Between The Buried And Me - The Great Misdirect Tipp

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Stil (Spielzeit): ProgressiveExtremMetal (ka)
Label/Vertrieb (VÖ): Victory (30.10.09)
Bewertung: 10/10
Link: www.myspace.com/betweentheburiedandme


2000 in North Carolina gründen sich BETWEEN THE BURIED AND ME aus verschiedenen Metalcombos, um ab da gemeinsam zu musizieren und die Horizonte des Metals zu erweitern.  Klingt das erste  Album „s/t“ noch nach stumpfem Metalcore, wird auf den zwei  folgenden  Alben „The Silent Circus“ und „Alaska“ schon angedeutet, was 2007 in „Colors“ gipfelt, man zockt, worauf man gerade Lust hat, Stilgrenzen sind ab da Geschichte. Auf „Colors“ regierte Chaos gepaart mit großartigsten Melodien und es dominierte eine Band, die sich über sämtliche Musikkonventionen hinwegsetzte. Schon damals stellte man sich die Frage, ob das noch zu toppen sei. . .

Nun legen BTBAM mit „The Great Misdirect“ nach. Und vorweg darf auch hier schon wieder gesagt werden, dieses Album in eine bestimmt Nische zu stecken, wird ein schier unmögliches Unterfangen. Daher sollte man diesen Versuch von Anfang an unterlassen.
Die sechs Songs strotzen nur so von Abwechslungsreichtum. „Mirrors“ besticht  mit einer klaren Gitarrenline, in den Strophen eingesetzten depressiven Clean Vocals und strahlt dennoch die ganze Zeit über eine sommerliche Aura aus. Und dann kommt „Obfuscation“ , das mit einem solchen Riffunwetter beginnt, dass man die ersten Minuten schon wieder vergessen hat. Im Laufe des Songs entwickelt er sich noch zu einem richtigen progressiven Metal-Ungeheuer. „Disease Injury Madness“ beginnt mit einem stark an old schooligen Techdeath erinnernden Riff und verwandelt sich im Mittelteil zu einer seichten Boe, bevor zum Ende hin nochmal ein richtiger Wirbelsturm los fegt. Das Auge des Sturms befindet sich dann plötzlich über einer schönen mit schönsten Melodien gespickten Landschaft. Und nach dem Auge kommt ja folglich nochmals das Chaos, auch in diesem Fall. Bei „Fossil Genera“ beschleicht einen das Gefühl, als würde eine Metalband in einem Saloon auftreten, was an den großartig platzierten Synthesizereinsätzen liegt. Dann wird wieder kurz der Knüppel aus dem Sack gelassen, bis das Stück in einem sich wiederholenden stampfenden Riff enden will, aber noch nicht gelassen wird, denn dann wird’s nochmal richtig schön episch und endet in einem romantischen Ende mit Klavier und Akustikklampfe. „Desert of Song“ macht dann seinem Namen alle Ehre, man fühlt sich sofort an ein Lagerfeuer in eine Wüste versetzt. Jedoch trübt diese Stimmung und spätestens beim Refrain kommt  irgendwie eine Heimweh- oder Fernweh-Stimmung auf. Eine durchgehend ruhige Nummer.  Nach angedeuteten thailändischen Tempelrhythmen explodiert „Swim To The Moon“ nicht ganz unerwartet nach einigen Minuten.  Ein hypnotisierendes Leadriff, untermalt mit Doublebass und wirren Keyboardsounds, leitet ein Hyperblastchaos ein.  Es wird trotz Geknüppel nicht auf Melodien verzichtet.  Großartiger Rausschmeißer.
Auch mit „The Great Misdirect“ kreieren BETWEEN THE BURIED AND ME ein großartiges Metalalbum, von dem sich andere Bands eine Scheibe abschneiden können. Auf diesem Sektor fällt mir keine andere Band ein, die so verspielt von Genre zu Genre hüpft, die gekonnt leichte Parallelen zum Vorgänger ausnutzt und fortführt. Progressive Passagen, Hyperblast, Metalcore,  melodischster Deathmetal, hier findet sich alles wieder. Die Band klingt wie ein böser Bruder von OPETH und MUSE. Wurde auf ‚Colors‘ noch auf Samples der Marke Saloonschlägerei gesetzt, verwendet die aus North Carolina stammende Band nun Tiergeräuschsamples. Hier kommen Kühe oder auch Frettchen zum Einsatz. Genaues Hinhören ist hier Pflicht. „The Great Misdirect“ ist ein waghalsiges Album, das jedem Schubladendenker gehörig vor den Kopf stößt, dass es eine wahre Freude ist. Dieses Album macht auch nach dem zigsten Durchlauf noch Spaß.