig eingesetzt wird, dann ist er auch wirklich hervorragend anzuhören. Verschenkt finde ich es, wenn Mark und Joris einfach nur die gleichen Strophen in der gleichen Melodie und am besten noch in gleicher Tonlage singen. Wenn die Tonlage oder gar die Melodie variiert, dann klingt es so genial wie bei „Wapenbroeders" und „In Het Wood Gezworen". Gemeinsam mit dem darauf folgenden Instrumentalstück „Veleda" sind die Songs sowieso das goldene Trio und stellen für mich das gebündelte Highlight und die ganze Stärke von „Batavi" dar. Hätte die Veröffentlichung nur aus den drei Songs bestanden, wären es 10 Punkte gewesen! Die beiden Songs laden zum Mitsingen ein, außer „Hey" und Phantasieholländisch wie „stäänd an men Seiiiiiit" und „feeeecht wit mi... träächt meen schweert" kann ich aber leider fantechnisch nichts beisteuern. Dass man sich aber überhaupt zu so alberner Lautplapperei hinreißen lässt, spricht nur noch mehr für HEIDEVOLK und die Songs.

Produktionstechnisch ließen sich HEIDEVOLK von HYPOCRISYs Peter Tätgren (Gitarre, Gesang und Keyboard) unterstützen. Die Platte ist top produziert, keine Frage, und es gibt da auch nichts zu meckern. Allerdings klingt es für mich auch nicht so herausragend, dass ich es von alleine erwähnt bzw. bemerkt hätte.

Leider enthält „Batavi" noch mehr Lückenfüller als Hits. Die meisten Songs fahren mit angefahrener Handbremse und versuchen Druck durch flaches Schlagzeuggewitter oder häufig wiederholende Melodiebögen zu erzeugen, meiner Meinung nach reicht das bei weitem nicht aus. Es fehlt einfach noch an Ideen und genug Variation: Das Potenzial, um die Luft nach oben auszufüllen, ist aber auf jeden Fall vorhanden. Ich denke, dass HEIDEVOLK es in Zukunft schaffen können, weiterhin auf die üblichen „Humpa-Utensilien" zu verzichten und trotzdem tolle, abwechslungsreiche Songs zu schreiben. Das haben sie mit dem Hammerdreier („Wapenbroeders", „In Het Wood Gezworen" und „Veleda" ) bewiesen!