Messerstecher Herzensbrecher – Auf Teufel Komm Raus

Messerstecher

Stil (Spielzeit): Psychobilly (51:52)
Label/Vertrieb (VÖ): Asphalt Records (04.06.10)
Bewertung: 5 / 10

Link: http://www.myspace.com/messerstecherherzensbrecher

Was für ein bescheuerter Bandname… Erinnert auf der einen Seite etwas an minder clevere Deutschrock-Bands, auf der anderen auch an die gutgelaunten und goldgelockten Lieblings-Schwiegersöhne aus der Volksmusik. Hält man jedoch erst einmal das simpel gestaltete Digipak, welches die vier Dortmunder Schwarzträger drei Jahre nach ihrem Debutalbum auf die Menschheit losgelassen haben, in den Händen, wird schnell klar, was den Hörer hier erwartet. Lederjacken, Haartollen, Flammen, Kontrabass und gleich zwei Songtitel, die praktischerweise sogar den Musikstil der Jungs in sich tragen: Psychobilly. Das ist an sich ja schon mal erfreulich. Schade nur, dass man den Titeln noch nicht anmerkt, was für Texte sich dahinter verbergen. Wie angenehm waren doch die Zeiten, als noch jeder Songtitel exakt so lautete wie der dazugehörige Refrain. Doch dann hätte das Quartett aus Dortmund Zeilen wie „Es gibt Lack, die Zunge leckt das Gummi rein“ oder „Er ist der Leichenräuber, zieht mit Säcken durch das Land“ auf dem Backcover stehen. Das könnte natürlich den einen oder anderen abschrecken. Also bleibt man lieber bei „Lack 2010“ beziehungsweise „Der Leichenräuber“.

An sich werden halt die typischen Psychobilly-Thematiken behandelt. Morbide Kreaturen der Nacht, Tod, Blut, „Sex, Bier & Psychobilly“, Liebe und selbstverständlich vor allem der daraus resultierende Schmerz. Das muss auch so sein, denn sonst wären die sechzehn Tracks, welche durch ein Intro und ein Outro ergänzt werden, ja lediglich Rockabilly. Aber nein. Bereits das eben erwähnte Intro verrät durch jede Menge düstere Schreie, welche die schnelle, aber tanzbare Musikuntermalung begleiten, dass man es auf dem passenderweise mit „Auf Teufel Komm Raus“ betitelten Zweitwerk mit der etwas makabereren Version der Stromgitarren-zu-Kontrabässen-Musik zu tun hat. Und auch die Instrumente geben sich beste Mühe, etwas verquert zu klingen und eine Art modrigen Geruch akustisch zu versinnbildlichen. Dass die Jungs von MESSERSTECHER HERZENSBRECHER auf dem einen oder anderen MAD SIN-Konzert mit Sicherheit anzutreffen sind, liegt auf der Hand. Auch werden THE METEORS und DEMENTED ARE GO höchstwahrscheinlich zu den Helden ihrer Kindheit zählen. Und doch werden derartige Szenegrößen stets unerreichte Vorbilder bleiben.

Denn so sehr man auch Parallelen ganz besonders zu MAD SIN an allen Ecken und Enden ausmachen kann, spielen die Messerstecher doch ganz klar in der Kreisklasse, während die verrückten Sünden weltweit Siege einfahren. Das beginnt bei den Texten, welche bei MAD SIN vielleicht nicht sonderlich viel außergewöhnlicher und einfallsreicher sein mögen, dort jedoch zumindest überwiegend auf Englisch vorgetragen werden. Diese Form von lyrischer Auslebung würde den Dortmundern mit Sicherheit auch nicht schaden. Denn die Versuche, immer mal wieder poetische Weisheiten in die ansonsten eher weniger tiefsinnigen Texte einfließen zu lassen, scheitern fast ausnahmslos. Ich habe zwar durchaus schon sehr viel schwachsinnigere Lyrics gehört, doch war ich beim ersten Durchlauf von „Auf Teufel Komm Raus“ schon etwas enttäuscht. Immerhin merkt man ihnen aber den guten Willen an. Ganz so schlimm wie bei Prollpunk-Bands wie LOKALMATADORE sind die Ergüsse zumindest nicht. Doch ist das noch nicht alles, was die Herzensbrecher von etablierten Genrevertretern unterscheidet.

Auch musikalisch gibt es nicht viel, was man nicht schon zuvor irgendwo gehört hätte. Der Bass steht, abgesehen vom mal rauhen, mal gefühlvollen, aber stets sehr dominanten Gesang, natürlich durchgehend im Vordergrund und gibt den Rhythmus vor. Begleitet von Gitarrenklängen, die nur selten im Ohr hängen bleiben, und absolut typischem Drumming, ergibt sich letztendlich ein Gesamtbild, welches durchschnittlicher kaum sein könnte. Mal etwas schneller und rockiger, dann wieder sehr beatbetont, zieht sich die Scheibe über gute fünfzig Minuten so hin und hinterließ zumindest bei mir keinen sonderlich bleibenden Eindruck. Eingefleischte Tollenträger hingegen sollten zumindest mal reinhören...