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Der Großmeister des Heidenstahls, Markus Eck, von metalmessage.de ist mal wieder seiner Aufklärungsarbeit zum paganen Untergrund nachgekommen. Und wie schon im letzten Jahr ist das Niveau für eine Compilation tendenziell sehr hoch. Es macht halt einen Unterschied, ob irgendwelche Labelleute so etwas zusammenstellen und (nach)lässig auf den Markt werfen, oder ob ein enthusiastischer Musikfan mit Sachverstand und Herzblut sich der Sache annimmt. --- So ist an der Auswahl von Bands und Songs auch diesmal nur sehr wenig auszusetzen.
Neben vielleicht sogar schon dem Mainstream geläufigen Truppen wie ADORNED BROOD, WAYLANDER oder ANDRAS sind auch Exoten wie die Brasilianer von TIWAZ oder Nachwuchskräfte wie DYRATHOR aus Hattingen am Start.
Eröffnet wird der Heidenspaß aber von FIMBULVET aus Thüringen, deren angeschwärztes Material sehr rifflastig rüberkommt und in mancherlei Hinsicht richtungweisend ist. Zum einen ist dieses Mal die heimische Szene sehr präsent; zum anderen hat Vol. V. (auch gerade dadurch) eine angeraute Schlagseite. Jedenfalls vermisse ich diesmal etwas solche Highlights wie ALKONOST oder SIROCCO vom Vorgänger, die ihre folkigen Einflüsse eher auf der Basis traditionellen Metals geltend machen oder auch puren Folk wie seinerzeit SKYFORGER.
Was FIMBULVET auszeichnet ist mal sicher die Gitarrenarbeit, abwechslungsreiches dynamisches Riffing und schöne Leads. Abwechslungsreich bemüht sich auch der Gesang zu sein. Aber der zum Glück nicht allzu pathetische Klargesang hat mir zu wenig Bindung zur Mucke und das angeschwärzte Gekeife ist mir zu abgelutscht. Aber das ist eine ganz persönliche Sache. So sehr ich auch auf paganen Kram stehe, aus deutschen Landen muss er nicht unbedingt sein. Für meine Aversionen kann die Band aber nichts und unterm Strich bleibt anerkennendes Nicken, das sich auch zum Bangen steigern kann… Die Gitarren sind wirklich gut.
Dann betreten HROMOVLAD das Schlachtfeld, die zwischen slawischer Melodieführung / folkiger Instrumentierung und extremmetallischer Raserei wechseln. Innovativ ist das nicht, aber ganz gut gemacht. Und dann betreten zwei echte Helden das Schlachtfeld.
TUMULUS sind definitiv eine der besten und eigenwilligsten Folk Metal Bands dieses Planeten. Man muss sie nicht mögen und man kann sich an Manchem stören… Ich finde sie nur geil. Für wen sie neu sind: Sie haben sich schon vor 11 Jahren nach dem Ableben von Maxim "Agyl" Adrianov aus den Trümmern der Epic Doom Band SCALD (die zu Recht Kultstatus genießt) erhoben und bieten eine sehr progressive Variante des Folk Metals. Zu slawischem Folk gesellt sich ein breites Spektrum metallischer und (prog-)rockiger Klänge. Da nimmt das Keyboard dann auch schon mal Klangfarben ganz früher MARILLION an (zu Zeiten von „Grendel“ etwa). Gewöhnungsbedürftig für viele wohl auch Kuchmas Gesang: relativ hoch, einerseits typischer Russenfolk, andererseits sehr eigenständig. Schwierig zu beschreiben, schön zu hören. Traditionalisten im paganen Sinne könnten sich vor soviel Spiel- und Experimentierfreude erschreckt abwenden. Und dürfen sich voller Genuss der schleppenden, schweren Atmosphäre DARK FORESTs hingeben. Das 1-Mann-Projekt (David Parks) aus Kanada hat mit seinem Demo 05 und dem 06er Debüt „Aurora Borealis“ im Untergrund für Furore gesorgt. 2007 wurde das Album nochmals veröffentlicht. Mit dem Demo als Bonus und richtigen Drums statt digitaler Tupperdose. Die Atmosphäre von "Journey To Ever-Eternal Skies" erinnert atmosphärisch fast an das Meisterwerk, „Filosofem“ genannt, eines durchgeknallten norwegischen Faschos und ist der doomigste Song von Parks Debüt. Sehr dunkel und melancholisch und zugleich sehr tröstlich, viel gutes Pathos, schöne Chöre, phantastische Leads. „Aurora Borealis“ ist ohnehin ein Hammer-Album. Mir dagegen unbekannt sind die Exoten von TIWAZ; die Brasilianer benötigen aber keinen Exotenbonus um für „Battlelore“ eine gute Note einzufahren. Manierlicher, kraftvoller Pagan Black Metal mit guten Melodien und schön clichéhafteten, rustikalen Chören. Mit seiner irischen Violine hat das Nachwuchssextett DYRATHOR aus Westfallen von Anfang an bei mir einen Stein im Brett..., den der langweilige Gesang typisch deutscher Provenienz aber gleich mal wieder entfernt. Growl, Keif … Gähn! Jochen, der Violinist, soll auch für Klargesang zuständig sein, kommt hier derart aber nicht zum Einsatz und so kämpft er mit seiner Violine einen heldenmütigen, aber leider vergeblichen Kampf, die Band vor dem Prädikat „deutscher Durchschnitt“ zu retten. Da wird noch Potenzial liegengelassen. Das Doppel-D Prädikat können sich XERIÓN nie nicht verdienen. Zum einen sind sie Spanier, zum anderen ist das primitive Gerödel frei von jedem Charme und Wiedererkennungswert und die eingestreut-aufgepfropfte Tra-la-la-me-lo-die ist so etwas von fade… Totalausfall. Und dann wird’s wieder richtig geil. Was nicht anders sein kann, denn (Nord-)Irland bringt eine seiner vielen überdurchschnittlich guten Bands an den Start. WAYLANDER sind mittlerweile schon über 15 Jahre dabei und ihr keltischer Folk Metal strotzt nur so vor Seele, Kraft und epischem Spielwitz. „As Deities Clash” macht da keine Ausnahme und besticht mal wieder durch tolle Gitarrenarbeit und wunderschöne Melodien. Einfach eine Sahne-Band. Die nächsten beiden Nummern sind wieder recht schwärzlich. Als Melodic Black Metal mit Folkeinsprengseln lassen sich die Belgier von NATAN skizzieren. Auch sie haben eine Violine am Start, und wie bei DYRATHOR ist damit das Beste genannt. NATAN können auch mit Klargesang und dann gefallen sie gut. Das BM Gekrächz und Gesäge ist eher Durchschnitt. Kann man hören, muss aber nicht sein. Spannender sind da natürlich ANDRAS, deren epischer Pagan Black Metal schon einige Finessen in den Satteltaschen hat. Der gepresst orchestrale Gesang vs. BM-Gekrächze ist einfach nur schön. Und die Gitarren… vielleicht Deutschlands Finest! Kommen wir zu meinem persönlichen Problemfall. OBSCURITY spielen eigentlich genau die Sorte deutschen Pagan Metals, den ich nicht mag: Stumpf ist Trumpf & schwarzmelodisch mit rauem Gesang. Seltsamerweise finde ich „Nach Asgard wir reiten“ vom im März erscheinenden „Várar“ einfach nur klasse. Einem Grund kann ich dagegen nicht finden. Macht einfach Spaß. Den Rausschmeißer geben die Belgier VINTERNATT und auch hier dominiert eine Violine. Erneut der fast einzige Grund, sich den basalen und eher durchschnittlichen BM reinzutun. Sie ist ziemlich Balkan-orientiert. Das kannte ich so bislang nur von den phantastischen „10rue de Madeleine“; sie wertet den Song mal so richtig auf. Ein Wort, weil Markus das immer so will, und weil es diesmal auch angebracht ist, zum Artwork. Die CD wird in DVD-Verpackung geliefert. Eigentlich eher unpraktisch, kommt das aber dem liebevollen Artwork zu Gute. Das erfreulich ironische Cover wird von einer putzigen Thor-im-Einsatz-Darstellung aus der Werkstatt Ed Repkas geziert, der seit den 80ern Legionen von Bands (u.a. MEGADETH, DEATH) bemalt hat. Eher typisch pagan: die sehr schönen Naturphotos des Booklets… Auch diesmal ist das Album wieder ein recht gelungener Querschnitt durch die Botanik, wenngleich die Songauswahl diesmal nicht ganz so toll ist wie auf dem Vorgänger und eher für Neuheiden nützlich sein dürfte; denn die Crème ist gut bekannt und die Unbekannten im Schnitt nicht so toll wie auf Vol. IV. Dass kann man anders sehen, wenn man Pagan M. grundsätzlich Folk Metal vorzieht. Was ich nicht tue. 1. FIMBULVET (Deutschland) "Helias Bann" v. „Der Ruf in Goldene Hallen“, 2008 2. HROMOVLAD [Slowakei] "Slava" 3. TUMULUS (Russland) "Kochevonov Plyas" v. "Kochevonov Plyas" 2008 4. DARK FOREST (Kanada) "Journey To Ever-Eternal Skies" v. “Aurora Borealis”, 2007 5. TIWAZ (Brasilien) "The Battlelore" 6. DYRATHOR(Deutschland) "Im Auge des Sturms" v. Demo „Memories in Frost“, 2008 7. XERIÓN (Spanien) "No Pazo Derruido Da Existencia" 8. ADORNED BROOD (Deutschland) "Sons Of The Damned" v. “Noor”, 2008 9. WAYLANDER (Irland) "As Deities Clash" v. “Honour Amongst Chaos”, 2008 10. NATAN (Belgien) "Volkskracht" 11. ANDRAS (Deutschland)"Miasma Track" 12. OBSCURITY (Deutschland) "Nach Asgard wir reiten" 13. VINTERNATT (Belgien) "De Zwarte Mis"
ADORNED BROODs "Sons Of The Damned" ist ein gutes Beispiel dafür, womit labelunabhängige Sampler zu kämpfen haben; mal abgesehen von finanziellen und Lizensierungsfragen… Der Song ist eines der Highlights vom kürzlich erschienen Album „Noor“, eine richtig gute, abwechslungsreiche Nummer. Und fand sich daher zu Werbezwecken nicht nur schon auf dem 2-in-1-Re-Release von HILTIA / WIGAND sondern auch auf diversen Promo-CDs. Das kann keine Negativ-Kritik an der METALMESSAGE sein, schließlich weiß man ja nicht, wem die Plattenfirmen ihr Zeug sonst noch anbieten. Macht "Sons Of The Damned" aber definitiv überflüssig.