Merry - Under-World

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MERRY legen mir hier die zweite Visual Kei-Platte meines Lebens vor und wieder einmal muss ich mein Vorurteile beiseite schieben, da hier einfach ein ziemlich gutes Album vor mir liegt.

Die Japaner sehen zwar ziemlich bescheuert aus, haben aber eigentlich mit Emo und Konsorten gar nix zu tun. Mich erinnert das eher an Punk, Hardcore und Kirmes. Denn die fünf Geschminkten gehen hier zwar melodisch, aber trotzdem ziemlich wüst zu Werke und überschlagen sich in der Geschwindigkeit ab und zu beinahe. Der mir unverständliche Gesang bringt allerdings eine Menge Theatralik mit rein - gleichzeitig steht er der Wucht seiner Band aber auch in Nichts nach und geht somit mehr als vollkommen in Ordnung. Neben der Stimem schaffen aber auch die Instrumente gerne mal etwas Chaos und liefern viele ausgefallene Ideen, die manchmal entfernt an eine punkige Variante von MY CHEMICAL ROMANCE erinnert - zumindest, was deren „Three Cheers For Sweet Revenge" angeht.

Gegründet hat sich die Band aus der Osaka-Gegend bereits Ende 2001 und hat bereist einige Singles und Alben in Umlauf gebracht. Mir gefällt vor allem ihre punkige Herangehensweise bei gleichzeitigem Identitätsaufbau. Ich könnte sie zum Beispiel nicht sofort mit bestimmten Bands vergleichen (wenn doch, wären es auf jeden Fall Punkbands). Und dafür ist vor allem die Durchgeknalltheit des Fünfers verantwortlich. Zwar halten sie die Geschwindigkeit nicht konstant, aber trotzdem bleiben die Songs mitreißend. Das ein oder andere Stück dürfte auch Fans von Rockabilly, Rock oder Ska leicht reizen.

Ich bin nach wie vor überrascht, dass mir die Platte gefällt - ich hätte nicht vermutet, dass so bescheuert aussehende Typen ein so herrlich klischeefreies Album hinlegen. Gut, über die Spielzeit könnte man reden und das Teil noch etwas kompakter gestallten. Aber für Hörer, die sich nicht durch dieses Visual Kei-Ding ablenken lassen auf jeden Fall eine Bereicherung.