Korpiklaani - Jylhä Tipp

Korpiklaani - Jylhä

KORPIKLAANI stehen seit jeher für finnischen Folk Metal der heiteren und lebensfrohen Sorte. Das 2018 erschienene „Kulkija“ brach zum ersten Mal mit den vorherrschenden Traditionen der Band und lies KORPIKLAANI erwachsener wirken als je zuvor. Die neue Scheibe „Jylhä“ schließt sich nun mit selten dagewesener Härte und mitreißenden Folk-Melodien an.

"... es gibt so viel Neues" – Jonne Järvelä

Den Auftakt von „Jylhä“ bildet das energiegeladene „Verikoira“. Der Song prescht mit harten Drums und mächtigen Gitarren entschlossen voran und wird durch Sänger Jonne Järveläs rauchige Stimme komplettiert. Weiter geht die Reise KORPIKLAANIs in neuere Territorien mit „Niemi“, einem powervollen tanzbaren Song, der untermalt von Akkordeon und Geige die Brücke zu alten Traditionen schlägt.

Es folgt die erste Singleauskopplung „Leväluhta“. Der Song erzählt die Geschichte eines altertümlichen Massengrabs aus der Sicht eines Begrabenen. Trotz der düsteren Thematik ist der Song leichtfüßig und eingängig. Die Humppa-Wurzeln der Band treten hier vor allem in den Drums wieder ein wenig hervor und machen „Leväluhta“ zusammen mit funky Gitarrenriffs zu einem absoluten Ohrwurm.

Ab hier drosselt das finnische Sextett das allgemeine Tempo zunächst ein wenig, bis „Jylhä“ einige Tracks später wieder etwas Fahrt aufnimmt.  Mit etwas mehr melancholischen Untertönen geht es im Album mit „Mylly“ weiter, ein ruhiger aber sonst unspektakulärer Song, der nicht zu den musikalischen Höchstleistungen KORPIKLAANIs gehört, obwohl die textliche Vorlage über einen dem Teufel begegnenden Müller durchaus Potenzial für mehr bietet.

„Tuuleton“, der mit Abstand ruhigste Song des Albums, hat schon beinahe Balladencharakter, ist aber wieder einmal ein Beweis, dass Folk Metal wesentlich mehr sein kann als nur Party und wildes Headbangen. Das folgende „Sanaton Maa“ ist quasi noch einmal die Ruhe vor dem aufkommenden Sturm, den die Tracks „Kiuru“ und „Mieru“ entfesseln. Zwar schon etwas flotter unterwegs als sein Vorgänger, sticht „Sanaton Maa“ allerdings trotzdem nicht wirklich aus der Masse der insgesamt 13 Songs auf „Jylhä“ heraus.

Mit alter Stärke zu neuen Ufern

Die zweite Albumhälfte beginnt wie zuvor erwähnt heavy. „Kiuru“ und „Miero“ ziehen im Intro zwar das Tempo zunächst wieder an, entwickeln sich jedoch im Laufe ihre Spielzeit zu zwei soliden Midtempo-Nummern, die trotz allem die etablierte Härte nicht verlieren.

Es folgen zwei absolute Highlights des Albums: „Pohja“ und „Huolettomat“. Während „Pohja“ eher brachialer daherkommt, geht „Huolettomat“ mehr in die tanzbare, folkigere Richtung. Was beide Songs gemein haben, sind mitreißende Gitarrenriffs und eingängige Melodien, gespielt von Geige und Akkordeon. Vor allem bei „Pohja“ ist der Einfluss von Albumproduzent Janne Saksa, der Bands wie TURISAS, STAM1NA und ROTTEN SOUND zu ihrem charakteristischen Sound verholfen hat, deutlich zu hören.

Auf den letzten Metern von „Jylhä“ werden KORPIKLAANI noch einmal experimentell und driften mit „Pidot“ in Richtung Country ab. Locker folkig wie man es von den Finnen gewöhnt ist, macht der Song schon beim Zuhören Spaß und wird wahrscheinlich live ähnlich gut ankommen.

Den krönenden Abschluss bildet das knapp sechseinhalb Minuten lange „Juuret“. Der Track greift noch einmal so gut wie alle zentralen musikalischen Themen des Albums auf und fasst diese zusammen. Ein durchaus würdiger Abschluss für ein sehr facettenreiches Album.

Fazit

Zugegeben, die wilden Zeiten von KORPIKLAANI, in denen Humppa-Melodien und beschwipste Songtexte die Alben dominierten, sind vorbei. Jedoch ist „Jylhä“ der perfekte Beweis dafür, dass KORPIKLAANI das Image, welches sie sich über die Jahre geschaffen haben, ein Stück weit ablegen können und trotzdem spannend und relevant bleiben.

Es sei natürlich der neue Mann am Schlagzeug nicht vergessen: "Jylhä" ist das erste Album mit Samuli Mikkonen an den Drums, der nicht nur frischen Wind in die Band, sondern auch hörbar ins Songwriting gebracht hat. Fans der sorglosen Trinklieder und/oder Upbeat-Nummern wird „Jylhä“ nicht abholen, und wer vorher mit KORPIKLAANI  nicht viel anfangen konnte, wird es vermutlich auch mit diesem Album nicht. Alle anderen werden aber mit diesem abwechslungsreichen Werk mit vielen sehr guten Songs und nur einigen wenigen Ausreißern große Freude haben.

Songempfehlungen

  • Leväluhta
  • Pohja
  • Pidot

Trackliste:

  1. Verikoira
  2. Niemi
  3. Leväluhta
  4. Mylly
  5. Tuuleton
  6. Sanaton Maa
  7. Kiuru
  8. Miero
  9. Pohja
  10. Huolettomat
  11. Anolan aukeat
  12. Pidot
  13. Juuret

KORPIKLAANI sind:

Jonne Järvelä – Gesang, Gitarre
Sami Perttula – Akkordeon
Tuomas Rounakari – Violine
Jarkko Altonen – Bass
Kalle „Cane“ Savijärvi – Gitarre
Samuli Mikkonen - Schlagzeug