Apocalyptica - 7th Symphony Tipp



Stil (Spielzeit): Metal/Klassik (47:51)
Label/Vertrieb (VÖ): Sony Music (20.08.2010)
Bewertung: 8,5/10

Link: http://www.apocalyptica.com
APOCALYPTICA sind zurück – „und das ist auch gut so", würde ein bekannter Berliner Oberbürgermeister wohl dazu sagen. Der Albumtitel weist mehr oder weniger dezent darauf hin, dass es sich bereits um das siebte Album der Finnen handelt. Ist es tatsächlich schon 14 Jahre her, dass APOCALYPTICA mit einer METALLICA-Coverscheibe auf sich aufmerksam gemacht haben und die nach wie vor einzige „Metalband" der Welt sind, die nur mit Celli (und seit einigen Jahren Drums) Metal und Klassik auf unverkennbare Weise miteinander verbindet?

Im Jahre 2010 bestehen APOCALYPTICA immer noch aus dem Quartett Toppinen, Lötjönen, Kivilaakso und Sirén. Nach wie vor gibt es Stücke mit namhaften Gastsängern, und auch SLAYER-Drummer Dave Lombardo hat es sich nicht nehmen lassen, mal wieder im Studio vorbei zu schauen. Alles beim Alten also? Ja, irgendwie schon. Das Schöne an diesem Konzept ist jedoch, dass es vollkommen aufgeht und Album für Album stimmig umgesetzt wird, ohne dass sich die Finnen dabei jemals wiederholen. Ich muss zugeben, dass ich einige der APOCALYPTICA-Eigenkompositionen auf „Inquisition Symphony" und „Cult" nicht ganz so klasse fand. Spätestens mit ihrem selbstbetitelten Album haben die Cellisten dann aber endgültig gezeigt, welche songwriterischen Qualitäten sie besitzen. Mit „Worlds Collide" stellte die Band unter Beweis, dass sie das unglaublich hohe Niveau des Vorgängers halten konnte, und auch „7th Symphony" klingt so fantastisch wie die beiden vorherigen Alben. Na gut, vielleicht nicht ganz, denn „Apocalyptica" kann kaum übertroffen werden. Doch die zehn neuen Songs sind absolut klasse, abwechslungsreich und durchdacht. Das beginnt mit dem siebenminütigen „At The Gates Of Manala", das unverkennbar nach APOCALYPTICA klingt und sämtliche Facetten wie brutale Riffs, schnelle, teils Blastbeat-mäßige Drums, wunderschöne Cellopassagen und atemberaubende Melodien beinhaltet, geht über die eingängigen „End Of Me" und „Not Strong Enough" (mit Gavin Rossdale bzw. Brent Smith von SHINEDOWN als Gastsänger) und reicht bis zu dem todtraurigen und wütenden „Sacra" und dem langen „Rage Of Poseidon", das das Album mit eindringlichen Melodien, düsterer Atmosphäre und experimentellen harten Passagen beendet.

Dazwischen stehen mit „Beautiful" (klingt genauso, wie es heißt), „Broken Pieces" (mit Sängerin Lacey Sturm von FLYLEAF, die dem Song eine sehr sehnsüchtige Note verschafft), „On The Rooftop With Quasimodo", der schlicht „2010" betitelten Kooperation mit Dave Lombardo, der einmal mehr um sein Leben trommelt, und dem knüppelharten, thrashigen „Bring Them To The Light" (aufgenommen mit GOJIRA-Sänger Joseph Duplantier) weitere Highlights einer Scheibe, die sämtliche Vorzüge der Finnen zum Vorschein bringt. Ob hart und wütend oder ruhig und emotional, APOCALYPTICA sind wahre Meister im Umsetzen verschiedener Stimmungen. Stark verfremdete Celloklänge stehen neben virtuos gestrichenen Passagen, Eingängigkeit trifft auf komplexere Arrangements, und irgendwo ist immer die typisch finnische Melancholie auszumachen (wenn auch nur „Sacra" an die unglaublich verzweifelten Songs von „Apocalyptica" erinnert).

Mit bösem Willen könnte man dem finnischen Quartett vorwerfen, mit „End Of Me" oder „Broken Pieces" ein wenig zu sehr auf Radioairplay zu schielen. Da sich aber auch diese Stücke hervorragend in das Konzept von „7th Symphony" einfügen und sehr gut mit den instrumentalen Nummern harmonieren, kann man eine eine solche Annahme jedoch eher belächeln. "7th Symphony" ist vielmehr eine beeindruckende Verschmelzng von symphonischen Stücken, die bestens ohne Gesang auskommen, und leichter zugänglichen Ohrwürmern, mit denen die Finnen sicher die Charts sprengen werden.
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...

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