
Stil (Spielzeit): Extreme Progressive Metal (53:01)
Label/Vertrieb (VÖ): Mnemosyne/Candlelight (25.01.10)
Bewertung: 8,5/10
Links: http://www.ihsahn.com
http://www.myspace.com/ihsahnmusic
Schon das zweite Album „angL" wird vor zwei Jahren hoch gelobt und wohlwollend in der Welt der aufgeschlossenen Extrem-Musik-Hörer aufgenommen. Denn IHSAHN war der Frontmann bei EMPEROR – die Vergangenheitsform ist hier in jeglicher Hinsicht angebracht – und verwirklicht nun seit einiger Zeit extreme Musik nach seinen eigenen Vorstellungen, die auch mal ganz leise sein kann. Nach der technischen, teilweise schrägen, melancholischen und doch wunderschön harmonischen letzten Scheibe, ist es spannend zu hören, was „danach" kommt.
Langsam und düster schleicht er sich aus dem Moor heran. Als die restlichen Instrumente im Opener einsetzen, wird es kompliziert. Rhythmisch und harmonisch wird einem der Einstieg nicht gerade leicht gemacht. IHSAHNs herbes, melodisches Geschrei, wie man es schon von vorher kennt, kennzeichnet die Verzweiflung, die in cleane Melancholie umschlägt. Doch das immer wiederkehrende Thema bleibt der Anker im Vertrackten.
Der Anfang des folgenden „A Grave Inversed" macht dann einfach Spaß! Treibende Drums, dazu höchst schräge Melodien und bald setzt das Saxophon ein. Ja, richtig! IHSAHN wagt Experimente. Außerdem wollte der Norweger schon immer einmal ein Saxophon in seine Songs integrieren. Zu Beginn ist es sehr gewöhnungsbedürftig und jazzig, mit sehr verstörendem Charakter. Selbst nach einigen Durchläufen wirkt es noch befremdlich, was sich für mich allerdings auf den zweiten Song des Albums beschränkt. Denn spätere Bläser-Linien, die sich unter anderem durch die beiden Zehn-Minuten-Stücke ziehen, entfachen eine schwermütige Weite, in die jegliche dunkle Gedanken entschwinden können.
Der Titelsong durchwandert ziemlich gemütlich endlose Gehörgänge und erinnert mich ein wenig an „Threnody" von dem Vorgängeralbum. Melodischer Trübsinn, wie ihn auch KATATONIA fabrizieren lädt zum gelungenen Missmut ein.
IHSAHN spielt mit Harmonien, lässt sie verschwinden in einem fiesen Modus, der böse kribbelig machen kann, lässt sie wieder auftauchen, verspielt wabernd und dann wieder hypnotisch wiederholend. In „Undercurrent" kommt ein wunderbar klagendes Saxophon wieder ins Spiel, bevor der Spieß in Richtung Vollgas umgedreht wird.
Militärisch stampfende Doppel-Leads führen uns in „Heavens Black Sea" ein. Wo man sich kurz zuvor noch musikalisch in der ausgedehnten Einöde unter einen schwarzen Himmel legt und die frische Düsterkeit über sich träufeln lässt, wird hier teilweise der Presslufthammer herausgeholt, der mit dem behaglichen Holzbläser konkurriert.
Einen super Abschluss bildet das längste Stück der Platte, das nochmals alles auffährt, wofür IHSAHN steht. In relativ modern klingendem Düstermetal - mit Experimenten bei den Gastspielern - gehen Aggression und Depression Hand in Hand durch den großen dunklen Wald und verschmelzen zu weinender Anmut.
Vergleiche zu anderen Bands möchte ich an dieser Stelle nicht groß unternehmen, da dies nicht ganz einfach ist. Natürlich klingt IHSAHN auf seinem dritten Longplayer nicht wie roher Black Metal der alten EMPEROR. Wer den Vorgänger „angL" gut fand, dem sei diese Scheibe empfohlen. Mir persönlich gefällt die vorherige Scheibe ein bisschen besser, da sie etwas eingängiger ist, doch zwischen strukturiertem Irrsinn und Wohlklang herrscht auch hier ein besonderer Frieden.

Manuel
"Größtenteils harmlos."